Die Zeiten, da man für jede Transaktion noch zum Bankschalter musste, sind vorbei. Längst hat das Onlinebanking seinen Siegeszug angetreten – und mit ihm eine ganze Reihe von Start-ups, die neue, digitale Dienstleistungen anbieten. Die FinTechs – kurz für financial services und technology – sind eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die traditionellen Banken. Denn disruptive Technologien können einen Markt quasi über Nacht verändern und den Wettbewerbern völlig neue Bedingungen diktieren, das zeigen viele Beispiele aus anderen Branchen.
Wie FinTechs die Finanzbranche verändern
Wie groß die Umwälzungen sind, die dem Finanzsektor durch den digitalen Wandel bevorstehen, beginnt sich gerade erst abzuzeichnen. Schon jetzt erledigen ein Großteil der Kunden ihre Bankgeschäfte nicht mehr in der Filiale, sondern per Onlinebanking von Zuhause oder unterwegs. Doch das ist erst der Anfang. Immer mehr Start-ups krempeln mit frischen Ideen das Feld der Finanzdienstleistungen um und versuchen neu zu definieren, wie wir mit Geld umgehen. Die Angebote reichen von mobilen Bezahlsystemen über P2P-Kredite und Crowdfunding-Plattformen, bis zu innovativen Kontoverwaltungs- und Anlagestrategien. FinTechs verfolgen meist das Ziel, einzelne Finanzdienstleistungen einfacher, schneller und günstiger zu machen – und so den Banken wertvolle Marktsegmente streitig zu machen.
Bei den FinTechs herrscht Aufbruchsstimmung
In der jungen Branche herrscht Aufbruchsstimmung. Kein Wunder, Schätzungen zufolge sollen sich die Investitionen in FinTech in den letzten zwei Jahren mehr als verdreifacht haben – auf über 12 Milliarden Dollar. Der Großteil des Booms findet in Silicon Valley statt, die Deutsche FinTech-Branche steckt mit 80 Millionen Dollar Kapital noch in den Kinderschuhen. Doch auch hier ist die Entwicklung deutlich spürbar. Eine Liste deutscher FinTechs zählt aktuell mehrere Hundert Start-ups für so vielfältige Dienstleitungen wie Payment, E-Commerce, Online-Identification oder Kredite.
Laut Goldman Sachs haben FinTechs den traditionellen Banken weltweit bereits Marktanteile mit einem Ertrag von 4,7 Billionen Dollar abgeluchst. Kein Wunder, dass viele Kreditinstitute dazu übergegangen sind, das Gespräch mit der innovativen Branche zu suchen.
Banken steigen als Investoren ein
Eine gute Möglichkeit für die Großbanken, auf die Startups zuzugehen und am Ball zu bleiben, ist die Einrichtung von Acceleratoren. Die britische Großbank Barclays ist mit dem „Accelerator“ ein Vorreiter in diesem Gebiet, die Schweizer USB unterhält die Start-up-Schmiede „Level 39“, die Commerzbank den „Main Incubator“.
Video: KPMG Talk: Fintech-Startups – das Ende der klassischen Banken?
Geboten werden in diesen Programmen Coachings, Vernetzung und erste Finanzspritzen. Im Gegenzug erhalten die Banken Einblick in die frischen Ideen der Start-ups, deren Mitarbeiter sich sonst wohl kaum in die Großraumbüros der Banken verirren würden. Denn ganz nebenbei bringen die FinTechs auch frischen Wind in den Stellenmarkt der Finanzbranche. So lässt sich auf großen Stellenportalen wie Stepstone.de quasi live mitverfolgen, wie sich die Berufsprofile der Branche durch den digitalen Wandel verändern.
R3 – die große Gegenoffensive
Einigen Banken geht der Kuschelkurs mit den FinTechs offenbar in die falsche Richtung. Unter dem Namen „R3“ haben sich jüngst 30 internationale Banken zu einer Großoffensive zusammengeschlossen, um das Heft wieder in die Hand zu nehmen. Gemeinsam wollen sie selbst neue Zukunftstechnologien entwickeln, statt sich von den FinTechs treiben zu lassen. Von Goldman Sachs und JPMorgan über Credit Suisse bis zu Deutsche Bank und Commerzbank in Deutschland haben sich schwergewichtige Player in der Initiative zusammengetan. Der Wettstreit um die innovativsten digitalen Finanzprodukte hat längst begonnen. Nun geht er in die nächste Runde.
Titelbild: © istock.com – Spaceliner
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