Der gesetzliche Mindestlohn für Praktikanten ist beschlossene Sache. Ob man damit den Praktikanten und Praktikantinnen nun einen Gefallen getan hat, oder ob die Aussichten auf ein Praktikum damit dramatisch schrumpfen wird die Zeit erst zeigen. Trotzdem werden viele Branchen nun auf die Hilfe von Praktikanten verzichten und somit die Stellen in vielen Bereichen deutlich knapper werden.

Ein bezahltes Praktikum – der Traum aller Praktikanten?

Natürlich ist die Freude groß, wenn ein zukünftiger Praktikant von der finanziellen Gleichstellung hört. Ein Mindestlohn für Praktikanten klingt zunächst wie ein Traum. Anstatt sich für eine festgelegte und oftmals im Studium fest verankerte Zeit in einem Unternehmen zu verdingen, ohne dabei eine Bezahlung in Aussicht zu haben, soll sich nun alles ändern.

Die getätigte Arbeitszeit wird nun angemessen vergütet und die oftmals vorhandene Doppelbelastung durch Praktikum und Nebenjob wird hinfällig. Leider ist dies nur in wenigen Bereichen und Branchen überall der Fall. Doch diese Branchen haben sich auch bisher durch eine faire und recht flächendeckende Bezahlung ihrer Praktikanten ausgezeichnet, so dass sich hier an der bisherigen Praxis kaum etwas ändern dürfte. Denn diese Unternehmen sahen bereits bisher Praktikanten und deren Stellen als Investition in potentielle zukünftige Mitarbeiter und Führungskräfte und sind natürlich nach Kräften bemüht sich diese bereits frühzeitig gewogen zu machen.

Nachteile der Mindestlöhne für Praktikanten

Welche Auswirkungen wird der Mindestlohn für Praktikanten auf Ihre Agentur haben?Aus Sicht der Unternehmen werden Praktikanten nun natürlich deutlich unattraktiver. Schließlich muss man als Unternehmer für eine größtenteils ungelernte Kraft nun tief in die Tasche greifen, bekommt jedoch nur für eine kurze Zeit eine adäquate Arbeitskraft.

Die vorliegende Statistik aus September 2014 zeigt eine Umfrage unter den GWA-Agenturen zu geschätzten Auswirkungen des Mindestlohns für Praktikanten. 65% der Befragten gaben an, dass der Mindestlohn in ihrer Agentur zu einem Abbau von Praktikantenstellen führen wird und dadurch auch vermehrt zu echten Engpässen.

Unternehmer müssen nun auch noch die Arbeitszeit des Praktikanten teuer bezahlen und sich dabei an feste Mindestlöhne halten, wird die Einstellung von Praktikanten auf Dauer immer unattraktiver. Das zeigt auch die Umfrage in der 60% der Befragten die erhöhten Personalkosten angesprochen haben. Das bedeutet natürlich auch, dass viele Unternehmen die Praktikumsstellen stark kürzen oder diese sogar gänzlich streichen werden um finanziell gesund zu bleiben. In der Regel kosten Praktikanten aufgrund des Betreuungsaufwandes bereits mehr als eine durchschnittliche Arbeitskraft im Unternehmen. Schließlich muss man mindestens eine weitere Kraft zur Betreuung des Praktikanten oder der Praktikantin abstellen, bis dieser oder diese die Arbeit am Ende des Praktikums alleine erledigen kann.

44% meinen, dass es die Rekrutierung von Nachwuchstalenten erschweren wird. 28% bemängeln die eingeschränkte Flexibilität auf Konjunkturpeaks zu reagieren.

Neutral oder positiv gegenüber den Mindestlöhnen ist nur eine kleine Anzahl der Befragten. 16% vermuten keine Auswirkungen. Die Minderheit glaubt, dass es sogar zu Erhöhungen der Bewerbungen um ein Praktikum kommen wird oder dass sich die Qualität der Bewerber durch die Einführung des Mindestlohns erhöhen wird.

Video: Mindestlohn – kurz und knapp Zusammengefasst

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Bedingungen zum Erhalt des Mindestlohns

Vom Mindestlohn ausgenommen sind Pflichtpraktika im Rahmen von Schule, Ausbildung oder Studium. Das heißt es muss nicht zwangsläufig zu Engpässen im Bereich Pflichtpraktika kommen, da solche Praktikanten nicht unbedingt 8, 50 Euro die Stunde bekommen müssen. Weiterhin ausgenommen sind  Praxisphasen während eines Dualstudiums.

Voraussetzungen:

  • Es muss das 18. Lebensjahr abgeschlossen sein
  • Praktikanten außerhalb einer Ausbildung oder eines Studiums mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder einem Studienabschluss
  • Freiwillige Praktika begleitend zu Studium oder Ausbildung,
  • die länger als drei Monate Laufzeit haben
  • bei denen bereits ein solches Praktikumsverhältnis mit demselben Ausbildenden bestanden hat
  • zur Orientierung bei der Berufs- und Studienwahl, das länger als drei Monate läuft

Berater Tipp

Vorteile aber auch Nachteile für Studierende und Unternehmen

Auch wenn ein gesetzlicher Mindestlohn für Praktikanten sicherlich der Praxis einen Riegel vorschiebt, jemanden per Praktikum praktisch fest einzustellen, so bietet der Mindestlohn dennoch viele Nachteile, da Unternehmen dementsprechend viele Stellen einfach streichen werden.

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Titelbild: ©iStock.com/RyanKing999