Wovor nur einige leise Stimmen gewarnt hatten, ist nun eingetreten: die USA haben einen katastrophalen Börsencrash erlebt. Vor wenigen Jahrzehnten noch hätte ein derartiger Absturz die Börse wohl fast ausgelöscht – aktuell scheinen sich die Folgen bislang aber noch in Grenzen zu halten.

Dow Jones sackte massiv ab

Am Montag, den man nun schon den „dunkelgrauen Montag“ nennt, rutschten die Kurse an der Wall Street steil ab: der Dow Jones, einer der wichtigsten Aktienmarkt-Indices der USA und weltweit, sackte zeitweise um 1.600 Punkte nach unten. Am Ende des Tages war er dann immer noch um rund 1.100 Punkte niedriger als am Anfang – zuvor war der Dow aber schon am Freitag um Unheil verkündende 666 Punkte abgesackt.

Das zeigt, dass dieser Crash durchaus kein kleiner, sondern ein ernstzunehnender war. Angesichts eines Punktestands von rund 25.000 ist ein solches Abrutschen nicht lebensbedrohlich. In vergangenen Jahrzehnten wäre das möglicherweise anders gewesen – aber solche Vergleiche hinken. Beim Mega-Crash 1987 rutschte der Dow um 23 % ab, am „Schwarzen Freitag“ 1929, der danach fast die gesamte Weltwirtschaft praktisch lahmlegte, waren es 13 % – allerdings bei deutlich niedrigerem Gesamtpunktestand. Das Ereignis vom Montag ist von solchen Größenordnungen noch weit entfernt – es liegt ungefähr in einer ähnlichen Größe wie der Absturz von 2011, als die US-Haushaltskrise die Börsen massiv ins Schwanken brachte. Knapp 4,6 % Verlust waren es am Ende des Tages.

Wie es zum Crash kam

Die Wirtschaftsbedingungen wären eigentlich nicht so schlecht gewesen – technisch schien alles in Ordnung. Der Crash kam also mehr oder weniger aus heiterem Himmel. Darum warnte auch niemand davor.

Es war in diesem Fall eher die Angst, dass es angesichts der brummenden Wirtschaft in den USA und der steigenden Stundenlöhne, die am Freitag verkündet worden waren schneller als erwartet zu einer Zinsanhebung der FED, der amerikanischen Zentralbank, kommen würde. Steigende Zinsen hätten dann wiederum höhere Kosten für die Unternehmen und einen schrumpfenden Konsum bedeutet, der damit ebenfalls die Unternehmensgewinne sinken lassen würde.

Die Angst der Anleger war dabei sogar deutlich messbar: der sogenannte Vix-Index, der die Schwankungen des S&P 500 misst und gemeinhin als „Angstbarometer“ fungiert, erhöhte sich schlagartig um beinahe 100 %.

Berater Tipp
Die Ursachen für den Crash liegen also nicht in realen Wirtschaftsdaten begründet, sondern lediglich in Befürchtungen von Anlegern. Die massive Flucht aus den Aktien, die aufgrund der sich ausbreitenden Panik erfolgte, ließ die Kurse dann schlagartig nach unten gehen. In einem solchen Maßstab nennen Finanzfachleute das eine „Stampede„, wenn die Anleger in wilder Panik ihre Aktien abstoßen, um sich vor Kursverlusten zu schützen. Der Begriff, der eigentlich sonst für kopflos flüchtende und dabei alles niedertrampelnde Büffelherden verwendet wird, scheint passend gewählt angesichts der Ereignisse.

Auswirkungen in Europa und Asien

Wenn an den US-Börsen etwas Dramatisches passiert, bleibt das auch nicht ohne Folgen für die weltweiten Märkte. Der Absturz des US-Leitindex wirkte sich dabei in fast der gleichen Dramatik auf die asiatischen Märkte aus, insbesondere in Japan. Der japanische Leitindex Nikkei rutschte im annähernd selben Maß wie der Dow Jones nach unten – um 5 %.

Der DAX, sonst sehr eng mit dem Dow Jones verbunden, wetterte den amerikanischen Absturz dagegen etwas besser ab. Der deutsche Leitindex sank bislang nur um rund 2,5 % und pendelte sich dann bei einer Marke von 12.400 Punkten ein. Die Anleger hierzulande scheinen also besonnener zu reagieren, lediglich einige haben ihr Geld zunächst an der Seitenlinie geparkt und warten erst einmal ab.

Die Börseneinsteiger mag es härter getroffen haben – alle, die erst kürzlich an der Börse eingestiegen sind, haben das mit recht hohen Werten getan, und sind vom massiven Absturz und der Marktkorrektur damit überproportional schwer betroffen. Die meisten privaten Anleger, auch die Kleinanleger dürften den Absturz aber einfach aussitzen können – zumindest wenn sie ihr Geld ausreichend breit gestreut angelegt haben.

Eine Flucht in Gold oder Staatsanleihen in größerem Maßstab sieht man hierzulande bei den Anlegern noch nicht – das könnte man für den Moment immerhin als gutes Zeichen deuten.

Der Ausblick: wie geht es nun weiter?

An eine rasche Erholung nach dem Absturz wollen viele Analysten bislang noch nicht glauben. Sieht man sich die entsprechenden Indices an, erkennt man, dass die Anleger, vor allem in den USA immer noch sehr angespannt und nervös sind und vor allem bemüht, auch noch vergangene Gewinne zu retten. Eine ganze Zahl von Finanzfachleuten befürchtet deshalb auch, dass sich der Absturz sogar noch deutlich ausweiten könnte. Auch in Europa ist das „Angstbarometer“, der VStoxx-Index, immer noch auf hohem Niveau. Möglicherweise ist die Krise also noch nicht ausgestanden.

Die Börse hat es uns wieder einmal deutlich gezeigt, wie launisch und unberechenbar die Finanzmärkte sein können – und wie schnell man trotz eigentlich hervorragender Aussichten plötzlich schwere Verluste in Kauf nehmen muss.

Titelbild: ©istock.com – ablokhin