Der Kampf von Verdi um höhere Löhne beim Internetriesen Amazon wird wieder lauter. Jetzt wird mit Streik gedroht „wenn es am meisten wehtut“ – im wichtigen Weihnachtsgeschäft.
Es herrscht Eiszeit und damit sind nicht die fallenden Temperaturen in Deutschland gemeint: Die Beziehung zwischen Verdi und dem weltgrößten Internetversandhändler Amazon konnte man noch nie als „gut“ bezeichnen, doch jetzt scheint die Lage zwischen den beiden angespannter denn je.

Nicht mehr ganze drei Monate und dann ist schon wieder Weihnachten. Wichtige 76 Tage für den weltgrößten Internetversandhändler Amazon, handelt es sich doch um eine der umsatzstärksten Zeiträume im Jahr. Gerade jetzt droht Verdi mit neuen Streiks und hat angekündigt, die bisherigen Warnstreiks ausdehnen zu wollen, sollte Amazon den Forderungen nicht nachkommen. „Ich würde mich an Amazons Stelle nicht darauf verlassen, vor Weihnachten alle Kundenversprechen einhalten zu können“, so Verdi-Sekretär Heiner Reimann zum Nachrichtenmagazin Spiegel.

Forderung nach Tarifverträgen

Bereits im Juli und September dieses Jahres legten Amazon-Beschäftigte in Leipzig und Bad Hersfeld ihre Arbeit nieder. Sie kämpften und kämpfen noch immer um ein Tarifentgelt auf dem Niveau der Einzel- und Versandhandelsbranche als auch um den Abschluss von Tarifverträgen, die für die Mitarbeiter höhere Löhne sowie Urlaubs- und Weihnachtsgelt bedeuten würde.
Nach Aussage von Verdi bezahlt Amazon seine Beschäftigten bislang nach einem eigenen Vergütungssystem – je nach Standort unterschiedlich, aber überall soll es deutlich unter dem Tarifentgelt liegen, das für den Einzel- und Versandhandel in den einzelnen Bundesländern gilt. An keinem der deutschen Amazon-Standorte mit insgesamt mehr als 9000 Beschäftigten gibt es bislang einen Tarifvertrag.

Berater Tipp

Amazon – ein Logistikunternehmen?

Amazon lehnte beide Forderungen der Gewerkschaft bisher ab. So sieht sich der amerikanische Konzern als Logistikunternehmen und würde daher nicht den Einzel- und Versandhandel als Maßstab nehmen, sondern die Logistikbranche, in der üblicherweise niedrigere Löhne gezahlt werden. Nach eigenen Angaben zufolge, sehe Amazon für Kunden und Mitarbeiter zudem keinen Vorteil in einem Tarifabschluss und die derzeitigen Löhne lägen schon über dem Branchenschnitt.

Bisher ist unklar, ob die Streiks neben Leipzig und Bad Hersfeld auch auf andere deutsche Standorte ausgedehnt werden sollen. Aber eines ist sicher: Verdi wird nur von neuen Streiks absehen, wenn Amazon bereit ist, ernsthaft zu verhandeln. Ein mögliches Weihnachtswunder? Wohl nicht, denn ein Einlenken vom Internetriesen ist nicht zu erwarten, zeigen sie sich von den Drohungen bisher doch wenig beeindruckt.

Video: Hupen für Streik bei Amazon in Leipzig

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