In den nächsten 30 Jahren wird sich der Wohnungsmarkt in Deutschland drastisch verändern. Während in ländlichen Gebieten Wohnraum leer steht, rechnen Experten in den Ballungsgebieten schon fast mit einer Wohnungsnot. Wohnraum für alle? Eine echte Herausforderung.
Binnenwanderung krempelt Wohnungsmarkt um
Die Menschen in Deutschland wandern – vor allem von Nord nach Süd. Und umgekehrt. Aber auch zwischen Ost- und Westdeutschland sind jede Menge Möbelpacker unterwegs. Laut dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung ziehen jedes Jahr etwa 3,5 bis 4 Millionen Menschen in Deutschland um.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben persönlichen Faktoren, wie Partnerschaft oder die Geburt der Kinder ist es in vielen Fällen die Ausbildung oder der Job, der den Wohnortwechsel verursacht.
Während bei der sogenannten großräumigen Bewegung über Bundesländergrenzen hinweg der Saldo ausgeglichen ist, sieht es auf der kleinräumigen Analyseebene der Gemeinden und Kreise anders aus. Hier ist eine Art Landflucht zu erkennen.
Wohnraum wird immer knapper
Somit steht der Wohnungsmarkt in Deutschland vor einer enormen Herausforderung. Wohnraum für alle wäre zwar vorhanden, doch nicht dort, wo er gebraucht wird. Laut einer Studie der Allianz Deutschland sowie des Wirtschaftsforschungs- und Beratungsunternehmens Prognose aus dem Jahr 2016 sorgt die starke Binnenwanderung für immerhin 73 Prozent der Veränderungen am Wohnungsmarkt.
Auch die starke Zuwanderung trägt ihren Teil bei
Weitere 27 Prozent der Veränderung entstehen durch die Zuwanderung aus dem Ausland. In der Studie heißt es außerdem sinngemäß: Während es jüngere Menschen vor allem in die Groß- und Universitätsstädte zieht, ist für die 30- bis 50-Jährigen auch das Umland der wirtschaftsstarken Ballungsräume attraktiv.
Die Zuwanderung aus dem Ausland verstärkt diesen Effekt noch. Denn auch sie konzentriert sich besonders auf wirtschaftsstarke Regionen. Hinzu kommt der anhaltende Trend zu mehr Single-Haushalten, der ebenfalls in den Ballungszentren überdurchschnittlich zunimmt.
Und so verwundert es nicht, dass es schon jetzt in vielen wirtschaftsstarken Standorten, wie München, Berlin, Hamburg oder Frankfurt, nicht genügend Wohnraum für alle gibt. Werde die Bautätigkeit in den zehn größten Regionen Deutschlands nicht deutlich ansteigen, könnten bis 2030 weitere 940.000 Wohnungen und Häuser fehlen, so die Studie. Am stärksten davon betroffen wären
- Berlin mit 173.000 fehlenden Wohnungen.
- München mit 158.000,
- und die Region Rhein-Main 155.000 Wohnungen
Neue Impulse für ländliche Regionen
Weil die wirtschaftsstarken Regionen die Nachfrage nicht allein auffangen können, sollten sie den Schulterschluss mit ihren benachbarten Regionen suchen und gemeinsam Lösungen finden, empfiehlt Wirtschaftsforschungs- und Beratungsunter-nehmen Prognose.
Aber auch ganze strukturschwache Regionen wie in Ostdeutschland, Nordhessen oder im Saarland müssten die Attraktivität ihrer Standorte erhöhen, um die Wohnqualität zu erhalten und weiter zu steigern. Dafür müssten die Regionen, laut Prognose, vor allem in eine effiziente Infrastruktur sowie in eine bessere digitale Anbindung investieren. Städte wie Leipzig, Erfurt und Regensburg zeigen, wie gut sich mit Investitionen in die Infrastruktur, aber auch in Forschung und Entwicklung, im Standortwettbewerb punkten lässt.
Auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft reagiert mit einer Initiative auf die Gefahr der Verödung ländlicher Gebiete. Unter diesem Dach werden Ideen generiert, die diese Regionen zukünftig attraktivier machen sollen.
Video: Wohnungsmarkt Rhein-Main
Wohnungsmarkt braucht Steine – und neue Ideen
Durch die enorme Binnenwanderung in Deutschland gerät der Wohnungsmarkt zunehmend in eine Schieflage. Das Ziel, Wohnraum für alle zu bieten, steht auf dem Spiel. Die Ballungszentren können der steigenden Nachfrage nach Wohnraum kaum Herr werden. Im Gegensatz dazu gibt es in ländlichen Gebieten eher zu viel als zu wenig freie Quadratmeter.
In diesem Ungleichgewicht braucht es zum einen zahlreiche Baumaßnahmen, aber auch kreative Ideen, um die ländlichen Räume besser zu nutzen.
Titelbild: ©istock.com -WDnet
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