Bei ihrer Einführung war die Boeing 747 ein echter Meilenstein und schrieb Luftfahrtgeschichte: Sie verdoppelte die Passagierkapazität gegenüber der Boeing 707. Mit der Folge: Reisen wurde für viele Menschen erstmals erschwinglich. Damit ist das Flugzeug auch heute noch aus der Luftfahrt nicht wegzudenken. Dennoch wurden vom neuesten Modell – der Boeing 747-800 – nur vergleichsweise wenige Stück abgesetzt. Deshalb fragen sich nicht nur Luftfahrtenthusiasten: Steht die Boeing 747 vor dem Aus?
Neue Airline-Strategien führen zu sinkenden Verkaufszahlen
Noch vor einigen Jahren flogen die Boeing 747 den Löwenanteil der Passagiere insbesondere im Interkontinentalverkehr. Bei den Fluggesellschaften dominierte die Drehkreuzstrategie: Die Fluggäste wurden mit Kurzstreckenflugzeugen zu Drehkreuzen geflogen und stiegen dann dort in die Interkontinentalmaschinen um.
Bequemer und zeitsparender ist allerdings eine Strategie, die kleinere Flughäfen mit den Zielorten in aller Welt verbindet. So können insbesondere für zeitsensible Reisende umsteigefreie Verbindungen angeboten werden.
Manchmal verteilen sich – wie beispielsweise bei der Lufthansa – die interkontinentalen Fluggäste auf bis zu vier Umsteigeorte (München, Frankfurt, Wien, Zürich) von denen nur ein einziger die wirklich großen Flugzeuge beherbergt. Dies bedeutet steigende Marktanteile für die 2-motorigen Jets!
Video: Boeing 747 – Mythos Jumbojet – Dokumentation über Boeing 747
Die Konkurrenten B 787 („Dreamliner“) und A 350 (Extra Wide Body) rücken näher
Die Robustheit und Zuverlässigkeit der Boeing 747 in ihren ungezählten Varianten ist unbestritten. Allerdings mehren sich die Stimmen bei den Fluggesellschaften, die eher kleineres Fluggerät bevorzugen: Sie statten die Boeing 787 oder den Airbus A350 mit einer ähnlichen Anzahl an Sitzen in Business und First Class aus, verringern aber gegenüber der Boeing 747 die Kapazität in der Economy Klasse.
Damit wollen sich die Fluggesellschaften in Zeiten sinkender Ticketpreise gegen den Abwärtstrend stemmen: Eine sinkende Sitzplatzzahl in der Economy Klasse soll die Preise stabilisieren. Die Hong Konger Fluggesellschaft setzt beispielsweise auf einigen Routen nach Europa die Boeing 777 ein, die über insgesamt lediglich 275 Plätze verfügt.
Bei der Boeing B 747 waren es bei ähnlichem Sitzabstand und einer ähnlichen Klassenaufteilung immerhin 359 Plätze. Da viele ältere Boeing B 747-400 schon seit über zwanzig Jahren fliegen, steht die Ersatzentscheidung an. Viele Fluggesellschaften entscheiden sich für kleineres, sparsameres Fluggerät.
Einzigartiges Flugerlebnis oder Preis im Vordergrund?
Bei der Entscheidung für das weiterhin zweitgrößte Passagierflugzeug der Welt gibt es neben der Kapazität und den Gesamtkosten ein weiteres Entscheidungskriterium: Wie viele Kunden sind bereit, für ein einzigartiges Flugerlebnis mehr Geld auszugeben?
Das Flugerlebnis in der Boeing 747 ist im Oberdeck einzigartig: Dort finden in einem Querschnitt, der einem klassischen Kurzstreckenflugzeug entspricht meist die Gäste der Business Class ihr Zuhause. Nur vier Sitze pro Reihe ergeben je nach Version ein exklusives Flugerlebnis für 24 bis 32 Passagiere.
Darüber hinaus sind die Plätze in der sich nach vorne verjüngenden Nase auf dem Hauptdeck wegen den Ausblicken sehr beliebt, denn das Cockpit sitzt auch im Oberdeck. Im Hauptdeck ist das Flugerlebnis eines Großraumflugzeuges ähnlich, egal ob es sich um die Boeing 747 oder eine neuere Maschine handelt.
Letztendlich müssen aber viele Fluggesellschaften aufgrund des Preisdrucks sich für die günstigeren Flugzeuge entscheiden: Die neuen 2-motorigen Jets sind in der Wartung günstiger und teilweise auch kraftstoffsparender.
Der Jumbo bleibt noch viele Jahre präsent
Die neuesten Boeing B 747 sind gerade erst einmal ein paar jahre alt. Die Lufthansa zählt diese Flugzeuge neben dem Airbus A 380 sogar zu ihren Flaggschiffen. Sie wird deshalb ein gewohntes Bild bleiben und auch ein beliebtes Fotomotiv für Flugzeugenthusiasten sein.
Allerdings kann es durchaus sein dass bei der aktuell niedrigen Nachfrage die Produktion ein paar Jahre lang verringert wird: In der Passagierversion haben lediglich die Air China und Lufthansa nennenswerte Stückzahlen bestellt, ansonsten wird sie häufig in der Frachtversion eingesetzt.
In einer Zeit sinkender Kerosinpreise ist aber durchaus zu erwarten, dass die von großen Fluggesellschaften verkauften Boeing B 747-400 bei Chartergesellschaften wieder auftauchen könnten. Im Moment ist deshalb nur von einer Produktionsverringerung auszugehen, die kompletten Werkzeuge oder Produktionsstraßen werden vorerst wahrscheinlich nicht abgebaut.
Titelbild: © istock.com – kafl
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