Die globale Finanzkrise ist mittlerweile zehn Jahre her, doch ihre gravierenden Folgen belasten immer noch zahlreiche Volkswirtschaften. Doch schon bahnt sich die nächste Bedrohung der Weltwirtschaft an: Zahlreiche Schwellenländer stehen mittelfristig vor dem Staatsbankrott.

China – der Wirtschaftsriese auf tönernen Füßen

Das größte Gefahrenpotential weist derzeit das Reich der Mitte auf. Die Gesamtverschuldung liegt in China bei über 250 Prozent des BIP. Experten warnen schon seit einiger Zeit vor dem Entstehen und Platzen einer gigantischen Kreditblase. Verschärft wird die Situation noch durch die Tatsache, dass die Verschuldung zum großen Teil auf Unternehmen entfällt, die in Staatsbesitz stehen. Sie produzieren unrentabel und sind an sich nicht wettbewerbsfähig. Diese chinesischen Staatsbetriebe werden nur durch zinsgünstige Kredite künstlich am Leben gehalten.

Hinzu kommt ein Boom bei den Immobilienpreisen, dessen Ende nicht in Sicht ist.

Kein Beobachter der wirtschaftlichen Entwicklung in China sollte sich vom immer noch beeindruckenden Wachstum blenden lassen. So erreichte die chinesische Volkswirtschaft im ersten Quartal 2018 trotz des Handelsstreits mit den USA eine Wachstumsrate von immerhin 6,8 Prozent.

Weitere Schwellenländer mit hoher Staatsverschuldung

China ist nicht das einzige Land, dessen hohe Verschuldung zu einem massiven Problem werden kann. Während sich, bis auf das krisengeschüttelte und von einer Hyperinflation schwer gezeichnete Venezuela, die einstigen Krisenländer in Mittel- und Südamerika erholt haben und nun erstaunlich solide Staatsfinanzen vorweisen können, ist das an den Rändern Europas leider nicht der Fall. Dies trifft insbesondere auf die folgenden Staaten zu:

  • Türkei
  • Ukraine
  • Kasachstan

Auch Mitgliedsländer der EU gehören zu dem Kreis hoch verschuldeter Schwellenländer. Vor allem Ungarn, Bulgarien und Polen sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Dabei darf auch die Dauerkrise des hochverschuldeten Italiens nicht vergessen werden, obwohl der Mittelmeerstaat selbstverständlich nicht zu den Schwellenländern zählt.

Das große Zittern vor einem Anstieg des Marktzinses

Indirekt handelt es sich bei der zunehmenden Verschuldung vieler Schwellenländer um eine Folge der letzten Finanzkrise: Sie führte weltweit zu einem dramatischen und beispiellosen Absinken der Kredit- und Guthabenzinsen. Erst diese Entwicklung ermöglichte es den Regierungen der Schwellenländer, sich in großem Umfang zu verschulden.

Berater Tipp
Mittlerweile sprechen einige Anzeichen dafür, dass die Zeiten des billigen Geldes bald vorbei sein werden: Die Inflation zieht weltweit an, auch als Reaktion auf die Handelspolitik von Donald Trump und die Verknappung von Rohöl.

Die US-amerikanische Notenbank hat ihren Leitzins bereits erhöht und wird diese Politik nach Erwartungen von Beobachtern in der nächsten Zukunft fortsetzen. Die Europäische Zentralbank wird sich mittelfristig von ihrer ultralockeren Geldpolitik verabschieden müssen. Dann werden viele Schwellenländer nicht mehr in der Lage sein, ihre Kredite zu bedienen – der Staatsbankrott wird für einige unabwendbar sein.

Ein beängstigendes Szenario

Niemand sollte die Auswirkungen auf die internationale Konjunktur unterschätzen, die ein Staatsbankrott in China haben würde. Die EU würde vor einer weiteren extremen Belastungsprobe stehen, wenn einige ihrer Mitglieder in eine Schuldenkrise geraten und umfangreiche Unterstützung benötigen. Vor diesem Hintergrund erscheinen die ökonomischen Aussichten für die nächsten fünf bis zehn Jahren durchaus ernüchternd.

Titelbild: ©iStock – Marina Sosnovskaya