Ein gesundes Wirtschaftswachstum und die niedrige Arbeitslosenquote haben Deutschland in den Konsumrausch versetzt. Doch nicht jeder kann bezahlen, was er gekauft hat. Rund sechs Millionen Deutsche haben Konsumschulden – Tendenz steigend.

Konsum weckt Glücksgefühle mit fatalen Folgen

In den letzten Jahren haben sich in Deutschland die Ausgaben für Konsumartikel kontinuierlich erhöht. Deutsche Verbraucher unterliegen zunehmend dem allgegenwärtigen Konsumkreislauf. Noch nie zuvor wurde soviel gekauft wie heute. Experten gehen davon aus, dass durchschnittlich etwa 10.000 Dinge in Deutschlands Haushalten gehortet werden.

Dabei ist die Entwicklung des Konsumverhaltens nicht verwunderlich. Im Fernsehen, in Zeitungen und auf Plakaten wird überall durch gezielte Werbung zum Konsum aufgefordert. Das ist auch nicht verwerflich, denn zum einen funktioniert so unsere Wirtschaft und zudem ist Konsum generell etwas Natürliches. Konsum beeinflusst das sogenannte Belohnungssystem im menschlichen Gehirn. Kauft der Verbraucher etwas, fühlt er sich wohl und ist glücklich.

Dieses Glücksgefühl ist meist nicht von langer Dauer. Laut Jan Delhey, Konsumsoziologe an der Jacobs Universität in Bremen, wachsen mit jedem Kauf die individuellen Ansprüche, was meist einen erneuten Konsum zur Folge hat. Problematisch wird es, wenn die Konsumfreude nicht durch die entsprechenden finanziellen Mittel gedeckt ist. Viele Kaufhäuser, Banken und Autohäuser bieten verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten an, damit der Flatscreen-Fernseher, die Urlaubsreise und das neue Auto durch kleine Raten bezahlbar werden. Wer hier nicht aufpasst, rutscht schnell in die Konsumschulden-Falle.

Konsumschulden verdrängen die Kaufeuphorie

Die Gefahr liegt in der Regel nicht in dem Abschluss eines einzelnen kleineren Konsumentenkredits. Problematisch wird es aber, wenn der Verbraucher mit der Zeit mehrere Käufe mittels Kredit tätigt. Finanzielle Möglichkeiten werden einfach und schnell durch den Einzelhandel beziehungsweise die Banken zur Verfügung gestellt. Dabei wird allerdings leider oft vergessen oder verdrängt, dass die Schulden zurückgezahlt werden müssen. Schnell ist die erste Rate nicht mehr bezahlbar und der Dispo bis zum letzten Euro ausgereizt.

Kann den Zahlungsverpflichtungen aus dem Darlehnsvertrag nicht nachgekommen werden, sind die Konsequenzen oft verheerend. Zu der geschuldeten Kreditsumme kommen dann noch Mahnkosten, Verzugsgebühren und Zinsen hinzu. Das bedeutet, dass der geschuldete Betrag mit der Zeit immer höher wird, wobei das zur Verfügung stehende Einkommen aber gleich bleibt. Es ist sehr schwer dieser Schuldenspirale zu entkommen. Spätestens jetzt ist es vorbei mit der Kaufeuphorie.

Konsumschulden sind vermeidbar

Es ist besonders wichtig, bei Konsumentenkrediten sehr vorsichtig zu sein. Sollte die finanzielle Situation die Anschaffung nicht erlauben, so ist es zweifellos besser damit zu warten, bis das benötigte Geld vorhanden ist. Sicherlich drückt der Wunsch nach der neuen Spiegelreflexkamera und das Finanzierungsangebot hört sich wirklich gut an, dennoch kann ein solcher Kauf schnell zum Albtraum werden.

Berater Tipp

Niemand kann sagen, was in der Zukunft geschehen wird. Wenn zum Beispiel aufgrund unerwarteter Arbeitslosigkeit oder plötzlicher Krankheit die Kreditrate nicht mehr beglichen werden kann, steht das Unheil in der Form eines Inkasso-Unternehmens oder dem Gerichtsvollzieher vor der Tür. Daher ist es ratsamer seine Anschaffung erst dann zu tätigen, wenn sich genug Geld auf dem Konto befindet.

Frei ist, wer keine Schulden hat

Ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen, muss konsequent an der Schuldenfreiheit gearbeitet werden. Wenn möglich, sollte dabei ein professioneller Schuldenberater hinzugezogen werden. Wer sich keinen professionellen Schuldenberater leisten kann, kann auch auf Fachbücher* zurückgreifen, die sich gezielt mit diesem Thema auseinandersetzen.

Aus der Konsumschulden-Falle wieder heraus zu kommen ist sicherlich nicht ganz einfach, aber machbar. Besser ist es, sich vor dem Kauf zu überlegen: „Brauche ich das jetzt wirklich?“

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