Wer eine kreative Idee in die Tat umsetzen will, benötigt dafür in der Regel Geld – meist mehr als aus eigenen Mitteln zur Verfügung steht. Crowdfunding hat sich zu einer interessanten Form der Geldbeschaffung entwickelt und macht manches Projekt erst möglich.

Herkömmliche Finanzierung scheidet oft aus

Gerade kreative Vorhaben leiden häufig unter dem Problem, dass Banken zur Geldvergabe nicht bereit sind. Kreditinstitute orientieren sich bei der Kreditvergabe in erster Linie an Sicherheiten. Finanziert werden daher vor allem Sachinvestitionen in Maschinen, Geschäftsausstattung oder Grundstücke. Bei kreativen Projekten geht es selten darum. Materielle Substanz ist oft nicht vorhanden, wird vielfach auch nur in Grenzen benötigt.

Projekte sind außerdem üblicherweise auf Zeit angelegte Vorhaben, nach dem Ende gibt es nicht zwingend eine Fortsetzung oder einen auf Dauer angelegten Betrieb. Das erschwert die Finanzierung über Kredite zusätzlich, denn ein Kreditnehmer muss ggf. auch über das Projektende hinaus für die Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen gerade stehen. Crowdfunding ist eine Möglichkeit, den Finanzierungsbedarf bei einem kreativen Projekt auch ohne Bank zu decken.

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So funktioniert das Crowdfunding

Ohne das Internet ist Crowdfunding kaum denkbar. Die Anfänge des Phänomens datieren aus dem Jahr 2004, als erstmals ein Film über Crowdfunding mitfinanziert wurde. Filmprojekte – aber auch viele andere – nutzen seither häufiger diese innovative Form der Finanzierung. Über den Online-Kanal ist es einfach möglich, mit geringem Aufwand eine große Zahl potentieller Projektinteressenten anzusprechen und Gelder zu sammeln.

Crowdfunding funktioniert dabei so: der Projekt-Owner stellt sein Vorhaben im Netz vor und bietet Usern die Möglichkeit, einen finanziellen Beitrag zur Realisierung zu leisten.

Ein finanzielles Engagement ist dabei schon mit Kleinbeträgen möglich. Wenn die ‚Crowd‘ entsprechend viele Nutzer umfasst, können trotzdem ansehnliche Beträge zustande kommen. Wenn genügend Kapital – die Mindestkapitalmenge – eingesammelt ist, kann das Projekt umgesetzt werden. Inzwischen haben sich im Netz etliche Crowdfunding-Plattformen etabliert, die die Projektvorstellung und Finanzierung erleichtern.

Von der Spende bis zur echten Beteiligung

Die Bandbreite der Finanzierungsformen beim Crowdfunding ist dabei größer geworden. Ursprünglich stand die Spende, also eine finanzielle Zuwendung ohne materielle Gegenleistung, als Grundgedanke im Vordergrund. Angesprochen wurden Finanziers, die sich vorwiegend aus idealistischen Motiven und wegen des persönlichen Interesses bei einem Projekt engagieren. Bei den meisten Crowdfunding-Vorhaben wird aber eine Gegenleistung – quasi als Dankeschön – versprochen. Sie kann aus Sachprämien – zum Beispiel Eintrittskarten, Gutscheinen, Büchern, Geld oder Rechten wie der namentlichen Erwähnung im Rahmen von PR und Werbung bestehen.

Im Rahmen einer zunehmenden Professionalisierung wird Crowdfunding mittlerweile auch als Form der Kredit- und Beteiligungsfinanzierung genutzt. Das heißt, es kommen beim Geldeinsammeln echte Kredit- oder Beteiligungsverhältnisse zustande, bei denen es eher um die Rendite geht. Crowdfunding in diesem Sinne stellt aus Sicht des Finanziers ein risikobehaftetes Investment ohne Zwischenschaltung eines Finanzdienstleisters dar – in diesem Sinn wird dann auch von Crowdinvesting gesprochen. Es kann für beide Seiten Vorteile haben. Projekte lassen sich damit ohne bankübliche Sicherheiten finanzieren, Investoren erhalten überdurchschnittliche Renditen.

Berater Tipp

Crowdfunding bietet noch Potentiale

Das Crowdfunding bewegt sich bisher noch in einem juristisch nur unscharf umrissenen Rahmen. Sofern echte Kredit- oder Beteiligungsverhältnisse zustande kommen, gelten naturgemäß die entsprechenden rechtlichen Vorgaben. Ansonsten gibt es viele Gestaltungsspielräume. Als Finanzierungsinstrument erlebt es einen außerordentlichen Boom. Im vergangenen Jahr sind in Deutschland auf diesem Wege schätzungsweise über 5 Mio. Euro gesammelt wurden, mit denen fast 1000 Projekte finanziell unterstützt wurden. Manches spricht dafür, dass die Potentiale für kreative Projekte damit noch nicht ausgeschöpft sind.

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Titelbild: © iStock.com/adrian825