Die Signale bzw. Zahlen zur konjunkturellen Entwicklung in Deutschland erscheinen widersprüchlich: Einerseits sorgt der Wirtschaftsboom in Deutschland dafür, dass die Arbeitslosenzahlen stetig sinken. Andererseits scheint das Wachstum der Börsenwertes in Deutschland zumindest vorerst gestoppt: Der als Zeichen für den Börsenwert der 30 größten deutschen Unternehmen geltende DAX befindet sich im leichten Sinkflug. Notierte er vor kurzem etwa 13.500 Punkte, so liegt er derzeit nur noch bei etwa 13.060 Punkten. Die Frage lautet: Vorzeichen des Abschwungs, oder nicht?
Exportüberschuss und weitere Kennzahlen deuten auf gute Konjunktur hin
- Exportüberschuss und weitere Kennzahlen deuten auf gute Konjunktur hin
- Verlangsamtes Wachstum für 2018 prognostiziert - Gleitphase der Konjunktur erwartet
- Kleine Wolken am Konjunkturhimmel: "Little Rocket Man" und Regierungsbildung
- Einfluss der Politik
- Unsere Prognose: Leichter Aufwärtstrend ohne manche Überhitzung
Momentan sieht es so aus, als wenn die kritische Betrachtung der wirtschaftlichen Entwicklung eher in die Kategorie „Klagen auf hohem Ausgangsniveau“ einzuordnen wäre. Die von der OECD erhobenen Daten zum Wirtschaftsboom in Deutschland deuten auf eine derzeit robuste, starke Konjunktur hin.
Der Leistungsbilanzüberschuss im Jahr 2016 lag weiterhin bei mehr als 7,5 %! Auch die aktuellen Zahlen deuten darauf hin: Deutschland exportiert mehr, als es importiert und hat damit seine starke Position im internationalen Handel behaupten können. Insbesondere die Produkte des Automobilbaus oder Maschinenbaus erfreuen sich weiterhin einer großen Beliebtheit. Auch die Umweltdiskussion oder die aufkommende Verbrennungsmotor-Feindlichkeit konnten daran bisher nichts ändern.
Verlangsamtes Wachstum für 2018 prognostiziert – Gleitphase der Konjunktur erwartet
Ob der Wirtschaftsboom Deutschland weitergeht, liegt auch im Auge des Betrachters. Im nächsten Jahr soll die Wirtschaft brutto nur noch ein 1 % Wachstum generieren können. Ist dies noch ein leichter Aufschwung oder schon eine Stagnation? Dies wurde in unserer Redaktion heftig diskutiert.
Es scheint also so zu sein, als wenn die Wirtschaft am Ende eines Konjunkturzyklusses nur noch leicht wächst und es im Jahr 2019 vielleicht eine leichte Stagnation geben könnte. Dies kommt aber nicht unerwartet, weil das klassische Konjunkturmodell von einem Zyklus ausgeht, der mit einem Aufschwung beginnt und dann in eine Stagnation führt. Nach einer kurzen Phase des Rücksetzers folgt dann eine neue Wachstumsphase.
Kleine Wolken am Konjunkturhimmel: „Little Rocket Man“ und Regierungsbildung
Der in Teilen der Presse nachzulesende Konjunkturpessimismus speist sich aus verschiedenen Quellen, die allerdings ein bisschen diffus sind: Sie könnten eine Wirkung entfalten, andererseits aber auch vollkommen spurlos an der Konjunktur vorbeigehen. Gemeint sind die politischen Spannungen in Korea und die als Provokation wahrgenommene Herabwürdigung des nordkoreanischen Spitzenpolitikers als „Little Rocket Man“.
Entspannung sieht anders aus. Sollte es zu einem militärischen Konflikt kommen, so kann es zu einer Destabilisierung des gesamten asiatischen Raumes kommen. Mit einer entsprechenden Bremswirkung auch auf die deutschen Exporte.
Einfluss der Politik
Eine weitere kleine Wolke am Konjunkturhimmel ist die derzeitig zähe Regierungsbildung in Berlin: In wichtigen Themenfeldern ist derzeit keine Lenkungswirkung durch die Regierung wahrzunehmen. Stattdessen sieht es danach aus, als würden uns Neuwahlen einer neuen Regierung bevorstehen.
Unsere Prognose: Leichter Aufwärtstrend ohne manche Überhitzung
Der Wirtschaftsboom in Deutschland hat in einigen Regionen zu enorm steigenden Preisen beispielsweise bei Mieten oder Immobilienpreisen geführt. So warnten Marktkenner und auch ein Vorstand der Bundesbank bereits vor möglichen Übertreibungen – ohne jedoch das Wort Immobilienblase oder ähnliche Formulierungen in den Mund zu nehmen.
Eine ganz leichte Abkühlung der Konjunktur kann zu kleineren Korrekturen führen, die aber in Form von gestiegener Kaufkraft bei den Mieterinnen und Mietern gar nicht so schlecht sein können. Langfristig könnten sich die Konjunkturaussichten ein bisschen eintrüben, da die deutschen Unternehmen bei manchen Themen der Digitalisierung oder der Industrie 4.0 noch einen gewissen Aufholbedarf haben. Dann wird es am Einfallsreichtum und der Innovationskraft der Unternehmen liegen, mit neuen Produkten und Dienstleistungen einen neuen Wirtschaftsboom in Deutschland einzuläuten.
Titelbild: ©istock.com – monsitj
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