Spätestens seit dem Bankencrash und der EURO-Krise kämpfen vor allem die südlichen EU-Staaten mit einem Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit, der vielen Berufsanfängern den Start in ein auskömmliches und entwicklungsfähiges Berufsleben im eigenen Land verwehrt. Gleichermaßen wächst in anderen Ländern der Fachkräftemangel aufgrund der nachrückenden geburtenschwachen Jahrgänge.
Jugendarbeitslosigkeit in Europa – Daten und Fakten
Die Zahlen machen deutlich, dass im engeren EURO-Raum vor allem die südlichen Länder wie Spanien und Italien, aber auch Griechenland von im Jahr 2013 von Jugendarbeitslosigkeit betroffen waren. Dabei muss man jenseits der absoluten Zahlen auch die Bevölkerungszahl des jeweiligen Landes in Bezug setzen. So klingt bei Deutschland eine Zahl von rund 300.000 zunächst hoch, ist es aber bei über 80 Millionen Einwohnern eher nicht. Es haben auch Frankreich und über den EURO-Raum hinaus, Großbritannien massiv mit diesem Problem zu kämpfen. In absoluten Zahlen ausgedrückt sind in Frankreich, Großbritannien und Spanien jeweils fast 1 Million junger Menschen unter 25 Jahren arbeitslos. Italien ist mit über einer halben Million arbeitsloser Jugendlicher stark betroffen.
Die Statistik zeigt die saisonbereinigte Anzahl der arbeitslosen Jugendlichen in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union im Dezember 2013. Die Angaben beziehen sich auf die Altersgruppe unter 25 Jahren. In Spanien waren im Dezember 2013 saisonbereinigt rund 892.000 junge Menschen arbeitslos. Weitere Statistiken finden Sie bei Statista
Für Jugendliche – Letzter Ausweg Exodus?
Angesichts der schwierigen Situation in ihren Heimatländern scheint vielen Jugendlichen nur die Möglichkeit zu bleiben, in anderen EU-Ländern ein Auskommen zu suchen. Dies ist mit persönlichen Einschnitten verbunden, müssen doch Familie, Freunde und Heimat zurückgelassen werden. Auch verfügt nicht jeder über die sprachlichen und kulturellen Anpassungsfähigkeiten, die ein solcher Schritt erfordert. Hinzu kommt, dass es gesamtwirtschaftlich gesehen für die weitere Entwicklung eines Landes kontraproduktiv sein wird, eine gesamte junge Generation an andere Staaten zu verlieren. Denn ob diese motivierten, jungen Menschen wieder in ihre alte Heimat dauerhaft zurückkehren werden, muss bezweifelt werden, wenn sie erst einmal anderenorts heimisch geworden sind.
Außerdem sind trotz aller Bemühungen auf EU-Ebene die Lebens- und Sozialverhältnisse in den einzelnen EU-Staaten mitnichten als einheitlich zu betrachten, so dass auch von dieser Seite wenig Anreiz bestehen wird, aus attraktiven Sozialsystemen in die weniger attraktiven der Heimatländer zurückzukehren. Damit erscheint am Horizont für die heute von Jugendarbeitslosigkeit gequälten Ländern ein ganz anderes Gespenst, das manche EU-Länder schon heute umtreibt: Massive Abwanderung junger Arbeitskräfte befördert den Fachkräftemangel, wie er schon heute etwa für die von Jugendarbeitslosigkeit weniger betroffene Bundesrepublik Deutschland aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge allmählich Realität wird. Ein Blick etwa auf Portale wie www.stellenmarkt.de belegt recht deutlich, dass es mancherorts schon heute nicht leicht möglich ist, alle Stellen zu besetzen.
Jugendarbeitslosigkeit und Fachkräftemangel – zwei Seiten einer Medaille
Unter den geschilderten Umständen sind Jugendarbeitslosigkeit und Fachkräftemangel zwei Enden einer Problematik. Beide sind für die weitere wirtschaftliche Entwicklung im EU-Raum sehr relevante Kernpunkte. Dies begreift zunehmend auch die Privatwirtschaft, die sich nicht mehr nur auf staatliche Programme zur Lösung der anstehenden Probleme verlassen mag. Wie das Beispiel Nestlé anschaulich macht, sind staatenübergreifende, privatwirtschaftliche Initiativen und Projekte dringend erforderlich, um den gesamten EU-Raum weiter zu entwickeln. Nestlé hat es sich zur Aufgabe gemacht, in den nächsten Jahren eine Anzahl von Jugendlichen, die in ihrer Heimat kein Auskommen finden, bei ihrer EU-weiten Suche nach einem Arbeitsplatz zu unterstützen.
Dies kann beispielsweise auch durch Praktika und Trainee-Programme geschehen, die einfach zunächst den so wichtigen Kontakt herstellen, und es den Betroffenen ermöglichen, einen ersten Fuß auf unbekanntes Terrain zu setzen. Dabei hat man allerdings auch im Blick, was man denn etwa vor Ort in den Heimatländern der Jugendlichen leisten kann, damit diese ihr Heimatland nicht zwingend und in jedem Fall verlassen müssen. Von der Politik wird eine solche Initiative sehr dankbar angenommen – dies zeigt das Projekt Nestlé deutlich – denn längst weiß man auf Politikebene, dass man ohne Mitarbeit der Wirtschaftsunternehmen weder der Jugendarbeitslosigkeit, noch dem Fachkräftemangel wird erfolgreich begegnen können. Auch die Gewerkschaften sehen diesen Ansatz äußerst positiv.
Video: Kampf gegen die Jugendarbeitslosgkeit in Europa
Insoweit könnte dieses Projekt Schule machen. Es muss dringend verhindert werden, dass einzelne Staaten ihre gut ausgebildeten und hochmotivierten jungen Fachkräfte weitgehend verlieren und damit später mangels qualifizierten Arbeitnehmern im eigenen Land, ein dringend benötigter wirtschaftlicher Aufschwung auf Jahre und Jahrzehnte behindert wird.
Andererseits können die Länder, die schon heute einen Mangel an Fachkräften verzeichnen, von der partiellen Zuwanderung junger Menschen aus anderen EU-Ländern profitieren. Arbeitssuchende und Fachkräftesuchende müssen hier zusammen gebracht werden. Da können Projekte wie das von Nestlé viel leisten. Vielleicht mehr als staatliche Programme dies können.
Auch die private Wirtschaft ist in der Pflicht
Die gesamtwirtschaftlichen Probleme von Jugendarbeitslosigkeit und Fachkräftemangel sollten nicht mehr nur staatlichen Programmen zur Lösung überlassen werden. Vielmehr ist auch die private Wirtschaft in der Pflicht, sich hier zu engagieren. Darin liegt auch eine große Chance, in ganz eigenem Interesse und darüber hinaus in einem gesamtwirtschaftlichen Interesse, den EU-Raum zu gestalten und zukunftsfit zu machen.
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