China kann seit Jahren auf eine schwungvolle und stets wachsende Wirtschaft verweisen. Jedoch hat dieser massive Aufschwung auch seine Schattenseiten, die unter anderem die Arbeitnehmer zu spüren bekommen.

Arbeitsrecht China – ein Wirrwarr an Vorgaben?

Nicht nur die Chinesen produzieren für nahezu die gesamte Welt Waren aller Art. Auch immer mehr ausländische Unternehmen zieht es in das große Land, da sie das Potenzial bereits erkannt haben, was in China steckt. Doch ohne Vorgaben und Regeln geht es auch im Reich der Mitte nicht. Und besonders das Arbeitsrecht scheint doch voll von undurchsichtigen und mitunter auch zwielichtigen Regelungen zu sein. Denn schon alleine bei der Einstellung von Mitarbeitern kann es zu ersten und vor allen Dingen auch ernsten Problemen kommen.

Servicegesellschaften helfen weiter

Um großen Ärger bezüglich des Arbeitsrecht China bereits im Keime zu ersticken, lohnt es immer, für das Einstellen von chinesischen Mitarbeitern eine der offiziellen Servicegesellschaften in Anspruch zu nehmen. Diese kennen sich nicht nur bestens mit dem Arbeitsrecht aus – sie suchen auch gleichzeitig passende Fachkräfte für jeden nur erdenklichen Bedarf und formulieren auch die Arbeitsverträge aus, kümmern sich um die Gehaltsverhandlungen und die soziale Absicherung und sprechen bei Bedarf auch wieder die Kündigungen aus.

Die Servicegesellschaften sind somit das Bindeglied zwischen China und den ausländischen Firmen. Denn nicht jede ausländische Firma darf chinesische Arbeiter einstellen. Dies ist beispielsweise erst dann erlaubt, wenn eine 100%ige Tochtergesellschaft gegründet wurde. Ein einfaches Büro in China reicht daher bei weitem nicht aus.

Anspruch auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag

Gemäß dem Arbeitsvertragsgesetz, welches alle Angestellten in China umfasst, hat jeder Arbeitnehmer einen Anspruch auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Jedoch muss hierfür eine der Voraussetzungen zutreffen. Hat ein Angestellter mindestens zehn Jahre bei einem Arbeitgeber gearbeitet, so muss dieser ihm einen unbefristeten Arbeitsvertrag ausstellen. Wenn der Arbeitnehmer bereits mehr als ein Jahr ohne einen schriftlichen Arbeitsvertrag bei einem Arbeitgeber beschäftigt ist, so gilt ein unbefristeter Arbeitsvertrag automatisch als zustande gekommen.

Dieser muss ebenfalls abgeschlossen werden, wenn ein Arbeitgeber bereits zwei befristete Arbeitsverträge mit einem Arbeitnehmer abgeschlossen hat. Hier besteht ein Unterschied zum deutschen Arbeitsrecht. Während es in Deutschland der Regelfall ist, dass unbefristete Arbeitsverträge abgeschlossen oder angestrebt werden, sind Tätigkeiten in China sehr häufig zeitlich begrenzt. Hier enden die Arbeitsverträge im Normalfall nach drei Jahren. Solche Verträge werden auch als Term Contract bezeichnet. Damit ein Arbeitsvertrag in China als Grundlage vor Gericht genutzt werden kann, muss dieser in der Landessprache niedergeschrieben werden.

Die Regelungen zum Kündigungsschutz

Für Kündigungen eines chinesischen Arbeitsvertrages gelten ähnliche Bedingungen, wie in Deutschland. Dabei sind Kündigungsgründe gleichermaßen für befristete und unbefristete Arbeitsverträge gültig. Wenn der Arbeitgeber einem beschäftigen ein Fehlverhalten nachweisen kann, so ist eine fristlose Kündigung möglich.Arbeitsvertrag unterschreiben

In Krankheitsfällen ist das Kündigungsrecht des Arbeitgebers eingeschränkt. Wenn sich der Beschäftigte in der nach dem Gesetz vorgeschriebenen Behandlungszeit befindet, darf ihm die Stelle nicht gekündigt werden. Außerhalb dieser Zeit kann der Vertrag nur dann gekündigt werden, wenn der Angestellte nicht arbeitsbedingt erkrankt ist. Eine weitere Bedingung für eine Kündigung ist, dass der Angestellte durch seine Erkrankung in keiner Position am Arbeitsplatz beschäftigt werden kann.

Im Falle eines Arbeitsunfalls ist eine Kündigung solange unzulässig, bis dem Angestellten die ihm zustehende Unfallrente ausgezahlt wird. Kommt es zu einer rechtmäßigen Kündigung, so hat der Arbeitnehmer einen Anspruch auf eine Abfindung. Im Falle einer rechtswidrigen Kündigung kann der Arbeitnehmer selbst entscheiden, ob er eine Weiterbeschäftigung oder eine Abfindung in doppelter Höhe möchte. Kündigungsverbote bestehen für Schwangere und Mütter, die sich in der Stillzeit befinden. Ältere Arbeitnehmer, die mindestens 15 Jahre bei einem Unternehmen beschäftigt waren und in nicht mehr als fünf Jahren das gesetzliche Rentenalter erreichen, dürfen ebenfalls nicht gekündigt werden.

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Allgemeine Hinweise zu Arbeitsverträgen

In China ist es wichtig, dass Lebensläufe sehr genau geprüft werden. Referenzen sollten stets überprüft werden, da es in China zum guten Ton gehört, diesbezüglich etwas zu übertreiben. Wer also keinen Hochstapler einstellen möchte, der sollte die Angaben im Lebenslauf genau prüfen. Außerdem ist es im Reich der Mitte nicht üblich, dass unbefristete Arbeitsverträge ausgestellt werden. In der Regel wird der Arbeitsvertrag für maximal drei Jahre ausgestellt. Danach kann der Vertrag noch zwei mal verlängert werden. Erst wenn dann immer noch der Wunsch nach einer Zusammenarbeit besteht, kann ein unbefristeter Vertrag ausgehandelt werden.

Hinweis: Jeder Arbeitsvertrag, der in China unterzeichnet wird, muss in chinesisch aufgesetzt werden. Dies gilt als gerichtliche Grundlage, falls es zu Streitigkeiten kommen sollte. Arbeitsverträge in anderen Sprachen haben in China keine Gültigkeit und werden daher auch von keinem Gericht anerkannt. Eine zusätzliche Übersetzung ist jedoch stets erlaubt.

Berater Tipp

Das Geld liegt auch in China nicht auf der Straße

Wer also denkt, in China einen schnellen Euro verdienen zu können, ohne das Arbeitsrecht zu beachten, der irrt sich gewaltig. Auch in China gibt es – wenn auch mitunter recht undurchsichtigeRegelungen und Gesetze, dies unbedingt einzuhalten gilt. Ansonsten spürt man auch als Unternehmen recht schnell die Macht, die dieses große Land inzwischen hat.

Die gesetzlich vorgeschriebene Arbeitszeit

Laut dem chinesischen Arbeitsrecht beträgt die Regelarbeitszeit am Tag acht Stunden und in einer Woche 40 Stunden. Da diese Arbeitszeit in vielen Beschäftigungsverhältnissen nicht eingehalten werden kann, werden häufig Sonderregelungen festgesetzt. Im Arbeitsvertrag wird ein flexibles Arbeitszeitsystem vereinbart. Eine Voraussetzung für den Abschluss dieser Sonderregelung ist, dass die Beschäftigung diese Vorschrift verlangt.

Dies ist bei Führungspositionen im Management, bei Fahrern und Vertriebsmitarbeitern im Außendienst der Fall. Dieses muss durch die zuständige Arbeitsbehörde genehmigt werden und kann nicht nach dem Ermessen des Arbeitgebers alleine festgesetzt werden. Jedoch sind die Genehmigungsverfahren von Region zu Region sehr unterschiedlich. Während in Shanghai die Genehmigung bereits bei einer plausiblen Begründung erlassen wird, ist das Genehmigungsverfahren in Jiangsu eine komplizierte Angelegenheit mit Einbeziehung der Arbeitnehmerschaft. Durch die Sonderregelung ist es möglich, dass Überstunden mit dem Lohn des Beschäftigten abgegolten werden. Ohne diese Sonderregelung müssen Überstunden mit festgeschriebenen Sätzen von bis zu 300 Prozent des Stundenlohns vergütet werden. Das deutsche Arbeitsrecht regelt verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Arbeitszeiten.

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