Seit einiger Zeit nun beherrschen Schlagzeilen über den Ukraine-Konflikt den Alltag. Neben der Gefahr einer Eskalation in militärischer Hinsicht, ist es vor allem der Aspekt der wirtschaftlichen Folgen, die beunruhigen. Denn die Auswirkungen auf Deutschland sind wohl stärker als bisher angenommen.

Rückgang der Exporte muss erwartet werden

Experten gehen davon aus, dass infolge der Krim-Krise die deutschen Exporte um zehn Prozent zurück gehen. Das würde natürlich Auswirkungen auf das Wachstum des deutschen BIP haben, das nicht wie erwartet um 1,9 Prozent im nächsten Jahr steigen würde, sondern lediglich auf ein Prozent.

Damit würden sich die Exporte ebenfalls von 7,2 Prozent auf die Hälfte minimieren. Eine unmittelbare Folge wäre auch, dass die Zahl der Arbeitslosen ansteigen würde und vermutlich die Drei Millionen-Grenze überschreiten würde. Bis dato ist lediglich ein Anstieg auf 2,9 Millionen für das kommende Wirtschaftsjahr prognostiziert.

Enge Verflechtung zwischen Deutschland und Russland

Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt beim Ukraine-Konflikt, der unmittelbare Konsequenzen für die Wirtschaft hierzulande haben würde. Denn mehr als viele andere EU-Staaten ist Deutschlands Wirtschaft mit der von Russland verwoben. Jahrelang haben viele deutsche Unternehmer intensiv in Russland investiert und so ganz nebenbei von enormen Wachstumsraten profitiert. Der deutsch-russische Handel ist mittlerweile auf mehr als 76 Milliarden Euro angewachsen und umfasst mehr als 6000 Unternehmen, die deutschen Ursprungs sind, aber in Russland situiert sind.

Besonders betroffen ist die Branche des Maschinen- und Anlagenbaus. Aber auch deutsche Autos und Chemieprodukte sowie pharmazeutische Produkte sind in Russland gefragt. Insgesamt knapp 300.000 Arbeitsplätze sind vom Handel mit dem bedeutenden Ostpartner mittlerweile abhängig und wären bei einer Verschärfung der Krise in Gefahr.

Derzeit arbeiten die knapp 2000 Unternehmer vor Ort noch ohne großen Unterbrechungen, doch bei weiterer Zuspitzung des Ukraine-Konfliktes wird es wohl zu Produktionsausfällen kommen. Damit könnten ganze Wertschöpfungsketten betroffen sein, die erhebliche Auswirkungen auf die weitere Entwicklung haben würden.

Video: Wirtschaftliche Folgen der Ukraine-Krise

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Abhängigkeit vom Gas ist nicht zu unterschätzen

Der moderate Rückgang der Exporte selbst hat zwar keine massiven Folgen für die deutsche Wirtschaft, dafür darf die Abhängigkeit vom russischen Gas nicht unterschätzt werden. Knapp 40 Prozent des kompletten Gasimports kommt aus Russland.

Und ein großer Teil davon fließt durch ukrainische Pipelines. Auch fast ein Drittel des importierten Rohöls kommt direkt von russischen Lieferanten. Auch wenn Deutschland hier derzeit noch vorgesorgt hat und die entsprechenden Speicher gut gefüllt sind, könnte ein Lieferstopp dennoch fatale Konsequenzen haben. Denn es wäre nicht nur die unmittelbare wirtschaftliche Entwicklung betroffen, sondern der generelle Aufschwung in den europäischen Staaten.

Diese sind nach der internationalen Finanzkrise der letzten Jahre noch nicht stabil genug, um hier den Einflüssen tatsächlich entgegen treten zu können. Damit wären sämtliche Zukunftsprognosen und positive Prognosen hinfällig und eine weitere Rezession kaum zu verhindern, womit die sozialen Aspekte auch rund um die Flüchtlingsthematik der Ukrainer zu Tage kämen und Beachtung finden müssten. Damit würde sich insgesamt die Situation eindeutig verschlechtern.

Berater Tipp

Ukraine-Konflikt hat nicht nur politische Seiten

Der Konflikt in der Ukraine mit seinen Konsequenzen in militärischer und völkerrechtlicher Hinsicht kann nicht als individuelles Phänomen betrachtet werden. Denn auch wenn realwirtschaftlich kaum Beeinträchtigungen zu befürchten sind, ist die Situation im Gesamten zu betrachten. Der Handel mit Russland macht knapp 3 Prozent aller deutschen Exporte aus, doch in Sachen Energiepolitik und Entwicklung der Völkerrechte wäre vieles zu hinterfragen und neu zu ordnen.

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