Obwohl das „Sparkassenrot“ auf Sparbüchern, Kontokarten und auch der Neonbeleuchtung der Filialen bundesweit ziemlich einheitlich aussieht, handelt es sich nicht um eine einzige Großbank. Vielmehr sind es viele kleine Sparkassen, die jeweils im Eigentum der Gebietskörperschaften (wie einer Gemeinde, eines Landkreises) stehen. Neben den privaten Geschäftsbanken sind die Sparkassen sozusagen die staatliche, öffentlich-rechtliche Säule des Bankwesens. Ihre Entwicklung und Ihr Bestand im 21. Jahrhundert haben auch sehr viel mit unserem Grundgesetz und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu tun.

Idee: Grundversorgung aller Bevölkerungsschichten mit Bankleistungen

Die Sparkassen gehören zu den ältesten Banken bzw. Bankengruppen überhaupt. Ihre Idee steht in direkter Verbindung mit dem Begriff der öffentlichen Daseinsvorsorge: Ähnlich wie früher bei der Deutschen Bundesbahn sollte die Gesamtbevölkerung Zugang zu den wichtigsten Bankdienstleistungen bekommen, auch wenn sich eine Filiale einer gewinnorientierten Geschäftsbank in einer bestimmten Region nicht lohnen würde.

Noch lange vor einer Selbstverpflichtung für die Führung des „Girokontos für jedermann“ waren es die Sparkassen, die keinen Kunden ihrer Region ablehnen konnten. Bankdienstleistungen sollten auch deshalb günstiger sein, weil die Sparkassen keine ausdrückliche Gewinnerzielungsabsicht hatten. Ausgestattet mit einer staatlichen Ausfallgarantie – der sogenannten Gewährträgerhaftung – mussten sie keine hohen Erträge auf das eingesetzte Kapital erwirtschaften.

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Das Sparkassenmodell ist in großen Teilen Europas unbekannt

Vor knapp über einem Jahrzehnt kam es sogar beinahe zur Abschaffung des bisherigen Sparkassenmodells. Ausgehend von der EU-Kommission in Brüssel wurden Zweifel daran laut, dass die Sparkassen eine indirekte Subvention erhalten würden. Diese Subvention würde den freien Wettbewerb zu Lasten der privaten Geschäftsbanken verzerren – so die Begründung.

Da in Europa das Primat des Wettbewerbs gelten würde forderte die EU die Abschaffung der Haftung der Landkreise und Gemeinden für die Sparkassen. Dann hätten sich die Sparkassen auf dem freien Kapitalmarkt mit neuem Grundkapital ausstatten und dieses verzinsen müssen. Für viele kleinere, margenschwache Sparkassen hätte dies das „Aus“ bedeutet.

Allerdings wurde der Fortbestand der Sparkassen ab dem Jahr 2002 gesichert: Die öffentlichen Banken und die EU einigten sich darauf, dass die Sparkassen und Landesbanken nur in bestimmten Geschäftsfeldern tätig sein dürfen. Damit wurde das deutsche Sparkassen-System aus der politischen Schusslinie genommen.

Zu wenig Regionalität: Die Kritik an den Sparkassen nimmt zu

Allerdings gibt es die frühere Sparpassen-Welt aus ganz anderen Gründen nicht mehr in der bisherigen Form: Die exorbitant hohe Staatsverschuldung auch einiger Kommunen und Landkreise hat dazu geführt, dass der Druck auf die Sparkassen gestiegen ist. So mussten einige Sparkassen fusionieren, um Doppelfunktionen einzusparen und die Belegschaft erheblich verkleinern zu können.

Berater Tipp Deshalb finden sich in der ehemals öffentlich-rechtlichen Sparkasse auch zunehmend Verhaltensweisen wie in den größeren Bankkonzernen: Viele Produkte werden nicht mehr örtlich erstellt, sondern die Sparkassen greifen auf einen gemeinsamen Pool von Produkten zu. Bei der privaten Altersvorsorge werden die meisten Fonds inzwischen von der DekaBank in Frankfurt herausgegeben und gemanagt – weshalb man nicht mehr wirklich von der Nähe der Sparkasse zur Region sprechen kann.

Das Sparkassenmodell bleibt weiterhin wichtige Säule des Bankwesens

Allerdings vertrauen viele Privatkunden und insbesondere auch der Mittelstand weiterhin den Sparkassen, deshalb wird sich ihr Marktanteil langfristig stabilisieren. Da die Bindung der Kunden zu einer einzigen Hausbank – ganz unabhängig davon wo das Konto geführt wird – sinkt, werden sich die Sparkassen aber bei vielen Produkten noch mehr anstrengen müssen.

Die Kunden sind selbstbewusster geworden und vergleichen die Konditionen, weshalb die Tagesgeld- und Festgeldanlagen bei den Sparkassen tendenziell eher abnehmen dürften. Zudem wird es zunehmend Kunden geben, welche die verschiedenen Produkte der Sparkassen miteinander kombinieren werden: So bietet eine Tochterbank einer Landesbank eine sehr günstige Kreditkarte an, die weltweit Bargeld abheben zum Nulltarif anbietet.

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Bildquelle: ©iStock.com/Robert Herhold