Ganz langsam ziehen die Ölpreise wieder an, doch zu alten Höchstständen wird es nach Expertenmeinung nicht mehr kommen. Was bedeutet dies für Wirtschaft und Verbraucher?

Der langsame Anstieg nach dem tiefen Fall

Der rasante Preisverfall in der Ölindustrie scheint gestoppt, doch ein entscheidender und steiler Anstieg des Preises scheint dennoch unwahrscheinlich. Auch die Experten der in Paris ansässigen Internationalen Energieagentur gehen davon aus, das es die Rückkehr zu den Höchstwerten der vergangenen drei Jahre nicht geben wird. Seit Mitte Januar hat der Ölpreis seinen absoluten Tiefstand verlassen und steigt seitdem stetig an. In den vergangenen Wochen legte er von 45,70 auf knapp 60 Dollar für ein Barrel (156 Liter).

Nachdem bereits Unternehmen wie Exxon und Shell durch den Ölpreisverfall schwer getroffen wurden, trifft es jetzt auch BP. So ist beispielsweise die Zahl der US-amerikanischen Fracking-Ölbrunnen um ein Fünftel zurückgegangen. Im Januar ging mit WBH Energy das erste Unternehmen pleite. Die Anleger erwarten nun eine Rohstoffverknappung und treiben den Preis nach oben – obwohl täglich immer noch 230 Millionen Liter Öl zu viel auf den Markt geschwemmt werden.

Video: Verbraucherkosten BENZINPREISE sinken auf TIEFSTSTAND – 04.01. 2015

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Die Strategie der Opec-Länder geht auf

Auf dem Opec-Gipfel im November haben sich die teilnehmenden Länder entschlossen, die Fördermengen zur Zeit nicht zu reduzieren. Folglich ging der Preis weiter zurück. So wurde ein Tiefstand von 45,70 Dollar am 14. Januar verzeichnet, danach stieg der Preis wieder.

Die Spekulationen spiegeln aktuell die sehr unsichere Preisentwicklung. Allein in der vergangenen Woche schwankte der Barrel-Preis der Sorte Brent um etwa zehn Prozent nach oben oder unten.

Zur Zeit will der Markt 40 Dollar pro Barrel sehen, jedoch sind auch tiefere Preise sind vorstellbar. Aus der Vergangenheit ist bekannt, dass Korrekturen beim Ölpreis sehr deutlich ausfallen können, aber meist nicht lange andauern. In wie weit der Ölpreis wieder steigen wird, lässt sich schwer prognostizieren. Jedoch sollten 60 Dollar im Verlauf des kommenden Jahres möglich sein. Mittelfristig werden dann wieder Notierungen von 70 bis 80 Dollar erwartet.

Große Ölunternehmen haben im Vergleich zu Fracking-Unternehmen oder Herstellern von Bohrinseln deutlich weniger Verlust an der Börse. Dieses liegt daran, dass sie breiter aufgestellt sind. Gerade die Einnahmen vom Chemiemarkt können kleine bis mittlere Gewinneinbrüche abfangen.

Berater Tipp
Zu den aktuellen preistreibenden Faktoren (Bullishe) gehört unter anderem der Wintereinbruch in den USA und den damit erhöhten Heizölbedarf in den USA. Weiterer Faktor ist die gesunkene Anzahl von US-Bohranlagen. 

Preisdrückende (Bearishe) Faktoren sind die Internationalen Währungsfonds (IWF) die die globale Wirtschaftswachstumsprognosen senken. Der Irak, Saudi-Arabien und die Vereinigte Arabischen Emirate senken den Verkaufspreise für Rohöl, die OPEC setzt auf Überversorgung – Förderquote bleibt bei 30,0 Millionen Barrel pro Tag.

Konsequenzen für den Endverbraucher

Als Endverbraucher stellt man sich zur Zeit immer wieder die Frage, ob man auf dem derzeitigen Preisniveau seine Reserven an Heizöl auffüllen oder auf (noch) niedrigere Preise spekulieren sollte?

Verbraucher mit größerer Lagermöglichkeit sollten sich überlegen, ob sie Ihren Jahresvorrat auf zwei Bestellungen aufteilen und zu einem späteren Zeitpunkt möglichst günstig nachordern. Zudem sollte man nicht immer erst dann Heizöl einkaufen, wenn der Tank schon fast leer ist.

Was für die Ölindustrie zur Zeit eher eine schwere Last ist, bedeutet für den Endverbraucher eine lang ersehnte Erholungsphase. Ob die Tankfüllung an der Tankstelle oder die Füllung de Heizöltanks – so günstig war es schon lange nicht mehr.

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Bildquelle: ©iStock.com/kasto80