Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt mehr als alle bisherigen Innovationen zusammen, Produkte und Dienstleistungen werden günstiger und sind beinahe überall verfügbar. Gleichzeitig verändern sich Arbeitsinhalte und die Geschwindigkeit. Dennoch nimmt die Volkswirtschaft Fahrt auf und die Unterbeschäftigung geht zurück. Kann es also sein, dass die vielfach gescholtene Digitalisierung in Wahrheit die Lebensqualität erhöht? Ein Blick auf die Details lohnt sich.

Management und Wissensarbeiter stehen vor neuen Herausforderungen

Die Digitalisierung unserer Arbeitswelt verändert seit zehn Jahren auch zunehmend die Arbeit des Managements und der Wissensarbeiter. Viele Routineaufgaben der Informationsbearbeitung, –bewertung und –interpretation werden dank Algorithmen und Softwarelösungen viel schneller als früher gelöst. Deshalb verändern sich die Hierarchien und Organigramme vieler Großunternehmen: Ein Teil des mittleren Managements bekommt neue Aufgaben, die Hierarchien werden flacher.

Gleichzeitig steigt die Transparenz und Vergleichbarkeit von Unternehmen und innerhalb der Regionen: Der Austausch von „Best Practices“ und die Organisation des Lernens innerhalb von Unternehmen schaffen neue Beschäftigung. In größeren Unternehmenseinheiten wird deshalb trotz 10- oder mehrfacher Geschwindigkeit dank Digitalisierung die Arbeit nur etwas weniger. Es entstehen neue Arbeits- und Tätigkeitsfelder. Viele Wissensarbeiter in den Bereichen Recherche/Journalismus,Sprachverarbeitung und Übersetzung stehen allerdings vor enormen Herausforderungen: Hier verändern sich dank teilautomatisierter Lösungen die Geschäftsmodelle erheblich, ein Preisdruck entsteht. Ähnlich wie in anderen Branchen ist für Wissensarbeiter deshalb die Diversifikation oder Umformung des Geschäftsmodells Pflicht.

Kreative Marktwirtschaft bedeutet die Umformung des Handels

Wer die Wirtschaftsnachrichten in der Tagespresse aufmerksam verfolgt, der wird sehr schnell feststellen: Einige Branchen befinden sich in einem fast vollständigen Umformungsprozess. Beispielsweise kämpfen die großen Kaufhäuser wie Karstadt und Metro um Kunden und Überlebenskonzepte. Andererseits können viele kleine spezialisierte Fachhändler über das Internet mehr Kunden denn je erreichen.

Wie passt dies zusammen? Die Erklärung liegt in den Chancen des Internet-Handels: Nur die wenigsten denken daran, dass es beispielsweise nicht nur den einen Händler „Amazon“ gibt, sondern dass er – ähnlich wie beispielsweise Auktionsplattformensehr niedrige Zugangsschwellen für kleine Händler hat. Diese können sich dank Expertise, ausführlichen Produktbeschreibungen nunmehr an Kunden auch außerhalb des Einzugsbereiches ihres stationären Geschäftes wenden. Dadurch wird einerseits Umsatz von den Innenstadtlagen verlagert, andererseits die Überlebensfähigkeit kleiner Betriebe nachhaltig gestärkt.

Die Digitalisierung und der Online-Handel führen dazu, dass die reine Kauftransaktion schneller und effizienter wird. Und es nicht mehr ausreicht, einfach nur eine große Fläche in einer Innenstadtlage bereitzustellen. Stattdessen sollten die Einzelhändler den Attraktivitäts-Turbo schalten: Neue Dienstleistungen und Angebote wie ein Mix aus klassischer Shopping-Funktion und Kultur bei Events erzielen immer noch Rekordumsätze.

Berater Tipp

Fazit zur Umformung des Handels:

Der Handel sollte ganzheitlich denken und die Kunden wieder begeistern lernen. Die Funktion eines riesigen Warenlagers oder eine beeindruckende Fläche alleine reichen nicht mehr aus. Ähnliche Denkweisen zur Veränderung der Wertschöpfungskette können bei der Transformation vieler Branchen in die digitalisierte Welt arbeitsplatzschaffend wirken.

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Steigender Zeit- und Arbeitsdruck lässt neue Sehnsüchte entstehen

Dank der Digitalisierung können viele Arbeitnehmer in ihrem Beruf wesentlich mehr leisten und schneller arbeiten. Die Organisation einer Reise dauerte inklusive Vakanzabfrage und Beratung früher oft weit mehr als eine Stunde, heute hat sich die Produktivität vervielfacht. Große Teile der Büroarbeit werden automatisiert, so dass sich ein Buchhalter beispielsweise nur noch um nicht zuordenbare Zahlungen kümmert und der Rest automatisch durchläuft.

Verkäufer greifen in Kundengesprächen wie selbstverständlich auf digitalisierte Bedienungsanleitungen oder Produktbeschreibungen zu – wodurch die Produktschulungszeiten wesentlich weniger werden. In vielen Branchen klagen die Menschen über zunehmenden Stress und zu hohe Geschwindigkeit – die Kehrseite der Digitalisierung. Dies lässt neue Sehnsüchte entstehen wie beispielsweise einen größeren Hunger nach gemeinsamen Freizeit- und Sporterlebnissen.

Durch die Hektik im Alltag kann die Fitness- bzw. Wellnessindustrie einen neuen Schub bekommen.

Die Veränderung der Arbeitswelt durch die Digitalisierung wird also zu einem veränderten Freizeitverhalten und zum Entstehen ganz neuer Produkte führen. Dabei liegt der Schwerpunkt sowohl in der produzierenden Industrie, als auch den Dienstleistungen. Die hohe Vergleichbarkeit durch Bewertungsportale und die jederzeitige Verfügbarkeit von Informationen rund um die Uhr führt allerdings zu einer sehr hohen Transparenz: Deshalb wird die Qualität der Leistungserstellung in der heutigen Arbeitswelt immer bedeutender.

Eine Ära beinahe unendlicher Möglichkeiten beginnt

Wer sich die Wirtschaftsberichterstattung der Zeitungen und der Online-Medien ansieht, der wird erstaunt sein: Binnen weniger Jahre entstehen Unternehmen, die mehr wert sind als beispielsweise das größte ölfördernde Unternehmen der Welt – welches über ein Jahrhundert benötigt hat, um diesen Wert zu erschaffen. Gleichzeitig wandeln sich Arbeitsumgebung und Kundenverhalten rasant. Für Menschen, die den Wandel schätzen und flexibel sind, bieten sich stetig neue Chancen und Herausforderungen. Deshalb lohnt sich ein offener, unvoreingenommener Blick in die Zukunft. Wer mit anpackt, der kann die Ära neuer Möglichkeiten mitgestalten.

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