Die zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands ist in wirtschaftliche Schieflage geraten. Nach ersten Hilfsmaßnahmen – auch durch einen Großaktionär, der eine Finanzspritze gibt – sind jetzt allerdings langfristige Planungen gefragt, um das Unternehmen wieder zu sanieren. Das langfristig geplante neue Geschäftsmodell wird noch ausgearbeitet – die Mitarbeiter müssen zittern.

Air Berlin hängt derzeit am finanziellen Tropf des Großaktionärs Etihad

Die Air Berlin steckt sehr tief in den roten Zahlen. Damit ist sie derzeit auf die Finanzspritzen es Großaktionärs Etihad angewiesen. Fakt ist allerdings, dass die Gesellschaft schnellstmöglich wieder in die schwarzen Zahlen zurück gelangen möchte. Der Vorstandschef der Gesellschaft, Wolfgang Prock-Schauer, kündigte bereits gegenüber der Presse an, dass ein radikales Sparprogramm und gegebenenfalls sogar eine komplette Neuausrichtung angedacht werden, um Air Berlin wieder in positive Bahnen zu lenken. Gemäß dem Vorstandschef wird es keinerlei Tabus geben und alle Optionen werden auf den Prüfstand genommen, um Air Berlin wieder wirtschaftlich auf die Beine zu helfen. Dazu hat die zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands auch schon erste Maßnahmen ergriffen. Kontakte mit Unternehmensberatern sollen zur Ausarbeitung von Konzepten führen. Problematisch sind die Gedankengänge, die der Vorstandschef Prock-Schauer verfolgt, eher für die Mitarbeiter. Auch wenn auf den ersten Blick positiv wirkt, dass der jahrelang betriebene Schrumpfkurs mit Streckenstreichungen nicht mehr angedacht wird, wird der weitere Stellenabbau aber noch längst nicht ausgeschlossen für den Gesundungskurs von Air Berlin.

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Im Jahr 2013 war der finanzielle Absturz stärker als erwartet

Analysten hatten den wirtschaftlichen Absturz von Air Berlin schon prognostiziert. Allerdings erwies sich der finanzielle Einbruch bei der Fluggesellschaft dann schon im Jahr 2013 intensiver als erwartet. Letztlich musste Air Berlin einen Verlust von 315,5 Millionen Euro. Erst im Jahr 2012 war es der Verkauf des Vielfliegerprogramms an Etihad als Großaktionär, der Air Berlin noch ein wirtschaftliches Plus von etwas wenige als sieben Millionen Euro eingefahren hatte. Insgesamt reduzierte sich der Konzernumsatz dann von 4,31 Milliarden Euro auf 4,15 Milliarden Euro. Air Berlin teilte bereits in einer Pressemitteilung mit, dass Etihad dem Unternehmen noch einmal mit 300 Millionen Euro unter die Arme greift. Diese werden per Wandelanleihe zur Verfügung gestellt. Für die arabische Staats-Airline liegt das Risiko so gering, denn es kann diese Wandelanleihe später in Aktien umtauschen, wenn Air Berlin das geliehene Geld nicht zurückzahlen kann. Dazu plant Air Berlin noch, selbst 150 Millionen Euro mittels Anleihe zu beschaffen.

Air Berlin plant langfristig ein neues Geschäftsmodell

Nach ersten Sanierungs- und Geldbeschaffungsmaßnahmen bestätigt Prock-Schauer, dass natürlich auch langfristige Prozesse in Gang gesetzt werden, um Air Berlin wieder auf Kurs zu bringen. Problematisch hierbei ist, dass ein Stellenabbau innerhalb dieses neuen Geschäftsmodells leider nicht ausgeschlossen werden kann. Erstes Ziel der Führungsetage ist es, die Airline wieder in die Gewinnzone zu führen – und auch die Kapitalgeber vertrauen bisher darauf, dass Air Berlin alles tut, um mittels neuem Geschäftskonzept wieder in die Gewinnzone zu gelangen – notfalls unter Einbezug der Trennung von zahlreichen Mitarbeitern.

Berater Tipp

Air Berlin muss sich dringend sanieren

Die Kritik, dass Air Berlin zwischen klassischen Anbietern und Billigfliegern pendelt und hier alles bietet, weist die Führung mit dem Argument zurück, dass einheitliche Geschäftsmodelle nicht mehr zeitgemäß sind. Leichte Besserungen sind in 2014 schon zu erkennen – dabei werden auch vermehrt Flüge nach Abu Dhabi, in das Drehkreuz des Großaktionärs Etihad, eingeplant. Dazu sollen Umsatzsteigerungen für jeden Sitzplatzkilometer und Kostensenkungen wesentliche Merkmale neuer Geschäftsplanungen sein – Letzteres notfalls auch mittels Stellenabbau.

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Titelbild: © iStock.com/NickolayV