Seit seinem Jahreshoch von etwa 12.390 Punkten hat der deutsche Aktienindex DAX beinahe 12 % eingebüßt, was im Vergleich zu den Verlusten an einigen fernöstlichen Börsen (wie Shanghai) noch ein relativ geringer Kursverlust ist. Dennoch haben einige Anleger, die zu spät eingestiegen sind, Geld verloren. Die Suche nach Ursachen und einem möglichen Verlauf der Kurse in der näheren Zukunft kann die Frage beantworten: Sollen Anleger jetzt Aktien kaufen oder die Depotbestände halten?

Auf den Aktienmärkten hat sich noch keine Blase oder Übertreibung gebildet

Der große Vorteil der Geldanlage in Aktien oder Aktienfonds ist die Möglichkeit, die Geldanlage durch Kennzahlen vergleichbar zu machen. Bei den meisten Aktien sind der Substanzwert, die Dividendenrendite und auch die Kursentwicklung der Vergangenheit sehr gut dokumentiert, so dass sich Prognosen für die Zukunft ableiten lassen. Insbesondere bei der Betrachtung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses zeigt sich: Die KGVs sind noch weit von früheren Übertreibungen entfernt, als Werte von 30 viele Anleger noch nicht alarmiert hatten.

Inzwischen ist diese Wertpapierkategorie aber im historischen Vergleich sehr günstig. Anders als in manchen Immobilienmärkten gibt es hier also noch keine Übertreibungen, die zu einem schmerzhaften Wertverlust führen können. Zudem können Sie – sobald Sie leichte Verluste sehen – im Gegensatz zur Immobilie 80, 85 oder 90 % in den meisten Börsenphasen des eingesetzten Kapitals zurückholen.

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Die Kernfrage lautet: Wo sollen die Erträge der Zukunft herkommen?

Bei der Geldanlage sollte die zukünftige Perspektive in den Vordergrund gestellt werden: Welche Erträge und Einkommensquellen sollen in fünf oder zehn Jahren den Wertzuwachs Ihres Depots speisen? Diese Frage lässt sich sowohl im historischen Rückblick, als auch durch den Blick nach vorne beantworten. Die Vermögenszuwachsquelle werden die Erträge aus Unternehmenstätigkeit sein, an der Sie durch Aktien oder Aktienfonds direkt teilhaben können. Dabei sollten die größeren Unternehmen in Wachstumsmärkten im Vordergrund stehen. Dort lässt sich meist – trotz häufigerer, kurzfristiger Rücksetzer – eine hohe Rendite erzielen.

Durch steigende Marktanteile, neue Produkte und ein professionelles Management bedingt steigt zudem in vielen Märkten die Bedeutung der Aktiengesellschaften. Bei Börseninformationsportalen und in klassischen Printmedien finden sich interessante Übersichten und Tabellen: Dort finden sich Aktien mit wahrscheinlich hohen jährlichen Ausschüttungen, die als „Dividendenkönige“, „Dividendenchampions“ oder einfach Aktien mit hoher Dividendenrendite bezeichnet werden.

Die EZB-Politik bedeutet im Klartext: Wertverlust bei festverzinslichen Anlageformen

Gerade erst gestern erläuterte der Vize-Präsident der EZB, Vítor Constâncio, das Maßnahmenbündel der EZB auf dem jährlichen Kongress der renommierten Universität Mannheim. Angesichts eines Leitzinses von 0,05 % – und damit der de facto-Abschaffung der Zinsen – hätten sich Privatanleger sicherlich ein klares Signal zur Zinssteigerung gewünscht. Ähnlich wie bei weiteren Veranstaltungen oder der Pressearbeit werden aber weiterhin die Vorteile des Anleihekaufprogrammes der EZB und der niedrigen Zinsen dargestellt.

Berater Tipp
Er spricht von mehreren Kanälen, die dazu beitragen, die europäische Wirtschaft angesichts einer Wachstumsschwäche anzukurbeln: Die tatsächlichen Kosten der Finanzierung für den privaten Sektor (also Unternehmen und Privatpersonen) sollten gesenkt werden. Dies ist der EZB auch sehr gut gelungen, wie ein Blick auf die aktuellen Konditionen zeigt: Die Bundesanleihe mit der WKN 113538 wird am 04.07.2019 (!) fällig und hat eine negative Rendite von 0,10 % – die zehnjährige Laufzeit bring mit einer Brutto-Rendite von 0,68 % immer noch weniger als die Inflation bzw. die Geldentwertung kostet. Vor diesem Hintergrund einer fehlenden, langfristigen Perspektive bei den Zinsprodukten muss auch die Geldanlage in Aktien neu überdacht werden.

Vorfahrt für langfristiges Denken bei der Geldanlage-Entscheidung

Die Frage ob die Aktien jetzt gekauft oder gehalten werden sollen, kann jeder Anleger nur für sich selbst beantworten. Wie im zweiten Absatz beschrieben, ist die zukünftige Ertragsentwicklung der Unternehmen ein bedeutender Pfeiler für die Entwicklung der Geldanlage. Wer davon überzeugt ist, dass die Weltwirtschaft auf den Wachstumspfad zurückkehrt, der kann sich jetzt schon für das Kaufen von Aktien entscheiden. Wer von einer weiteren Abkühlung der Ost-West-Beziehung und einem robusten Konflikt mit Russland ausgeht, der wird wahrscheinlich mit der Kaufentscheidung noch etwas warten.

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Bildquelle: ©iStock.com/Umkehrer