Nicht nur in den Ballungsräumen wie München, Hamburg und Berlin steigen die Mieten: Viele Normalverdiener geben bereits den Löwenanteil des Einkommens für die Miete und die Mietnebenkosten aus. Deshalb werden immer wieder Forderungen nach billigeren Wohnungen laut. Um dies zu verstehen lont sich ein Blick auf die bisherige Wohnungsförderung und warum immer mehr Sozialwohnungen in normalen Wohnraum umgewandelt werden können.
- Staatliche Zuschüsse und Darlehen für Sozialwohnungen verpuffen nach zehn Jahren
- Video: Bezahlbarer Wohnraum für unsere Familien
- Miete belastet in vielen Ballungsräumen mit 45-50 % des Nettoeinkommens
- Den Kostentreibern auf der Spur - die Bürokratielawine hinterlässt ihre Spuren
- Billigerer Wohnraum kann auch durch Nachfrageverschiebung geschaffen werden
Staatliche Zuschüsse und Darlehen für Sozialwohnungen verpuffen nach zehn Jahren
Wer sich erstmals mit der Frage nach günstigem Wohnraum befasst, der wird sehr schnell auf den Begriff der „Sozialwohnungen“ bzw. des öffentlich geförderten Wohnungsbaus treffen. Gerade in der Aufbauphase der Bundesrepublik nach dem zweiten Weltkrieg fehlte sehr viel Wohnraum, weshalb die öffentliche Hand privaten Bauherren und Unternehmen Kredite zur Erstellung von Sozialwohnungen gewährte.
Damit konnten viele Wohnungsunternehmen trotz einer mangelhaften Eigenkapitaldecke schnell Wohnraum schaffen. Allerdings ging dieser Wohnraum nicht in Staatseigentum über. Mit den Mieten konnten die Unternehmen die staatlichen Förderungen zurückzahlen. Die sogenannte Sozialbindung und die Mietbegrenzung auf günstige Sozialmieten waren dann nach zehn Jahren Geschichte: Die Wohnungen wurden dann zur vollen Vergleichsmiete auf dem freien Wohnungsmarkt angeboten. Leicht verkürzt gesprochen kann deshalb gesagt werden, dass die staatlichen Zahlungen schon zehn Jahre nach der Rückzahlung verpuffen und keine Wirkung mehr entfalten.
Video: Bezahlbarer Wohnraum für unsere Familien
Miete belastet in vielen Ballungsräumen mit 45-50 % des Nettoeinkommens
Immobilienportale, Marktforschungsunternehmen und die Statistiker sind sich in der Bewertung der Ausgaben für Wohnraum ziemlich einig. Wenn die Menschen in vielen Regionen 45-50 % des Nettoeinkommens alleine für das Wohnen aufwenden, dann schränkt dies die Lebensqualität enorm ein. Zumal die Menschen nicht auf riesigen Flächen wohnen, sondern in überhitzten Gebieten einfach die Quadratmeterpreise sehr hoch geworden ist.
Deshalb gibt es auch immer wieder Zeitungsmeldungen, die von „Miet-Wahnsinn“ sprechen oder einen Vermietwucherer zu Recht an den Pranger stellen. Die Forderungen lauten deshalb für Normalverdiener bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Hier wären die Städte und Gemeinden gefragt, die allerdings angesichts klammer Kassen keine eigenen Unternehmen gründen und damit Wohnraum schaffen können.
Den Kostentreibern auf der Spur – die Bürokratielawine hinterlässt ihre Spuren
Neben der eigentlichen Miete steigen bei vielen Wohnungen die Nebenkosten exorbitant in die Höhe. Dies liegt nicht nur an falschen Nebenkostenabrechnungen, sondern an einer regelrechten Bürokratielawine, die die Wohnungswirtschaft erfasst hat. Neue Vorschriften zur regelmäßigen TÜV-Abnahme von Aufzügen, Feuerlöschern und mehrfachen Prüfsiegeln, ständige statistische Meldungen ähnlich der Volkszählung, Hygieneregelungen (Trinkwasserprüfungspflicht) schaffen eine ungemeine Komplexität. Die mancher nicht seriöser Hausverwalter zusätzlich durch einen saftigen Gewinnaufschlag in Gewinn verwandelt.
Deshalb mehren sich inzwischen sogar in der Politik die Stimmen, die von einer Überregulierung des Wohnungsbaus sprechen und „Standards senken “ wollen. Am Besten wäre es also, alle neuen Regelungen der letzten zehn Jahre zu überprüfen und den gesunden Menschenverstand wieder einzuschalten.
Billigerer Wohnraum kann auch durch Nachfrageverschiebung geschaffen werden
Neben der Frage nach Veränderungen in den Prüf- und Wohnungsbaustandards sollte nicht vergessen werden, dass auch der Mietmarkt den klassischen Gesetzen von Angebot und Nachfrage unterliegt. Wer also zu viel Geld für seine jetzige Wohnung zahlt, der kann darüber nachdenken, vielleicht ein paar Kilometer umzuziehen. Oftmals verändern sich bei gleicher Wohnqualität die Quadratmeter-Mieten bereits dann enorm, wenn man bereit ist ein paar Minuten mehr zur Arbeit zu fahren oder zwei Bahnstationen weiter „aufs Land“ zu ziehen. Dank der Mobilität der Jetztzeit und einer guten Infrastruktur der öffentlichen Nahverkehrsmittel ist das Umsehen auch in nicht ganz zentraler Lage wahrscheinlich sogar der am Schnellsten wirkende Tipp zur Verminderung der Wohnkosten.
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