Auf der Luftfahrt-Messe in Le Bourget bei Paris werden traditionell die großen Orders der Fluggesellschaften bekannt gegeben, Airbus und Boeing liefern sich schon seit Jahren ein Kopf an Kopf-Rennen. In einigen Marktsegmenten wie den zweistrahligen Langstreckenjets liegt Boeing vorne, im Kurzstreckenbereich erfreut sich die Airbus A320-Familie mit den Modellen A 319, A 320 und A 321 einer wachsenden Beliebtheit. Grund genug für Boeing intensiv an einer Zukunftsstrategie zu arbeiten, zu der auch eine Verjüngung an der Unternehmensspitze gehört.

Dennis A. Muilenberg steht für Kontinuität und Wertschätzung der Boeing-Tradition

Flugzeugentwicklungsprojekte der Flugzeughersteller und Flottenentscheidungen der Fluggesellschaften werden sehr langfristig getroffen. Deshalb ist die Frage nicht ganz einfach zu beantworten, ob die Ernennung von Hr. Muilenberg eine Entscheidung für einen direkten Angriff auf Airbus ist. Sicherlich lässt sich aber aus dem Lebenslauf des neuen CEO herauslesen, was die Entscheidung nicht bedeutet. Boeing informierte die Öffentlichkeit mit einem deutlichen Hinweis auf die langjährige Betriebszugehörigkeit des neuen CEO, der schon über 31 Jahre lang bei Boeing tätig wäre.

Damit ist die Entscheidung eindeutig keine Entscheidung für die Freilegung stiller Reserven oder ein „Downsizing“ – dann wäre irgendein Kandidat aus einer Effizienz- bzw. Unternehmensberatung zum Zug gekommen. Er übernimmt seine Funktion am 01. Juli und wird noch etwa ein halbes Jahr vom bisherigen CEO begleitet, so dass alle Zeichen für einen kontinuierlichen Übergang gegeben sind.

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Boeing möchte mit dem Projekt „One Boeing“ richtig Gas geben

Bei der Ernennung eines neuen CEOs ist es insbesondere für börsennotierte Unternehmen wichtig, eine Richtung vorzugeben bzw. die Aktionäre und die Unternehmensumwelt über die geplante Strategie zu informieren. Hr. Muilenberg spricht davon, dass er mit einem Projekt genannt „One Boeing“ die Mitarbeiter begeistern und inspirieren möchte und dass es die Innovation sein wird, die den Kundenerfolg antreibt. Er richtet seinen Blick nicht nur auf die Aktionäre alleine, sondern spricht, davon dass die gesamte Unternehmensumwelt („all stakeholders“) Nutzen daraus ziehen würde. Wenn Sie diese Strategie mit Vielem vergleiche, was beispielsweise in deutschen Aktiengesellschaften kommuniziert wird, dann zeigt sich hier eine sehr langfristige und umsichtige Planung. Es wird also nicht die kurzfristige Erhöhung einer Quartalsdividende in Aussicht gestellt, sondern ein langfristiger Wachstumspfad.

Der Wettlauf zwischen Airbus NEO und neuen Boeing-Flugzeugen beginnt

Seit der Präsentation der Boeing B747-800 I (dem zweitgrößten Passagierflugzeug der Welt) und des Airbus A 380 hat sich der Wettbewerb weiter verschärft. Inzwischen gehen die meisten großen Fluggesellschaften davon aus, dass zukünftig mehr und mehr Direktverbindungen angeboten werden und die Passagiere nicht mehr unbedingt an zentralen Drehkreuzen auf ihren Interkontinentalflug umsteigen werden. Damit geht ein geringeres Marktpotenzial für die größten Flugzeugtypen einher Schwerpunkt der neuen Orders wird wohl irgendwo in der Bandbreite zwischen 250 und 400 Sitzen für die Langstrecke liegen.

Berater Tipp

Somit werden sich die Boeing B 787 („Dreamliner“) und der Airbus A 350 XWB ein hartes Rennen liefern. Im Kurzstreckenbereich wird der Wettbewerb unter anderem zwischen den Varianten der Boeing B737 und der A320-Familie über neue leichte Werkstoffe und die Effizienz bzw. den Treibstoffverbrauch der Triebwerke entschieden. Airbus konstruiert Teile der Flugzeug-Familien um und nennt diese Varianten „New Engine Option“.

Boeing-Flugzeuge werden auch in der Zukunft eine bedeutende Rolle spielen

FlughafenSowohl Airbus-, als auch Boeing-Flugzeuge sind von den Flughäfen der Welt nicht mehr wegzudenken. Je nach Einsatzgebiet, Strategie der Fluggesellschaft und auch Präferenzen beispielsweise für eine einheitlichere Ersatzteilversorgung wird es immer Fluggesellschaften gegen, die Mischflotten betreiben oder ausschließlich auf Flugzeug eines Herstellers setzen. Der Boeing-Marktanteil dürfte leicht steigen, sobald die B747-800 I voll einsatzfähig ist und die in der Presse oft zitierten Probleme mit den Triebwerken bzw. deren Effizienz behoben worden sind.

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Bildquelle: ©iStock.com/Serjio74, ©iStock.com/repenra