Die Geschwindigkeit der Kursveränderungen an der Börse hat enorm zugenommen, die Zahlen für den deutschen Aktienindex DAX30 oder der Kurs des US-Dollar findet sich auf den vorderen Seiten der Zeitung oder auch in den Fernsehnachrichten. Kommentatoren sprechen von steigenden Umsätzen und Entwicklungen, die teilweise nicht immer vorhersehbar sind. Manchmal sind aus der Politik auch Vorwürfe zu hören, dass Investmentfonds die Märkte gezielt destabilisieren würden! Ist da was dran?

Kapitale Investmentfonds sind verlässliche Marktteilnehmer

Um festzustellen, ob die großen Investmentfonds verlässliche Marktteilnehmer sind oder absichtlich die Marktstabilität reduzieren, lohnt sich der Blick auf die Konstruktion und die Anlageziele der meisten Investmentfonds. Die überwiegende Mehrzahl der Investmentfonds sind Publikumsfonds, bei denen Tausende Anleger dem Fondsmanagement Gelder für die langfristige Vermögensbildung anvertrauen. Die meisten Anleger sind daran interessiert langfristig ein Vermögen aufzubauen und auch noch „morgen“ an funktionierenden Märkten handeln zu können. Die Fondsverwaltungs- oder Managementgesellschaft erhält für die Anstrengungen zur Vermögensmehrung meist eine fixe prozentuale Gebühr und ggf. eine Erfolgsbeteiligung. Würde dieses Fondsmanagament gezielt die Märkte destabilisieren, so wäre auch die eigene Geschäftsgrundlage in Gefahr.

Daytrader und spekulative Investments profitieren von hoher Volatilität

Wer sich die Schlagzeilen zu vergangenen Kursrücksetzern oder kurzfristigen Crashs ansieht, der findet in den Meldungen meist zwei Begriffe, die eine unvermeidliche Verbindung mit Kursverlusten eingehen – Daytrading und Programmhandel. Mit diesen Begriffen sind allerdings nicht die großen, kapitalen Investmentfonds beschrieben: Diese legen beispielsweise die private Altersvorsorge der Riester-Rente oder die Pensionen beispielsweise des norwegischen Staates oder die Öl-Milliarden arabischer Volkswirtschaften an und sind an einer langfristigen Gewinnerzielung und stabilen Märkten interessiert. Daytrading und spekulative Investments beziehen sich dann eher auf Handelsstrategien von kurzfristig orientierten Spekulanten, die Werte fast alleine aus Wertveränderungen und Spekulationsgewinnen ziehen. Als Beispiel kann die in die Wirtschaftsgeschichte eingegangene Spekulation von George Soros gegen das Englische Pfund ebenso genannt werden wie die Spekulation einiger Großbanken auf fallende Immobilienpreise um das Jahr 2008.

Video:Erklärfilm Alternative Investmentfonds (Sachwerte / geschlossene AIF)

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Die hohe Anzahl an Markt-Teilnehmern sorgt praktisch immer für stabile Werte

Die Grundlage der Bewertung beispielsweise von Aktien oder auch festverzinslichen Wertpapieren hat immer auch etwas mit einer Substanzbewertung und Wahrscheinlichkeitsrechnung zu tun. Anders als bei Kunstwerken der mittelalterlichen Malerei oder zeitgenössischer Künstler steht nicht der sich stetig wandelnde Sammlerwert oder eine Modewelle (wie bei historischen Automobilen) im Vordergrund. Stattdessen sorgen Kennzahlen wie Buchwerte, Kurs-Gewinnverhältnis (KGV) oder auch die Zukunftsaussichten von Unternehmen für eine gewisse Mindestbewertung oder Orientierung. Würde jetzt ein großer Investmentfonds die Märkte gezielt zu destabilisieren oder die Kurse nach unten treiben wollen, dann halten viele andere Investmentfonds und institutionelle Anleger dagegen. Da ihre Rechenmodelle aussagen, dass die Wertpapiere zu günstig sind und deshalb eine echte Kaufgelegenheit darstellen.

Berater Tipp

Die Marktdestabilisierung bleibt ein Presse-Mythos

Zusammenfassend kann unsere Redaktion aufgrund langjähriger Marktbeobachtung sagen, dass sich der Mythos einer vielleicht sogar gezielten Destabilisierung der Märkte sicherlich sehr gut und sensationell anhört. Die Leserin und den Leser zum Weiterlesen anregt und auch Aufmerksamkeit erzeugt. Aber im Endeffekt wird es so sein wie mit dem berühmten Monster von Loch Ness: Es ist eine interessante Theorie, aber niemand hat es je gesehen. Ebensowenig konnten die Verschwörungstheoretiker je einen Fonds ganz konkret benennen, der die Märkte destabilisiert hätte. Von Beweisen ganz zu schweigen. Die Marktdestabilisierung durch kapitale Fonds gehört also definitiv in das Reich der Phantasie oder in Romane oder Kinofilme.

Titelbild: © istock.com – eskaylim