Bürgerversicherung laut Studie von Bertelsmann keine allumfassende LösungIn einer Anfang März vom Bertelsmann Institut veröffentlichten Studie über die Entwicklung des deutschen Rentensystems wird eine Bürgerversicherung als erfolgversprechende Lösung für die künftigen Probleme der gesetzlichen Rente vorgeschlagen. Die Untersuchung rät darüber hinaus zu weiteren Maßnahmen, damit die Rente auch in Zukunft sicher bleibt.

Bürgerversicherung zur Ausweitung der Einnahmenbasis

In eine Bürgerversicherung zahlen im Gegensatz zum heutigen Rentensystem auch Beamte und Selbständige ein. Experten erhoffen sich so eine deutliche Erhöhung der Einnahmen. Diese Neuregelung erscheint insbesondere in Bezug auf Selbständige auch als dringend geboten. Denn gegenwärtig besitzen sie keine Pflichtversicherung für ihr Alter. Gerade Selbständige, die nur über geringe Einkünfte verfügen, versäumen es oft, in ausreichendem Umfang private Vorsorge zu betreiben, so dass sie besonders häufig von Altersarmut betroffen sind.

Darüber hinaus belasten sie die Rentenkassen stark durch die Grundsicherung, die viele von ihnen im Alter in Anspruch nehmen müssen. Auf breite Zustimmung stößt der Vorschlag, auch die bis jetzt durch das Pensionssystem stark privilegierten Beamten, in die gesetzlichen Rentenkassen einzahlen zu lassen. Allerdings muss bei allen Planungen zur Einbeziehung von neuen Beitragszahlern in das Rentensystem berücksichtigt werden, dass diese auch Ansprüche auf künftige Leistungen erwerben. Deswegen werfen einige Kritiker der Studie vor, die Probleme des Rentensystems nur auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, statt sie tatsächlich zu lösen.

Weitere Vorschläge der Bertelsmann Studie

Die Bertelsmann Studie geht davon aus, dass alleine die Einführung einer Bürgerversicherung nicht ausreichen wird, um das Rentensystem zu stabilisieren. Denn wenn bald die geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1970 in Rente gehen, drohen massive Rentenkürzungen und gleichzeitig starke Beitragserhöhungen. Um dies zu verhindern, wird vorgeschlagen, die Erwerbstätigkeit von Frauen stärker zu fördern und auch ältere Arbeitnehmer länger im Berufsleben zu halten. Auch eine Anhebung des Renteneintrittsalters bis zum Jahre 2060 auf 69 Jahre wird von Fachleuten empfohlen. Selbst wenn alle vorgeschlagenen Maßnahmen ergriffen werden, ist nicht damit zu rechnen, dass es alleine mit den Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung möglich sein wird, den gewohnten Lebensstandard im Alter zu halten. Private Vorsorge bleibt für alle Arbeitnehmer unverzichtbar, die nicht als Rentner unter Altersarmut leiden möchten. Denn die gesetzliche Rente wird bestenfalls für existentielle Grundbedürfnisse ausreichen.

Das Rentensystem vor größten Herausforderungen

In jedem Fall hat die Bertelsmann Studie verdeutlicht, wie brisant die Lage des deutschen Rentensystems ist. Auch die Einführung einer allgemeinen Bürgerversicherung alleine wird auf keinen Fall ausreichen, um die gesetzliche Rentenversicherung so zu entlasten, dass künftige Rentner auskömmliche Versorgungsleistungen bekommen können. Auch eine unpopuläre weitere Anhebung des Renteneintrittsalters scheint unumgänglich. Wie die Politik auf diese bitteren Wahrheiten reagieren wird, bleibt abzuwarten. Dabei steht jedoch fest, dass jedes Zögern, die erforderlichen Maßnahmen notfalls auch gegen breite Teile der öffentlichen Meinung durchzusetzen, die Probleme des Rentensystems weiter verschärfen wird.

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