Das von akuter Geldnot betroffene Griechenland sucht verzweifelt nach Wegen, Geld in die Kassen zu spülen und die Forderungen der Gläubiger zu erfüllen. Die griechische Regierung hat Anfang März eine Reformliste vorgelegt, die auch die Lizensierung des Glücksspiels beinhaltet.

Griechenland will Online-Glücksspiel lizensieren

Nach Angaben der griechischen Regierung soll durch die Vergabe von Lizenzen an Online Glücksspielanbieter bis zu 500 Millionen Euro in die Staatskasse gespült werden. Die Anbieter würden jeweils drei Millionen Euro für eine fünfjährige Lizenz zahlen und sich verpflichten, jährlich mindestens eine weitere Millionen Steuern an das griechische Finanzamt zu entrichten.

Glücksspiel gilt als krisensicherer Wirtschaftszweig und erzielt bereits jetzt jährlich bis zu drei Milliarden Euro Umsatz. Ob mit der Reform tatsächlich Mehreinnahmen in Höhe einer halben Milliarde Euro erzielt werden können, gilt jedoch als umstritten.

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Was bisher geschah: Privatisierung des Glücksspiels kostet Griechenland Einnahmen

Als Gegenleistung für die Milliarden-Finanzspritze hatte die Troika Griechenland 2013 verpflichtet, Staatsunternehmen zu verkaufen. In diesem Zuge hatte Athen das Glücksspielunternehmen OPAP veräußert. Die vom Staat gehaltenen 33 Prozent wurden für 652 Millionen Euro an Emma Delta Ltd. verkauft. Das tschechisch-griechische Konsortium war der einzige Bieter und hatte sein erstes Angebot noch einmal um 30 Millionen erhöht. Der Preis lag allerdings weit unter Marktwert.

Der Nettogewinn von OPAP lag im Jahr 2012 bei über 500 Millionen Dollar, zudem hält das Unternehmen bis 2020 das Monopol auf Sportwetten und bis 2030 auf den Lotteriebetrieb. Auch wenn sich die Privatisierungsagentur des Landes mit dem erzielten Verkaufspreis zufrieden zeigte, sprach die sich zu dem Zeitpunkt in der Opposition befindende Syriza von einem Ausverkauf. Nun befindet sich Athen in der Situation, dass sie zwar Lizenzen an Online Casinos vergeben darf, bei den ebenfalls sehr einträglichen Sportwetten bis 2020 das Monopol von OPAP beachten muss. Allerdings soll gerade der Wettmarkt von den geplanten Lizensierungen betroffen sein.

Berater Tipp

Griechenland in der Schuldenfalle

Die aktuellen Entwicklungen lassen sich also teilweise direkt in Verbindung mit der Austeritätspolitik und der mangelnden Kraft der Reformen der früheren griechischen Regierung sehen. Griechenland hat als Konsequenzen auf die bisherigen Kredite mit OPAP sichere Einnahmequellen aus dem Glücksspiel aufgeben müssen und das Unternehmen unter Wert verkauft, weil die finanzielle Lage des Landes für Investoren mit großen Risiken verbunden war und ist. Die Einnahmen konnten jedoch nicht dafür genutzt werden, die griechische Wirtschaft effektiv zu stärken und die Schulden abzutragen.

Im Gegenteil ist Griechenlands Lage schlimmer als zuvor und das Land steht so kurz vor einer Insolvenz, dass Kritiker der Rettungspakete sogar der Meinung sind, weitere Finanzspritzen würden lediglich zu einer Insolvenzverschleppung führen. Nun versucht die Regierung, Mehreinnahmen in einer Branche zu erzielen, in der sie zuvor Einnahmen aufgeben musste. Der Versuch, durch Online-Lizenzen Steuereinnahmen zu erzielen ist zwar vielversprechend, an der Glücksspielbranche wird jedoch auch deutlich, dass Griechenland notwendige Reformen versäumt hat und durch die Veräußerung von Staatseigentum noch stärker mit dem Rücken zur Wand steht als bei der Annahme der ersten Rettungspakete.

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Bildquelle: ©iStock.com/Bet_Noire