Kaum zu glauben, aber wahr: Die maximal acht Jahre, die Barack Obama lt. Verfassung der USA maximal Präsident sein darf, sind schon wieder vorbei. Nach den Präsidentschaftswahlen übergibt der bisherige Präsident dem neuen Amtsinhaber sein Amt traditionell am 20. Januar. Dieser Tag wird von vielen Beobachtern schon heute als Zäsur in der Geschichte der USA angesehen. Obamas letzte Rede ist eine interessante Bestandsaufnahme und sagt sehr viel über die bewegten letzten Jahre aus.

Das beeindruckende „Change-Motiv“ bleibt Kennzeichen der beiden Legislaturperioden

Als junger Abgeordneter setzte sich Barack Obama gegen viele wesentlich etabliertere Bewerber – darunter pikanterweise auch Hillary Clinton – in den Vorwahlen seiner Partei für den Präsidentschaftsbewerber durch.

Neben seinem Charisma und rhetorischem Geschick waren es die zentralen Kampagnenmotive „Change“ (übersetzt: Veränderung Wechsel), und Yes we can“ (Ja, wir schaffen das!), die die Wählerstimmen anzogen.

Deshalb verwundert es nicht, dass Obamas letzte Rede auch auf dem Veränderungsmotiv aufbaute. Wahrscheinlich hätte sich Barack Obama auch einen besseren Ausgangspunkt für die Amtszeit gewünscht, als ausgerechnet die Wirtschaftskrise 2008.

Er erinnert in seiner Rede an vergangene Krisen und wie er in Chicago vor langer Zeit im Schatten von geschlossenen Stahlwerken die „Kraft des Glaubens“ und die „ruhige Würde der arbeitenden Menschen im Angesichts von Kampf und Verlust“ kennenlernte. Diese Veränderungskraft sprach er auch mit seiner Politik an und baute darauf seine Politik auf.

Obamas letzte Rede nennt beeindruckende Leistungen und Fortschritte

Ein Schwerpunkt seiner Rede befasst sich mit den Fortschritten in der Wirtschaftspolitik. Ausgehend von der Rezesse, Ende der 0er-Jahre gelang es in den USA gemeinsam der Auto-Industrie einen Neustart zu verschaffen. Auch das Schaffen von neuen Jobs wäre sehr erfolgreich gewesen.

Er redet von der „längsten Zeitperiode“ des Aufschwungs. Womit er wohl auch ein Sprachbild aufgenommen hat, welches eines der führenden Nachrichtensender (CNN) mit der Sendung „Road to recovery“ einer breiten Öffentlichkeit nahe gebracht hat.

Neben diesen Themenbereichen hat er sich auch um eine beinahe schon traditionelle Schieflage des amerikanischen Sozialversicherungssystems gekümmert: Anders als in Deutschland war die gesetzliche Krankenversicherung keine Selbstverständlichkeit.

Obamacare“ verschaffte weiteren 20 Millionen Menschen einen Zugang zu einer bezahlbaren Krankenversicherung. Anders als in Deutschland – bei einer weitgehenden Krankenversicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung – konnte schon die Inanspruchnahme einiger medizinischer Leistungen eine Verschuldungsspirale in Bewegung setzen.

Video: Präsident Obamas Abschiedsrede

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Obamas letzte Rede zeigt das Gegenteil von Amtsmüdigkeit

Oftmals grassiert bei einem Amtsinhaber, der in der nächsten Wahlperiode das Amt nicht mehr inne hat, eine gewisse Amtsmüdigkeit. Oder er wird von Medien oder den politischen Mitbewerbern mit einem sehr unschönen Begriff bedient: Der „lame duck“ (lahme Ente).

Diese abwertende Bezeichnung trifft keinesfalls zu. Obamas letzte Rede ist voller Enthusiasmus angesichts vieler Dinge, die er auf den Weg bringen konnte.

Dazu kam das ununterbrochene Arbeiten bis zum Schluss: Noch vor kurzem verstärkte er den Umweltschutz für einige Regionen im Nordatlantik und der Arktis: Dort sollen Ölbohrungen in großer Tiefe aus Umweltschutzgründen verboten sein.

Berater Tipp

Starker Gegensatz

Der angehende Präsident der vereinigten Staaten, Donald Trump, fordert ganz anders als Obama, dem Umweltschutz keinen großen Stellenwert zuzugestehen.

Historisches Dokument etwas über eine Woche vor einer neuen Ära

Die Abschiedsrede von Barack Obama in seinem Amt als Präsident wird interessierte Menschen sicherlich noch lange beschäftigen. Ihr Inhalt und die Facetten der Politik werden ganz besonders deutlich werden, wenn Donald Trump wie erwartet einen eher rustikalen und deftigen Politikstil kultivieren wird.

Barack Obamas Politikstil war geprägt von einem gesunden Selbstbewusstsein, welches auf seiner guten Ausbildung und der langjährigen politischen Erfahrung beruhte. Donald Trump bringt wesentlich mehr unternehmerische Erfahrung ins Amt, vielleicht entwickelt er ja auch einen diplomatischeren Stil oder bekommt in der Amtszeit noch etwas Feinschliff.

Die Abschiedsrede wird deshalb als ein Dokument des Übergangs in die Geschichte eingehen.

Titelbild: ©iStock.com – Akabei