Die Präsidentschaftskandidatur von Donald Trump als Bewerber der Republikaner ist für viele Beobachter erstaunlich, weil sie vieles anders macht, als wir oder die amerikanischen Wähler es gewohnt sind. Hier tritt kein weichgespülter, vorsichtiger Herausforderer an. Stattdessen kann sein Kommunikationsstil ganz ohne Übertreibung als deftig beschrieben werden. Vergleichen Sie ein paar Zitate und Aktionen einfach mal mit dem Duell von Peer Steinbrück mit Angela Merkel – ein Quantensprung der Kommunikation. Dass Donald Trump dabei aneckt: Kein Problem, er sucht die konservativen Wähler, die das Amerika bisheriger Größe wiederherstellen wollen.
Amerikanisches Motiv: Milliardär, der dem Land dienen möchte
Das Mysterium der Kampagne von Donald Trump beginnt bereits bei der Suche nach dem Motiv: Während es bei vielen deutschen, insbesondere sozialdemokratischen Kandidaten das Motiv des gesellschaftlichen und gehaltsmäßigen Aufstiegs ist, bietet die Kampagne von Donald Trump einen Kontrapunkt. Ein Milliardär, der beruflich alles erreicht hat und als Immobilien-Tycoon landesweite Beachtung genießt, der möchte das vergleichsweise niedrig dotierte Amt des US-Präsidenten ausüben und die Wahl gewinnen. Auf der Original-Webseite der Kampagne werden neben seinen Auftritten und Reden die Positionen sehr deutlich:
Er plädiert für ein Land, das den Wiederaufstieg schafft (Kampagnen-Motto: Make America great again). Dies soll dadurch geschehen, dass die Verwaltung und Regierung wieder den Menschen dient. Die illegale Einwanderung und Destabilisierung soll durch eine Mauer an der mexikanischen Grenze sowie durch Einreiseerschwernisse für Muslime beendet werden. Hier nutzt er die tatsächliche Bedrohung von außen, um den amerikanischen Lebenstraum und die Lebensweise durch Abgrenzung zu schützen. Nicht ohne Grund sagt er deshalb von sich selbst, dass er das Schlimmste wäre, was der IS jemals passiert ist („I’m the worst thing that’s ever happened to ISIS.“). Er sieht sich deshalb als Verteidiger in einer Ära in der der Terrorismus und illegale Migration weiterhin eine Bedrohung ist. Da auch Kriminalität und Armut importiert würden, soll Mexiko für die Grenzanlagen bezahlen.
Video: Donald Trump on confronting ISIS
Gezielte Provokationen sorgen für Aufmerksamkeit und Momentum
In vielen entwickelten Demokratien ist es sehr schwierig eine Regierungspartei oder eine Regierungskoalition abzuwählen. Die Menschen verbinden meist das persönliche Wohlergehen mit einer guten Wirtschafts- und Außenpolitik. Deshalb muss eine Kampagne des Herausforderers auf irgendeine Art spritzig, deutlich wahrnehmbar und vielleicht auch überspitzt sein. Da Donald Trump schon einmal 2008 kandidiert hat bringt er jede Menge Erfahrung mit. Und nutzt deshalb das Instrument der Abwertung des politischen Gegners, um seine Kandidatur noch heller strahlen zu lassen. Hillary Clinton, wahrscheinliche Kandidatin der Demokraten, wird dann schon mal als Lügnerin („Liar“) beschimpft.
Im Gegenzug wirft sie Donald Trump vor zur politischen Radikalisierung beizutragen und der beste Recruiter für die ISIS zu sein. Die Strategie von Donald Trump versucht dabei die Wählerinnen und Wähler aus der Lethargie zu holen, damit sie möglichst für ihn stimmen.
Emotionale Bindung der Sympathisanten und Attraktivität der Wechselwähler
Die Strategie der gezielten Ausraster und der Provokation soll in erster Linie eine hohe emotionale Bindung schaffen. Sowohl für Parteimitglieder und die Sympathisanten, möglichst aber auch für die Wechselwähler und bisherige Nichtwähler. Da der amerikanische Wahlkampf wesentlich mehr als in Deutschland auch eine Persönlichkeitswahl ist möchte Donald Trump mit Ecken und Kanten brillieren und gezielt anecken. Allerdings ist die Wahrnehmung und Empfindlichkeit der Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt: Was viele als willensstark und authentisch anpreisen sehen andere als rüpelhaft an. Zumal Donald Trump sich auch Ausraster gegenüber Journalisten erlaubt, die ihm wahrscheinlich später selbst leid tun.
Da die Kampagne aber viel stärker als in anderen Ländern über ehrenamtliche Tätigkeit, Wahlparties und auch Spenden läuft muss die Kampagne in Medien und Gesellschaft sichtbar sein. Ein einfaches Dahinplätschern würde deshalb nicht ausreichen und wahrscheinlich so ähnlich ausgehen wie Edmund Stoibers weichgespülte Kandidatur gegen Gerhard Schröder.
Am Wahltag wird der Erfolg sichtbar werden
Nunmehr kennen Sie viele Facetten der Kampagne von Donald Trump: Ein charismatischer Redner, deutliche Ansprache der Probleme und Herausforderungen sowie eine Neuinterpretation des amerikanischen Traumes sind Bestandteile seiner Strategie. Ob diese gegen eine vergleichsweise staatsmännische Kampagne der ehemaligen Außenministerin Hillary Clinton ankommt und vom Erfolg gekrönt sein wird, bleibt abzuwarten. Auf alle Fälle sorgt der Wettbewerb der Kandidaten dafür, dass politische Ideen nicht nur in den Parteien diskutiert werden. Auch wenn manche Angriffe schon sehr weit unter die Gürtellinie gehen sorgt dies für eine noch breitere demokratische Legitimation, weil mehr Menschen zur Wahl gehen.
Titelbild: © istock.com – andykatz
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