Praktika scheinen für den Lebenslauf fast obligatorisch geworden zu sein. Dennoch fragen sich viele, ob und warum ein Praktikum überhaupt sein muss. Unentgeltlich oder für einen Hungerlohn schuften und von Praktikum zu Praktikum hangeln – so sieht das Schreckensszenario aus, dass Berufsanfänger vor Augen haben, wenn es ums Thema Praktikum geht. Doch Experten wiegeln ab und raten dennoch dazu. Wir verraten die Gründe.

Studien belegen: Berufserfahrung enorm wichtig

Wer gerade erst die Ausbildung oder das Studium absolviert hat, kann oft nicht viel mehr als die Abschlussnote vorweisen und sorgt sich um die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Denn dort zählt vor allem eins: Berufserfahrung. Spätestens dann kommen solche und ähnliche Fragen hoch: Ist ein Praktikum sinnvoll? Steigert es meine Jobchancen?

Muss ich da nur Kaffee holen oder lerne ich auch etwas? Sinnvoll ist ein Praktikum vor allem dann, wenn noch keine oder nur wenig Berufserfahrung vorliegt. Die Online-Jobbörse Jobware hat im Jahr 2014 in Zusammenarbeit mit der Hochschule Koblenz über 200 deutsche Unternehmen befragt, welche Eigenschaften Jobbewerber mitbringen sollten.

Fast 80 Prozent der befragten Personalentscheider nannte praktische Erfahrung als wichtigstes Einstellungskriterium. Die Abschlussnote fanden im Gegensatz nur knapp 40 Prozent der Befragten wichtig. Daran lässt sich ablesen, dass Berufseinsteiger ohne praktische Erfahrung schlechtere Karten bei der Jobsuche haben – auch, wenn sie glänzende Noten vorweisen können.

Ist ein Praktikum sinnvoll? Gute Gründe für ein Praktikum

Die Frage „Ist ein Praktikum sinnvoll?“ lässt sich also bejahen. Vor allem Studenten sollten versuchen bereits während des Studiums als Praktikant oder Werkstudent tätig zu werden, um die gelernte Theorie mit Praxiswissen abzurunden. Aber auch nach dem Uniabschluss macht ein Praktikum noch Sinn. Andere Berufsanfänger und Jobumsteiger können ebenfalls von einem Praktikum profitieren. Welche Gründe dafür sprechen:

Ein Praktikum:

  • schafft Einblicke in Branche und Firma.
  • ermöglicht es mehrere Berufsfelder auszuprobieren.
  • erlaubt es eigene Stärken, Schwächen und Interessen zu hinterfragen und die eigenen Berufswünsche zu konkretisieren.
  • gibt die Chance berufliche Kontakte zu knüpfen und ein Netzwerk aufzubauen.
  • bietet Erfahrungsgewinn im Umgang mit Kollegen und Kunden.
  • erhöht den Marktwert bei der Bewerbung.
  • signalisiert bei potenziellen Arbeitgebern Engagement, durch auswärtige und ausländische Praktika zudem noch Flexibilität.

Berater Tipp

Kurz & knapp

Ein Praktikum bietet Orientierung und kann den Berufseinstieg erleichtern. Dennoch sollten angehende Praktikanten strategisch vorgehen, um das Meiste aus der Situation herauszuholen.

Strategie bei der Praktikumsplanung

Ist ein Praktikum sinnvoll? Ja, wenn es strategisch angegangen wird. Bewerber sollten sich genau überlegen, wo sie unbedingt hinter die Kulissen schauen wollen und welche Stationen sie wirklich weiterbringen. Nur auf bekannte Namen zu setzen, ist die falsche Strategie. Mehr als drei oder vier Praktika strahlen Unentschlossenheit aus.

Wer bei vielen Unternehmen reingeschnuppert hat, sollte die Liste bei der Bewerbung auf etwa drei bis vier Stationen editieren, ansonsten wirkt es auf potenzielle Arbeitgeber abschreckend. Wichtig ist auch sich nicht ausnutzen zu lassen. Klar, am Anfang warten einfache und teils dämliche Aufgaben auf jeden Praktikanten.

Doch nach einer Zeit des Kennenlernens sollte genug Vertrauen entstehen, damit endlich bessere Aufgaben folgen. Empfehlenswert ist vorweg zu klären, welchen Inhalt das Praktikum haben soll, welche Aufgaben zu leisten sind und wer der Ansprechpartner bei Problemen ist.

Praktikum ist eine Investition in die Zukunft

Auch wenn Praktika auf den ersten Blick nicht gerade rosig wirken – simple Aufgaben, geringe Bezahlung, verlorene Zeit – auf Dauer zahlen sie sich aus! Wichtig ist die Zeit im Unternehmen wirklich zu nutzen, dann gelingt der Start ins Berufsleben.
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