Bisher taten sich die beiden Unternehmen E.ON und RWE vergleichsweise schwer von der traditionellen Energieerzeugung in Großkraftwerken rechtzeitig umzustellen und alle Chancen des Energiewandels zu nutzen. Deshalb verloren die Aktien bis etwa 2015 massiv an Wert und begaben sich dann wieder auf einen Erholungspfad. E.ON und RWE scheinen auf einem guten Pfad zu sein und arbeiten ab sofort auch in einem größeren Maßstab zusammen.

E.ON und RWE schlagen erstmals ein Kapitel der engen Zusammenarbeit auf

Mit einer Marktkapitalisierung von derzeit beinahe 19,4 Milliarden Euro bei E.ON und 11,34 Milliarden Euro bei RWE handelt es sich bei den beiden Partnern des Mega-Deals um wahre Schwergewichte der deutschen Wirtschaft. Der kombinierte Börsenwert entspricht fast dem Wert der Volkswagen AG. Diese Zahlen sind beeindruckend und zeigen die Wirtschaftskraft der Unternehmen. Wenn man dann noch daran denkt, dass der Mega-Deal, laut Angaben des Spiegel, sowohl Strom-Netze, als auch 6,8 Millionen Kunden betrifft, dann kann man schon von einem Paukenschlag sprechen. Verbraucherschützer sind alarmiert und warnen vor der Gefahr von Preiserhöhungen. Deshalb dauerte das Dementi auch nicht lange: Heute morgen wiesen die Unternehmen darauf hin, dass es aufgrund der Transaktion keine Preiserhöhungen geben würde.

Die neue Arbeitsteilung zwischen E.ON und RWE – Mehr Spezialisierung

E.ON und RWE dürften in der Öffentlichkeit wohl eher bekannt sein als Betreiber von Großkraftwerken, insbesondere traditioneller Stromerzeugungsformen, wie Kohleverstromung, oder bei den bald abgeschalteten Atomkraftwerken. RWE lieferte sich zudem eine ziemlich lange Öffentlichkeits-Schlacht mit Umweltschützern und dem großen Tagebau in Garzweiler.

In einer Pressemitteilung vom 12. März 2018 werden die zukünftigen Schwerpunkte der Unternehmen näher beleuchtet:

  • E.ON wird mehr und mehr zu einem Netzbetreiber, der Überlandnetze betreibt und auch eine Rolle vor Ort spielt. Das Unternehmen spricht von „lokalen Netzstrukturen“.
  • E.ON stellt sich ebenso der Aufgabe der e-Autos – ohne dieses bisher genauer zu spezifizieren.
  • RWE wird im Rahmen dieser Transaktion die Kraftwerkskapazitäten ausweiten. Neben der traditionellen Stromerzeugung soll mehr „grüner Strom“ zu finden sein.
  • E.ON wird wesentliche Teile von innogy übernehmen und die bisher freien Aktionäre auszahlen.
Berater Tipp
Als wesentliches Ziel werden Einsparungen in der Größe von 600-800 Millionen Euro pro Jahr ab dem Jahr 2022 genannt. Deshalb ist davon auszugehen, dass die beiden Unternehmen erheblich an der Kostenschraube drehen werden und sich die Belastungen für Stromkunden wohl in Grenzen halten werden.

Langfristige Umsetzung geplant – Zeitrahmen bis 2019

Der Mega-Deal kann nicht sofort vollständig umgesetzt werden. Wahrscheinlich wird es auf den Hauptversammlungen beider Unternehmen einen erheblichen Diskussionsbedarf geben. Bei RWE sind beispielsweise etwa 86 % der Aktien in der Hand institutioneller Investoren. Diese werden genau darauf achten, ob die Transaktion Werte schafft und ob die zwischen den Unternehmen ausgetauschten Teile auch zu einem fairen Preis angesetzt worden sind. Bei E.ON sind es zu 78 % institutionelle Investoren, wobei zusätzlich davon auszugehen ist, dass die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen sich, ebenso wie die Kartellbehörden, die Folgen des Deals genauer ansehen werden.

RWE und E.ON werden noch stärkerer Gegenpart zu Vattenfall

Wer sich die Landkarte der Bundesrepublik im Hinblick auf die großen Stromnetzbetreiber ansieht, der wird neben RWE und E.ON noch EnBW und Vattenfall als die großen Unternehmen identifizieren können. Vattenfall ist traditionell besonders stark in den fünf neuen Ländern. In den westlichen Bundesländern stellen die beiden Unternehmen aber den Löwenanteil der Stromnetze. Dennoch wird es – anders als auf anderen, nicht regulierten Märkten – nicht zu einer wesentlichen Preiserhöhung der Netzentgelte kommen können. Die Bundesnetzagentur hat stets ein Auge auf die Netzdurchleitungsentgelte, die jeder Stromkunde, unabhängig vom Stromanbieter, bezahlen muss. Aus Sicht der Redaktion bleibt deshalb die Auswahl unter den Stromversorgern bzw. die Attraktivität der Strompreise unbeeinflusst.

Video:  Stefan Wolff zur Kursentwicklung von EON und RWE am 12.03.18

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