Autokredite waren in den vergangenen sechs Jahren nie günstiger als momentan. Durchschnittlich zahlen die Deutschen derzeit nur noch 2,94 Prozent für entsprechende Finanzierungen. Der Zinssatz ist im Vergleich zu 2012 um mehr als zwei Prozent gesunken. Im Juni 2012 lag der entsprechende Durchschnittswert bei 4,97 Prozent. Dies geht aus einer Studie der Finanzberatung „FMH“ hervor. Am Horizont brauen sich allerdings dunkle Wolken zusammen, weshalb potentielle Darlehensnehmer zeitnah ihren KFZ-Kredit abschließen sollten.
Sinkflug der Zinsen nähert sich dem Ende
So gehen die Autoren der Studie davon aus, dass der Sinkflug der Zinsen dem Ende entgegengeht. Im Vergleich zu 2017 liegt der effektive Jahreszins für Autofinanzierungen nur noch 0,08 Prozent tiefer. Der Unterschied ist fast nicht mehr wahrnehmbar. Wer ein Fahrzeug erwerben möchte, sollte deshalb nicht darauf hoffen, dass es in Zukunft noch einmal spürbar nach unten geht.
Autos werden immer teurer
Noch schwerwiegender ist aber ein anderes Problem, das aus Zahlen des Fahrzeugmarkts „Mobile.de“ hervorgeht: Autos werden in Deutschland immer teurer. Benziner waren demnach beispielsweise im April 2018 um 13,90 Prozent kostspieliger als noch im April 2017. Die Preise für Diesel sind im identischen Zeitraum um 7,88 Prozent gestiegen. Lediglich die Preise für gebrauchte Diesel sanken um 1,52 Prozent. Diese Fahrzeuge sind jedoch im Gegenzug aufgrund von Gesetzesänderungen im Unterhalt spürbar teurer geworden.
Was die Preisentwicklung konkret bedeutet, zeigen die weiteren Zahlen der Studie „FMH“ im Verhältnis von denen zu „Mobile.de“. Der durchschnittliche Autokredit in Deutschland hat demnach momentan ein Volumen von 15.083 Euro. Dafür werden Zinskosten von 1272,71 Euro fällig. 2012 hätten noch 2169,28 Euro gezahlt werden müssen. Es ergibt sich eine Ersparnis von etwa 900 Euro im Vergleich zu 2012.
Wer allerdings im April 2018 einen Benziner mit dem identischen Wert eines Autos aus dem April 2017 hätte kaufen wollen, müsste rund 17.180 Euro statt 15.083 Euro ausgeben. Zieht man die 900 Euro Zinsersparnis ab, bleiben rund 1100 Euro Mehrkosten alleine im Jahresvergleich. Da die Zinsen nicht mehr deutlich fallen, aber die Preise weiter anziehen dürften, wird dieses Problem in Zukunft noch schwerwiegender.
Zinsen müssen verglichen werden
Der günstige Durchschnittszins verschleiert überdies ein weiteres Problem. Die Spannbreite der Zinsen auf Autokredite ist enorm hoch. Selbst bei bester Bonität („Kreditrückzahlungsfähigkeit“) reichen die möglichen Zinsen von 0,69 Prozent bis zu 5,19 Prozent. Bei schwächerer Bonität klettern die möglichen Zinssätze auf mehr als sechs Prozent. Wer keine Darlehen vergleicht, kann im schlimmsten Fall achtmal mehr als bei einer anderen Bank für die KFZ-Finanzierung bezahlen.
Zinssätze werden häufig falsch verglichen
Ein weiteres Problem ist, dass Zinssätze häufig falsch verglichen werden. Die Anbieter geben meistens Korridore an, beispielsweise von 1,95 Prozent bis zu 5,95 Prozent. Je nach Bonität erhält ein Darlehensnehmer einen Wert aus diesem Korridor. Wer über eine ausgezeichnete Kreditwürdigkeit verfügt, darf sich über 1,95 Prozent freuen. Wer mit einer schwachen Bonität zu kämpfen hat, zahlt 5,95 Prozent oder wird gleich ganz abgelehnt.
Allerdings berücksichtigen viele Darlehensinteressenten nicht, dass es sich um einen Korridor handelt. Sie orientieren sich an der ersten Zahl und bewerten nicht, ob sie wirklich über eine ausreichend starke Kreditrückzahlungsfähigkeit verfügen.
Einige Banken haben darauf inzwischen reagiert und beschreiben ihre Darlehensangebote genauer. Die SWK Bank bietet beispielsweise Autokredite mit Schlussrate, die mit einem effektiven Jahreszins von 2,69 Prozent bis zu 6,79 Prozent vergeben werden. Zusätzlich präzisiert das Geldhaus aber, dass zwei Drittel aller Kunden einen Zinssatz von 3,09 Prozent erhalten, wenn sie 10.000 Euro Darlehen aufnehmen und eine Laufzeit von 60 Monaten wählen. Auf diese Weise wird eine wertvolle Orientierungshilfe gegeben, wie realistisch es ist, einen wirklich guten Zinssatz zu erhalten.
Titelbild: ©iStock.com – vadimguzhva
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