Die Wirtschaftslage ist gut, die Arbeitslosenquote niedrig. Die Folge: Immer weniger Schwarzarbeit in Deutschland. Doch welche Auswirkungen hat das auf die Wirtschaft?

Gute Konjunktur, höhere Löhne

Immer weniger Menschen in Deutschland arbeiten schwarz. Das bestätigt die jüngste Studie des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) und die Universität Linz. Den Betrag, der 2018 am Finanzamt vorbei erwirtschaftet wird, beziffert die Studie auf rund 323 Milliarden Euro. Das wären immerhin 5 Milliarden Euro weniger als noch im Vorjahr. Damit setzt sich der Abwärtstrend in der sogenannten „Schattenwirtschaft“ fort. Laut der Wissenschaftler ist dieser Rückgang auf die sehr gute Konjunktur, die beinahe Vollbeschäftigung und höhere Löhne zurückzuführen. Denn wer bei florierender Wirtschaft mehr verdient und bezahlte Überstunden macht, ist laut der Experten seltener dazu bereit, nebenbei auch noch schwarz zu arbeiten.

Das Verhältnis der Schattenwirtschaft zur offiziellen Wirtschaft soll laut der Studie in diesem Jahr auf unter zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts – also der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes – sinken. Verglichen mit anderen Ländern liegt die Bundesrepublik mit diesem Wert im unteren Durchschnitt, nur in den Niederlanden und in Österreich sinkt die Quote noch stärker. Spitzenreiter in Sachen Schwarzarbeit ist Griechenland: Hier liegt der Anteil bei immerhin 20,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Forscher raten, den Soli abzuschaffen

Laut den Autoren der Studie könnte die Schwarzarbeit in Deutschland in Zukunft weiter eingedämmt werden. Sie schätzen, dass der Anteil der Schattenwirtschaft 2018 um mehr als zehn Milliarden Euro verringert werden könnte, wenn die Bundesregierung den Solidaritätszuschlag vollständig abschaffen würde. Der sogenannte Soli ist eine zusätzliche Abgabe, die seit 1991 auf Einkommensteuer, Körperschaftssteuer und Kapitalertragssteuer erhoben wird. Derzeit sind das 5,5 Prozent der Lohnsteuer.

Die Experten prognostizieren, dass die steuerliche Entlastung des Mittelstandes dazu führen würde, dass der Anteil der Schwarzarbeit in Deutschland weiter sinkt, weil der einzelne Bürger von seinem Bruttogehalt dann mehr behalten dürfte. Auch verschärfte Kontrollen auf Großbaustellen und der vermehrte Einsatz von Fahndern können dabei helfen, die Schattenwirtschaft weiter zu senken.

Besonders viel Schwarzarbeit im Baugewerbe

Traditionell sind folgende Arbeitsbereiche besonders stark von Schwarzarbeit betroffen und werden häufig ohne Rechnung und somit ohne Steuer- und Sozialabgaben abgerechnet:

  • Baugewerbe und Handwerksbetriebe
  • Putzhilfe
  • Gastronomie
  • Babysitterdienste
  • Autoreparaturen
  • Nachhilfeunterricht
Berater Tipp
Trotz seiner Häufigkeit gilt Schwarzarbeit in Deutschland jedoch nicht als Kavaliersdelikt. Wer erwischt wird, muss oftmals Sozialversicherungsbeiträge für mehrere Jahre nachzahlen. Zusätzlich drohen Bußgelder und Strafverfahren, etwa wegen Steuerhinterziehung. Privatpersonen, die zum Beispiel eine Putzhilfe schwarz beschäftigt haben, müssen zwar nicht mit Gefängnisstrafen rechnen. Anders hingegen sieht es bei größeren Unternehmen aus: Hier drohen Gefängnisstrafen von bis zu zehn Jahren.

Schwarzarbeit in Deutschland verliert an Bedeutung

Laut der Prognose wird 2018 die niedrigste Quote seit rund 15 Jahren erreicht. Somit verliert die Schwarzarbeit in Deutschland weiter an Bedeutung. Trotzdem wird sich das Phänomen der illegalen Beschäftigung wohl nicht vollständig eliminieren lassen – besonders im privaten Bereich. Denn oftmals sind die Grenzen zwischen Schwarzarbeit und Nachbarschaftshilfe fließend: Schon wenn der handwerklich begabte Nachbar das Auto repariert oder gegen Geld die Hecke schneidet, kann schnell eine Grenze überschritten werden. Einen festgeschriebenen Höchstbetrag gibt es hier jedoch nicht.

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