Österreich ist nicht nur als Urlaubsgebiet sehr beliebt. Tausende Deutsche wandern jährlich in die Nachbarrepublik aus und das nicht nur wegen der hohen Berge, dem Heurigen oder der Sachertorte.
Der Österreich-Arbeitsmarkt hat sich verbessert
Laut dem Statistischen Bundesamt haben im Jahr 2014 etwa 11.222 Deutsche im alpenländischen Nachbarstaat eine neue Heimat gefunden. Damit liegt Österreich hinter der Schweiz und den USA auf Platz drei der beliebtesten deutschen Auswanderungsziele. Mit 210.000 Personen bilden die Deutschen die die größte Einwanderergruppe. Zusätzlich gibt es rund 82.000 (Stand 2010) sogenannte Grenzgänger, die in Deutschland ihren gemeldeten Wohnsitz haben, jedoch zum Arbeiten nach Österreich kommen. Es stellt sich die Frage, warum der Österreich-Arbeitsmarkt für deutsche Arbeitnehmer so interessant ist.
Österreich konnte in den letzten Jahren mit noch besseren Arbeitslosenquoten aufwarten als Deutschland. Allein im Jahr 2014 hatte der Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) im Durchschnitt 26.679 freie Arbeitsstellen im Angebot, die sofort zur Verfügung standen. Den größten Andrang gab es dabei bei der Land- und Forstwirtschaft, den Gesundheits-und Lehrberufen sowie den Bereichen Verwaltung und Büro. In der Gastronomie fehlt es regelmäßig an Fachpersonal. Besonders gefragt sind hochspezialisierte Fachkräfte wie Chemiker, Ingenieure und Informatiker. Doch liegt die hohe Quote der deutschen Einwanderer tatsächlich ausschließlich an der guten Arbeitsmarktsituation der Alpenrepublik?
Deutsche sehnen sich nach mehr Gelassenheit
Sicherlich schätzen die Nachbarn deutsche Tugenden wie Fleiß, Ordnung und Kompetenz, aber dennoch gehen diese Eigenschaften des „Piefke“ , wie der Deutsche von den Österreichern genannt wird, den Bürgern der Alpenrepublik zumindest im Privatleben manchmal gehörig auf die Nerven. Im alpenländischen Nachbarland lebt es sich wesentlich gelassener als in Deutschland. Manche bescheinigen dem Österreicher sogar einen gewissen Hang zur Ambivalenz und das zeigt sich auch im Berufsleben.
Die in Deutschland sehr ausgeprägte hierarchische Denkweise gibt es in seiner ursprünglichen Form nicht. Daher benötigt das Treffen einer Entscheidung in Österreich auch gerne einmal etwas länger. „Es geht sich aus.“ wie der Österreicher zu sagen pflegt. Doch gerade diese Lebensweise begeistert immer mehr Deutsche, die sich nach mehr Gelassenheit sehnen.
Wenig Bürokratie für Auswanderer und Grenzgänger
Auch in puncto Bürokratie herrscht Gelassenheit. Wer als EU-Bürger in Österreich arbeiten möchte, benötigt weder eine Aufenthaltsgenehmigung noch eine Arbeitserlaubnis. Lediglich eine Krankenversicherung muss der deutsche Arbeitnehmer mitbringen. Es besteht jedoch eine Meldepflicht nach drei Tragen Aufenthalt. Wer länger als drei Monate bleiben möchte, muss bei der Polizei beziehungsweise beim Gemeindeamt eine befristete Anmeldebescheinigung beantragen. Bereits nach fünf Jahren dauerhaftem und rechtmäßigem Aufenthalt wird aus dem Piefke ein österreichischer Bürger.
Doch nicht jeder möchte gleich auswandern. Viele Deutsche kommen nur zur Arbeit ins Nachbarland. Voraussetzung für eine Arbeit als sogenannter Grenzgänger ist, dass sich sowohl der deutsche Wohnsitz als auch die Arbeitsstelle in 30 km Luftlinie zur Grenze befindet. Als Grenzgänger ist in steuerlicher Hinsicht einiges zu beachten, denn gemäß dem Doppelbesteuerungsabkommen zahlen Grenzgänger nur in dem Land Steuern, in dem sich der Hauptwohnsitz befindet. Lediglich die Sozialabgaben gehen an das Land der Arbeitsstelle.
Arbeiten im Alpenstaat
Wer in Österreich arbeiten möchte, sollte auf einen schriftlichen Arbeitsvertrag bestehen, der im alpenländischen Nachbarstaat durchaus keine Selbstverständlichkeit ist. In diesen sogenannten Kollektivverträgen werden alle arbeitsrechtlichen Angelegenheiten wie das Gehalt und die Überstundenregelung festgelegt. Auch wenn die letzten Arbeitslosenzahlen nicht mehr ganz so gut aussehen, ist der Trend in Österreich zu arbeiten, nach wie vor ungebrochen.
Titelbild: © istock.com – Techin24
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