Die Bilder eines Moia-Fahrzeugs sind beeindruckend und werfen Fragen auf! Ein geräumiger Bus in der Größe eines Ford Transits oder eines VW Bulli, aber zugleich mit einer hochwertigen und zugleich ultramodernen Innenausstattung? Etwa das Fahrzeug des Scheichs von Dubai, eines Design-Hotels oder eines Internet-Milliardärs? Weit gefehlt. Was ist Moia lässt sich mit einem Blick nach Hamburg beantworten. Dieser Blick versetzt in Staunen – und vielleicht auch Mut für die unternehmerische Initiative.

Was ist Moia – möglicherweise ein Meilenstein für VWs Weg in die Zukunft

Die ersten Schritte des Elektroautos können durchaus als zaghaft beschrieben werden. Nur ein einziger Anbieter – Teslasetztze schon früh auf die Kombination des Elektromotors mit der Speicherung der Antriebsenergie in einer Lithium-Batterie.

Und liefert bis zum heutigen Tag nur drei PKW-Modelle aus, deren Preise weit oberhalb des Betrags liegen, den die Menschen durchschnittlich für ein Auto ausgeben. Kleine Elektrobusse in Serienfertigung und im täglichen Einsatz: Bisher Fehlanzeige.

Angesichts der Diskussion um Feinstaubwerte und die plötzlich als zu hoch wahrgenommenen Emissionen von Verbrennungsmotoren sah Volkswagen als einer der größten Autobauer der Welt wohl eine Sortimentslücke.

Was spricht also dagegen den Bewohnerinnen und Bewohnern Mobilitätsalternativen zur Verfügung zu stellen, die lokal abgasfrei sind. Und deren Strom in einer späteren Phase möglichst „grün“ erzeugt wird. Dies könnte eine der Ideen sein, die zur Gründung des Mobilitätsdienstes Moia führte.

Der Dienst ist die moderne Interpretation des Nahverkehrs: Zwischen Taxi und Großraumbus

Die Kleinbusse des Volkswagen-Konzerns haben Platz für maximal sechs Reisende, die aber einen erhöhten Sitzkomfort genießen: Bis auf die Rückbank stehen Einzelsitze zur Verfügung, die ergonomisch geformt sind und in ihrem Design vom 21. Jahrhundert inspiriert sind.

Sie stehen im Stadtgebiet Hamburg allen denjenigen zur Verfügung, die mit einem Smartphone eine Routebuchen können und auf elektronischem Weg bezahlen. Feste Routen gibt es keine, die Fahrwege werden je nach Buchungslage individuell errechnet, so dass die Reisenden auf möglichst kurzem Weg die jeweiligen Ziele erreichen können.

Der Fahrdienst liegt damit irgendwo zwischen einem Taxi und dem Großraumbus der Verkehrsbetriebe. Zugleich ist der Fahrdienst natürlich auch eine Art Härtestet bzw. Errpbung im Alltag, um die späteren Serienfahrzeuge verbessern zu können.

Video: Fahrdienst Moia in Hamburg gestarte

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Deutliche Kritik vom Taxigewerbe: Sucht sich der Fahrdienst nur die Rosinenstrecken heraus?

Das Taxi-Gewerbe ist bezüglich Moia alarmiert. Soll eigentlich ein Konzern, der einen weltweiten Jahresumsatz von beinahe 240 Milliarden Euro macht, im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs mit den mittelständischen Taxiunternehmen konkurrieren dürfen?

Insbesondere dann, wenn die Ausgangslage – zumindest im Probebetrieb – absolut unterschiedlich ist: Der Fahrdienst von Volkswagen unterliegt nicht den gleichen Bestimmungen wie das Taxi-Gewerbe, könnte also mit wesentlich günstigeren Kosten operieren (Wettbewerbsverzerrung).

Dies geht schon bei der Betriebspflicht bzw. dem Pflichtfahrgebiet los: Das Taxi muss jeden Kunden akzeptieren, wenn er sich an die allgemein üblichen Gepflogenheiten hält. Wenn ein Taxi beispielsweise zwei Stunden an einem Taxi-Standplatz gewartet hat, muss es auch eine Kurzstreckenfahrt akzeptieren.

Berater Tipp

Der größte Autobauer ist erstmals führend bei neuen Mobiltitätsformen

Wer die Entwicklung des Volkswagen-Konzerns über einen längeren Zeitraum betrachtet hat, der wird schnell feststellen: Viele Entwicklungen wie beispielsweise Carsharing hat VW nicht als Erster aufgenommen. Hier waren und sind BMW und Daimler führend. Beim neuen Fahrdienst hingegen gibt es nichts Vergleichbares bei den anderen Autoherstellern.

Deshalb kann das Projekt des Fahrdienstes zumindest für einen gewissen Zeitraum sehr erfolgreich sein: Hier vermischen sich ein Praxistest mit einem Imagegewinn. Ob der Dienst langfristig profitabel ist und ob es zu einem Kompromiss mit dem bedrohten Taxi-Gewerbe kommen wird, steht in den Sternen.

Titelbild: © iStock – josefkubes