Der Dieselskandal hat die deutsche Automobilbranche wie ein Beben erschüttert und immer neue Fakten kommen ans Licht. Der neueste Schlag ins Gesicht der Autoliebhaber lautet, dass auch die VW-Tochter Audi eine bislang unbekannte Abgas Software bei dem Audi A6 eingebaut und auf diese Weise manipuliert haben soll. Dies könnte jetzt weitreichende Folgen für das Unternehmen haben.

Es wird jetzt amtlich ermittelt

Der Vorwurf ist durchaus schwerwiegend. Die VW-Tochter Audi, langjährig renommierter Automobilhersteller mit Sitz in Ingolstadt, soll bei der Modellreihe des AG eine bislang unbekannte Abgas Software verbaut und mithilfe der Software Abgaswerte manipuliert haben. Sowohl die Bundesregierung als auch das zuständige Kraftfahrt-Bundesamt haben entsprechende Hinweise erhalten und das KBA hat in dieser Angelegenheit bereits eine erste amtliche Anhörung auf der Grundlage des Verdachts von unzulässigen Abschalteinrichtungen eingeleitet. Betroffen sind, so lauten die ersten Erkenntnisse, die Audi V6TDI-Automobile aus der A6-Reihe. Die Audi A6 Reihe ist ein Auslaufmodell, da Audi den Nachfolger bereits benannt hat und kurz vor der Markteinführung steht.

Die Dieselkrise ist für Audi noch lange nicht beendet

Hinweise besagen, dass Audi folgende Punkte unterstellt werden:

  • Insgesamt 30.000 Fahrzeuge im Bundesgebiet wurden mit der unerlaubten Abgas Software ausgestattet
  • Die Anzahl der Fälle im Ausland bewegt sich in der gleichen Höhe
  • Betroffen sind in erster Linie A6-Fahrzeuge, welche eine Zulassung in Luxemburg erhalten haben

Audi bestätigte, dass das Kraftfahrt-Bundesamt Kontakt mit den ausländischen Kollegen aufgenommen habe. Für Audi selbst kann dies jedoch durchaus weitreichendere Folgen haben, die sich in erster Linie wirtschaftlich auf den Umsatz des Unternehmens auswirken werden. Obgleich noch keine fest verbindliche Lösung des Problems seitens Audi bekannt gegeben wurde, ist es sehr wahrscheinlich, dass Audi nunmehr den Umfang der Dieselkrise verstanden hat und entsprechend reagieren will.

Berater Tipp
Experten vermuten, dass dem Unternehmen nur ein einziger Schritt aus der Krise übrig bleiben wird. Ein Rückruf aller betroffenen Modelle wäre die wahrscheinlichste Variante, um elegant aus der Krise herauszukommen.

Erste Maßnahmen wurden bereits getroffen

Nachdem bekannt geworden ist, in welchem Bereich die Abgaswerte manipuliert wurden, hat Audi umgehend reagiert. Bei Fahrzeugen, die das sogenannte AdBlue-System integriert haben, sorgte die Software für Drosselung der Einspritzung des Harnstoffs. Dem Fahrer ermöglicht diese Drosselung eine Weiterfahrt mit dem Fahrzeug bis zur nächsten Inspektion, wo der Tank dann entsprechend neu aufgefüllt werden muss. Der Harnstoff jedoch wird für den SCR-Katalysator benötigt, welcher für die Reinigung der Stickoxide im Abgas verantwortlich ist. Die unerlaubte Abgas Software jedoch soll die Zufuhr des Harnstoffs gänzlich abgeriegelt haben. Audi reagierte nach dem Bekanntwerden direkt mit einem Stopp der Auslieferung des A6 und erläutert nun unternehmensintern weitergehende Lösungsansätze. Würde die wahrscheinlichste Variante des weitläufigen Rückrufs eintreffen, so würde diese Maßnahme Audi wirtschaftlich sehr treffen auch wenn Fahrzeuge in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht von der Abgasmanipulation betroffen sind.

Gerade in den Vereinigten Staaten von Amerika könnte ein Abgas-Skandal sehr teuer werden, da die gesetzliche Grundlage für Schadenersatzklagen gänzlich anders sind als in Deutschland.

Video: Adblue-System: Audi manipulierte offenbar beim A6 – Produktion gestoppt

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Imageverlust droht falls nicht sofort richtig reagiert wird

Auch wenn die genauen Reaktionen von Audi auf den Abgas Skandal in Verbindung mit der Verwendung von illegaler Abgas Software noch nicht bekannt sind, ist stark davon auszugehen, dass die VW Tochter bereits jetzt einen enormen Image-Schaden hinnehmen muss. Der A6 ist das Flaggschiff des Unternehmens und überdies ein regelrechter Verkaufsschlager, auch wenn sich die Anzahl der betroffenen Fahrzeuge im In- und Ausland mit rund 60.000 Fahrzeugen stark in Grenzen hält. Würde das Unternehmen mit einem vollständigen Rückruf der betroffenen Fahrzeuge reagieren, so käme überdies auch noch ein wirtschaftlicher Verlust hinzu, über dessen Ausmaß sich bislang nur spekulieren ließe. Audi muss jetzt schnell und vor allen Dingen richtig reagieren.

Titelbild: ©iStock – eugenesergeev