Anleger, die die Performance vieler klassischer Hardware-Hersteller mit denen der Apple Aktie vergleichen, werden sehr schnell feststellen: Das Apple-Geschäftsmodell setzt nicht nur neue technische Standards, sondern verlängert die Wertschöpfungskette weit über die reine Geräteherstellung hinaus.

Aus diesem Grund schätzen Börsianer die Apple-Aktie und bewerten diese schon fast traditionell mit einem höheren KGV als Aktien der Old Economy. Da an der Aktie die Zukunft bewertet wird, lohnt sich der Blick auf die neuesten Ideen des Unternehmens. Derzeit liegt der Vorschlag einer Kooperation des Bezahlsystems von Apple Pay mit Alibaba, einem führenden Internet-Marktplatz in China vor, welcher auf einen Schlag ein enormes Kundenpotenzial eröffnen könnte. Deshalb lohnt sich der Blick darauf, welche Auswirkungen diese Kooperation haben könnte. Als Ausgangspunkt hervorragend geeignet sind die aktuellen Zahlen des gerade abgelaufenen IV. Quartals des Geschäftsjahres 2014.

Steigende Umsätze im Bereich iTunes, Software und Services

Das abgelaufene IV. Quartal zeigt Einnahmen knapp über 4,6 Milliarden US-Dollar für iTunes, Software und Services womit der Bereich Dienstleistungen bereits zu beinahe jedem 9. Umsatz Dollar von Apple beiträgt. Da in diesem Bereich hohe Margen erzielt werden, ist eine Ausweitung durch neue Serviceangebote und Ideen einer der Eckpfeiler, die für eine stetige Weiterentwicklung des Unternehmens notwendig sind. Da Apple Pay gerade erst gestartet worden sind, dürften in den Zahlen des vergangenen Quartals noch keine wesentlichen Erträge aus diesem Geschäft enthalten sein.

Apple verfolgt bei Apple Pay eine Strategie der Kooperation mit starken, renommierten Unternehmen. In den USA arbeitet Apple beispielsweise mit dem Erfinder der Kreditkarte – American Express – zusammen. Lt. Berichten auf der Investor Relations-Seite von American Express wurde der Dienst am 20. Oktober 2014 gestartet. Die Technik scheint stabil zu laufen, sogar an unterschiedliche Kartennummern bzw. eine klare Trennung der Datenflüsse zwischen der klassischen Kreditkarte und der Apple Pay-Anwendung wurde gedacht.

Bei der Betrachtung der Kooperation mit alibaba.com können Sie also davon ausgehen, dass Apple mit ApplePay über einen erheblichen Zeitvorsprung verfügt und nicht erst mit dem Konzeptionieren und Programmieren beginnen muss.

Video: Heiko Thieme über Alibaba, Apple, Dax und Dow 2014

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Dank Alibaba.com können erhebliche Provisionsströme entstehen

Wer die Bedeutung der Kooperation zwischen alibaba.com (bzw. der Tochtergesellschaft alipay) und Apple richtig bewerten möchte, der sollte einmal die Größe von alibaba.com anhand der Kundenanzahl und der Umsätze betrachten. Das Unternehmen nennt für den 30. Juni 2014 eine Kundenzahl von 279 Millionen aktiven Kunden und Alibaba Börsengangeinen Umsatz (in nur einem einzigen Quartal) von knapp über 69,2 Milliarden US-Dollar (bzw. knapp über 430 Milliarden Renmimbi).

Vom Gesamtumsatz auf dem Marktplatz wurde ein Anteil von beinahe 27 % bereits über Smartphones bzw. mobile Endgeräte abgewickelt. Dies zeigt das enorme Potenzial, welches eine Kooperation zwischen Apple und Alibaba heben kann. Natürlich sind die ganz konkreten Auswirkungen auf die Apple-Bilanz und den Aktienkurs von Apple noch nicht exakt quantifizierbar. Es lässt sich aber sagen, dass das Angebot von mobilen Zahlungsdienstleistungen einen erheblichen und andauernden Strom von Provisions-Einnahmen oder Royalties aus Kooperationsabkommen generieren kann.

Bei reinen Kreditkartenzahlungen liegen die Provisionen im niedrigen, einstelligen Prozent-Bereich. Es ist also davon auszugehen, dass die Provisionserträge von ApplePay bzw. AliPay günstiger als bei Kreditkartenzahlungen liegen dürften. Aber die Gesamtsummen dennoch beeindruckend sein werden. Damit kann Apple neben PayPal und ähnlichen Anbietern zu einem der Weltmarktführer aufsteigen und seinen Vorsprung zu den Nachahmer-Produkten vergrößern.

Unterstützung für den langfristigen Aufwärtskanal möglichEntwicklung der Marktkapitalisierung von Apple

Am Monatsultimo vom Oktober 2014 notierte die Apple Aktie knapp unter 85,79 Euro – also im Bereich des Höchstkurses. Damit ist die Performance der Apple Aktie angesichts der aktuellen Gemengelage aus Verunsicherung über die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands und Europas und drohenden Konfliktszenarien ohnehin schon sehr beeindruckend. Mit einem KGV von unter 15 erscheint die Aktie vielen Marktbeobachtern keineswegs das Gesamtpotenzial schon ausgereizt zu haben. Es ist also eher eine Frage des Anlegertyps und auch der Brancheneinschätzung: Wer einen High-Tech und IT-Wert sucht, der wird jede Menge Zukunftsaussichten und Projekte zu einem vergleichsweise günstigen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bekommen können. Aus der Sicht der Redaktion ist die angekündigte Kooperation einer der Faktoren, die den bestehenden langfristigen Aufwärtskanal stützen könnten.

Berater Tipp

Rund-um-Strategie für Hardware, Musik, Inhalte und Zahlungsverkehr

Für das Erreichen neuer Höchstkurse bei der Apple Aktie spricht eine einzigartige Strategie, die das Geschäftsmodell auf verschiedene starke Säulen stellt. Anders als beispielsweise bei Nokia oder der schon lange vom Markt verschwundenen Siemensmobile (nicht börsennotiert) sinkt die Abhängigkeit von einem einzelnen Produkt ständig. Die Rund-um-Strategie für Hardware, Musik, Inhalte und auch den Zahlungsverkehr wirkt im besten Fall als Umsatz- und Gewinnturbo, im Fall einer Konjunkturabkühlung kann sich das Unternehmen auf verschiedene Säulen stützen und damit gewinnbringend weiterarbeiten. Die Wahrscheinlichkeit für die Fortsetzung des Aufwärtskanals ist also wesentlich höher als bei vielen anderen Aktien.

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Titelbild: © iStock.com/Cameron Whitman
Textbild: © iStock.com/vivalapenler