Die Flut der negativen Schlagzeilen nimmt einfach kein Ende: Nach dem Manipulationsskandal um verfälschte Wahlstimmen, wurde nun bekannt, dass ADAC-Präsident Peter Meyer für seine Dienstreisen ADAC-Rettungshelikopter nutzte. Nun droht dem Automobilclub der Entzug des Vereinsstatus.

Jahrzehntelang genoss der ADAC das Vertrauen der Bundesbürger und galt als Garant für Objektivität und Seriosität. Doch das war einmal. Nachdem bekannt wurde, dass tatsächlich gefälschte Stimmzahlen bei der Leserwahl zum „Lieblingsauto der Deutschen“ veröffentlicht wurden, schwindet das Vertrauen der Deutschen in den Automobilclub und jeder stellt sich die Frage: Gab es solche Manipulationen auch schon in der Vergangenheit?

Manipulierte Wahlen

Seit mehr als zehn Jahren ruft der ADAC seine 19 Millionen Mitglieder ihr Lieblingsauto zu wählen. Ein großes Spektakel mit Preisverleihung und allem (un)nötigem „Tamtam“. Der „Gelbe Engel“ galt als einer der renommiertesten Preise in seiner Branche. Dieses Jahr gewann (mal wieder) der VW Golf mit angeblich stattlichen 34.299 Stimmen. Blöd nur, dass es sich in Wahrheit nur um 3.409 Stimmen gehandelt hat.

Der Manipulation auf die Schliche kam die Süddeutsche Zeitung, die sich auf interne Unterlagen und Aussagen von Mitarbeitern des ADAC berief. Angeblich gab es bereits auch schon in der Vergangenheit mehrere Fälle von falschen Wahlergebnissen. So soll der ADAC 2012 unter anderem angegeben haben, dass 290.000 Mitglieder an der Wahl teilgenommen haben sollen, aber tatsächlich seien es nur 76.000 gewesen.

Der ADAC bestritt die Vorwürfe zunächst vehement, aber die Kratzer im zuvor makellosen „Image-Lack“ konnten sie nicht mehr verbergen und der Manipulationsvorwurf blieb hartnäckig bestehen. Da blieb Michael Ramstetter, Kommunikationschef und Chefredakteur der Mitgliederzeitung „Motorwelt“, auch nichts anderes mehr übrig als seinen „Fehler“ einzugestehen. Es waren tatsächlich gefälschte Stimmzahlen bei der Leserwahl veröffentlicht worden.

Warum empfand es der ADAC für nötig die Wählerstimmen zu fälschen? Waren ihnen rund 3409 Stimmzettel für das Siegerauto nicht genug? Eine zufriedenstellende Antwort wird man wahrscheinlich nie erhalten. Eines ist sicher: Die Glaubwürdigkeit des ADAC hat durch den Skandal schwer gelitten. Jetzt wird überlegt den Preis zum Lieblingsauto des Jahres einzustellen.

Missbrauch von Rettungshelikoptern und Ambulanz-Jets

Der ADAC kommt einfach nicht zur Ruhe. Nach dem die Süddeutsche Zeitung den Manipulationsskandal aufgedeckt hat, wusste auch der „Stern“ neues aus dem ADAC zu berichten. Danach hat Peter Meyer, Präsident des Automobilclubs, Rettungshubschrauber für Dienstreisen genutzt, um z.B. zwischen verschiedenen Veranstaltungen hin und her zu reisen. Dies wurde kurze Zeit später sogar vom Verein bestätigt, allerdings habe der Präsident die Hubschrauber in den vergangenen zehn Jahren angeblich „weniger als 30 Mal“ genutzt. Macht es das wirklich besser?

Viele der 19 Millionen Mitglieder dürften dennoch verärgert sein, über diese Praxis, denn diese Maschinen sind dazu da, um in Notfällen schnelle Hilfe leisten zu können und nicht um den ADAC-Präsidenten umsonst von einem Ort an den nächsten zu bringen. Der Spiegel geht davon aus, dass es sich bei den Dienstflügen des Herrn Präsidenten um „Fünf-Sterne-Reisen“ handelt. Allein die Betriebskosten eines Rettungshubschraubers liege bei 40 bis 60 Euro pro Flugminute! Finanziert werden die Helikopter aus Bundesmitteln, Krankenkassenbeiträgen, von den ADAC-Mitgliedern und durch Spenden.

Laut Spiegel wurde daneben auch noch ein Ambulanz-Jet des Automobilclubs zweckentfremdet. Präsident Meyer gab in einem Interview mit der „Bild“ zu, dass 2012 ein Verwandter eines Clubmanagers den Jet für eine private Reise nutzte. In diesem Fall seien aber sofort alle nötigen Maßnahmen eingeleitet worden, so Meyer. Er kündigte zudem an, untersuchen zu lassen, ob auch weitere Missbrauchsfälle vorliegen. An einen Rücktritt denkt ADAC-Präsident Meyer trotz Bekanntwerdens immer neuer Skandale aber scheinbar nicht.

Prüfung des Vereinsstatus

Nach dem Bekanntwerden der „befremdlichen“ Praktiken beim ADAC schaltet sich nun auch das Amtsgericht München ein. Geprüft werden soll, ob die wirtschaftlichen Aktivitäten des ADAC überhaupt noch mit dem Vereinsrecht vereinbar sind. Das Gericht sei allerdings erst auf Anfrage tätig geworden, teilte eine Sprecherin den Medien mit. Mit einer Entscheidung ist in etwa einem Monat zu rechnen.

Vereinsexperten halten es durchaus für möglich, dass der ADAC seinen Vereinsstatus verliert, da es auch schon in der Vergangenheit mehrere Beanstandungen gab. Laut Experten handele es sich bei dem ADAC schon lange nicht mehr um einen Verein. Sie tadeln, dass ein kleiner Verein schon längst anders behandelt worden wäre, wenn sie so viele wirtschaftliche Aspekte eine so große Rolle spielen würden, wie es beim ADAC der Fall sei.
Der ADAC zeigte sich überrascht über das Verfahren beim Amtsgericht, gab sich aber auch gleichzeitig gelassen. Ein Sprecher erklärte, dass es bisher noch nie Beanstandungen in dieser Richtung gegeben habe. Detaillierte Auskunft wollte jedoch (noch) keiner geben.

Berater Tipp

Keine Sorgen um den ADAC

Auch Präsident Meyer macht sich um die Zukunft des ADAC keine Sorgen und glaubt daran, dass die Mitglieder dem Verein treu bleiben werden. Meyer erklärte, dass der Verein in Zukunft transparenter handeln würde und auch die Mitglieder wolle er stärker einbinden. Seiner Ansicht nach wird der Automobilclub gestärkt aus der jetzigen Lage hervorgehen.

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