Viele Pendler denken noch mit Schrecken an den Streik der Lokführergewerkschaft GDL, der von Mitte Oktober bis Anfang November mehrfach den Zugverkehr in ganz Deutschland lahmlegte. Zehntausende von Pendlern kamen zu spät zur Arbeit oder mussten sich in Staus auf den Autobahnen die Zeit um die Ohren schlagen. Da sich bis zum heutigen Tag die GDL und die Deutsche Bahn sich nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen konnten, und es auch zwischen der Deutschen Bahn und der Eisenbahnergewerkschaft EVG zu keiner Einigung kam, ist die Sorge vor einem neuen Streik groß.

Größter Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn

Insbesondere der vom 5. November bis 8. November von GDL initiierte Streik stieß bei weiten Teilen der Bevölkerung auf Unverständnis. Handelte es sich doch dabei um den bisher größten Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn. Von den teils auch massiven Angriffen von Seiten der Medien und der Wirtschaft zeigte sich GDL-Vorsitzende Claus Weselsky unbeeindruckt. Unterstützung fand er dabei durch die Arbeitsgerichte, die mehrere Klagen der Deutschen Bahn abwiesen.

Sie sahen in den Streiks der GDL, eine sich im rechtlichen Rahmen bewegende Form der tariflichen Auseinandersetzung. Dagegen beklagte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag in einer Bilanz der bisherigen Streiks einen wirtschaftlichen Schaden von rund einer halben Milliarden Euro. Der Chef der DIHK Martin Wansleben warnte vor einem weiteren Streik in der Vorweihnachtszeit, weil dies verheerende Auswirkung auf das Weihnachtsgeschäft hätte.

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Forderungen der Lokführergewerkschaft GDL

Der Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der GDL zieht sich nun schon seit Monaten in die Länge. Wobei die eigentlichen tariflichen Forderungen gar nicht das Hauptkonfliktpotential bergen. Die GDL fordert eine fünf-prozentige Lohnsteigerung bei kürzeren Arbeitszeiten, so dass es zu einer tariflichen Gesamtsteigerung von fünfzehn Prozent kommt. Dagegen bietet die Deutsche Bahn eine dreistufige Lohnsteigerung um fünf Prozent an, sowie eine einmalige Zahlung von rund 325 Euro. Bahnchef Gruber ist überzeugt, dass auf dem Verhandlungsweg eine Lösung zu finden ist. Dagegen sieht er bei der Forderung der GDL nicht nur die Lokführer, sondern auch das restliche Zugpersonal zu vertreten, keinen Verhandlungsspielraum. Bahnchef Grube will auf alle Fälle verhindern, dass es verschiedene Tarifverträge für die Mitarbeiter derselben Berufsgruppe gibt.

Zwei Gewerkschaften im Streit

Der Tarifverhandlungen der Deutschen Bahn entwickeln sich immer mehr zu einem Konflikt zweier konkurrierender Gewerkschaften. So unternimmt die relativ kleine Lockführergewerkschaft den Versuch, auf Kosten der Eisenbahnergewerkschaft EVG neue Mitglieder zu gewinnen. Diese wirft der GDL vor, die Belegschaft zu trennen, in dem sie einen eigenen Tarifvertrag mit der Bahn aushandelt, der auch Berufsgruppen betrifft, die eigentlich zum Klientel der EVG gehören.

Die Deutsche Bahn steht dem Machtkampf der beiden Gewerkschaften fast hilflos gegenüber.

Sie hat keinerlei rechtliche Handhabe beide Gewerkschaften zu einem gemeinsamen Tarifvertrag zu zwingen. So besteht die Gefahr, dass beide Gewerkschaften immer höher in den Verhandlungen pokern, damit sie weiterhin für ihre Mitglieder attraktiv bleiben. Zum andren mussten die Mitarbeiter auf Grund von massiven Stellenkürzungen in den letzten Jahren, eine große Anzahl von Überstunden leisten. Dementsprechend wird die harte Linie der beiden Gewerkschaften zum großen Teil von den Mitarbeitern unterstützt.

Berater Tipp

Hoffnung für die Pendler

Trotz der verfahrenen Situation scheint in den letzten Tagen etwas Bewegung in die Verhandlung zu kommen. Die Deutsche Bahn hat am vergangenen Donnerstag den beiden Gewerkschaften ein neues Angebot unterbreitet, welches von diesen nun geprüft wird. Der Vorsitzende der GDL Claus Weselski versicherte in einem Fernsehinterview, dass es in der Vor- und Weihnachtszeit zu keinen Streiks kommen wird. Er wünsche sich ein friedvolles Weihnachtsfest.

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Titelbild: © iStock.com/william87