Das Blätterrauschen in der Tagespresse ist gewaltig, seit dem bekannt wurde: Die Daimler AG möchte 15 Niederlassungen in Ostdeutschland verkaufen, nachdem das Unternehmen sich im Vorjahr schon von 3 Niederlassungen in Thüringen getrennt hat. Viele Mercedes-Fahrer fragen sich: Wie geht es nun weiter? Muss ich mir einen neuen Werkstattpartner für mein Fahrzeug suchen? Und warum nur verkauft Daimler seine Niederlassungen?

Die Daimler AG beendet nur eine Ausnahmesituation im Automobilvertrieb

Schon seit der Gründung des Autoherstellers im Jahr 1883 lag der Schwerpunkt der Unternehmenstätigkeit auf der Herstellung von hochwertigen Fahrzeugen, die jahrzehntelang das Nonplusultra im Hinblick auf Technologie und Image darstellten. Den meisten Mercedes-Fahrern ist auch eine „Niederlassung der Daimler AG“ bis zum heutigen Tag nicht begegnet: Die überwiegende Mehrzahl der Autos wird bei selbständigen Partnern, den Autohäusern gekauft.

Diese bieten in einem mittelständischen Rahmen sowohl den Fahrzeugverkauf, als auch die Wartung an. Und so war es ein in der langen Geschichte des Unternehmens sehr ungewöhnlicher Schritt auch selbst plötzlich im Automobilvertrieb tätig zu sein und einige kleinere Werkstätten aufzukaufen und Niederlassungen zu gründen. Dabei ging es um eine Diversifizierung und Ausweitung der Wertschöpfungskette. Nunmehr kehrt Daimler zunehmend wieder zu den Wurzeln und der ursprünglichen Wertschöpfungsteilung zurück: Das Unternehmen produziert die Fahrzeuge, stellt auf Wunsch eine Finanzierung zur Verfügung – überlässt aber den direkten Kundenkontakt und die ausführliche Beratung einem Partner vor Ort.

Die Presse vermeldet die Suche nach einem Käufer für die 15 Niederlassungen

Für die Fahrer von Mercedes-Fahrzeugen wird sich aus heutiger Sicht vergleichsweise wenig ändern: Es geht nicht um Standortschließungen oder die Straffung der Vertriebsorganisation, sondern darum, die bisherigen Standorte mit einem geänderten Konzept weiterzuführen und langfristig Gewinne zu erzielen. Dazu ist wohl ein neues Konzept und mehr Kundennähe als bisher notwendig. In Medienberichten wird übereinstimmend das Unternehmen Lei Shing Hong (LSH) aus China genannt, welches schon heute einer der größten Vertriebspartner von Daimler-Fahrzeugen wäre.

Es ist also davon auszugehen, dass es dieses Mal einen Know-How Transfer von Ost nach West geben wird und das Unternehmen dann die im Heimatmarkt erprobten Vorgehensweisen auf Deutschland übertragen wird. Damit bekäme Daimler auch in Deutschland einen starken Vertriebspartner als zusätzlichen Fahrzeugverkäufer an die Hand.

Video: Daimler-Chrysler

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Reparatur- und Wartungskunden sollten bei der Auftragserteilung gut aufpassen

Autofahrer sollten bei der Auftragserteilung für Fahrzeugreparaturen beim dann neuen Geschäftspartner sorgfältig vorgehen und sich die Veränderungen erklären lassen: Mit welchem Stundensatz stellt LSH in Zukunft die Mechanikerzeit in Rechnung, gibt es hier Preiserhöhungen? Zudem sollte der Autofahrer eindeutig festlegen, welche Ersatzteile eingebaut werden sollen. Sollen es ausschließlich Original-Mercedes Ersatzteile sein oder tuen es auch Ersatzteile in Erstausrüsterqualität.

In vielen Fällen werden ähnliche, mechanisch einwandfreie Teile sowohl vom Autohersteller selbst, als auch von Zulieferern angeboten. zudem kann es durchaus sein, dass der neue Eigentümer hier oder da die Geschäftsabläufe ändert, um den Gewinn zu steigern: So kann es sein, dass eine gezieltere häufigere Kundenansprache stattfinden wird.

Berater Tipp

Keine epochale Veränderung – eher Änderungen in den Details

Die Kunden der Niederlassungen werden wahrscheinlich keine epochalen Veränderungen spüren. Auch wenn heute noch nicht gesagt werden kann, ob es ein großes Kundenfest geben wird, so werden die Veränderungen wohl eher im Detail zu spüren sein. Rechnungen und Briefköpfe werden den neuen Firmennamen enthalten, der neue Investor wird dann wahrscheinlich die einzelnen Niederlassungen genauer analysieren und die Arbeitsabläufe verfeinern.

Im Großen und Ganzen werden aber die Wege zur KFZ-Werkstatt alleine durch den Eigentümerwechsel nicht länger werden. Denn der Kauf der Niederlassungen macht ja wirklich nur bei einer Fortführung des Geschäftes wirklich Sinn.

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