Die Nachrichten, die uns aus der Krim erreichen, sind sehr widersprüchlich. Manche Fernsehsender sprechen von einer möglichen militärischen Eskalation andere wiederum von einer mehrheitlich russischsprachigen Bevölkerung, die im Rahmen einer Volksabstimmung selbstbestimmt über die politische Orientierung der Region entscheiden möchte. Zwei Wege stehen zur Auswahl: Eine weitergehende West-Integration der Ukraine und der Krim oder der Weg eines Teilstaates Richtung Russland. Die Aktienmärkte sehen die möglicherweise heraufziehende Krim-Krise kritisch und sind verunsichert.

Überlegtes Handeln ist der beste Ratgeber in Krisensituationen

Der schon seit einigen Wochen schwelende Konflikt um die Krim wurde von den Aktienmärkten bisher ausgeblendet. Erst Anfang dieser Woche kam es zeitweise zu erheblichen Kursverlusten. In Frankfurt notierte der Leitindex DAX am Freitag noch knapp über 9.600 Punkten, um am Montag 03.03.2013 auf 9.358 Punkte abzustürzen. Ein Tagesminus von über 2 % bedeutet zwar eine erhebliche kurzfristige Wertvernichtung. Allerdings beginnt der DAX bereits am Dienstagmorgen damit die Verluste wieder teilweise aufzuholen.

Für alle diejenigen, die mit schnellem Handeln – beispielsweise als Day Trader- Geld verdienen wollen bedeutet die geopolitische Lage eine enorme Zunahme der Risiken und auch der Volatilität. Langfristig orientierte Anleger sollten die Risiken der Krim-Krise abwägen und auch auf die möglichen Verwerfungen in der Weltwirtschaft und mögliche Destabilisierungstendenzen achten.

Das Hauptaugenmerk sollte auf den Investitionsschwerpunkten der Aktiengesellschaften liegen

Im internationalen Geschäft werden ständig die Länderrisiken und -chancen neu bewertet. Gerade Unternehmen, die sehr enge Verflechtungen mit Russland, der Krim und der Ukraine haben, könnten in Mitleidenschaft gezogen werden. Dazu gehören – bei den großen Aktiengesellschaften – beispielsweise die italienische Uni Credit, Metro oder auch von Rohstoffpreisen abhängige Unternehmen.

Berater Tipp

Abhängigkeiten vermeiden

Auch wenn manche Betrachter schon ähnliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft wie bei der Iran-Krise sehen, so gibt es für die weltweiten Auswirkungen dieser doch eher regionalen politischen Krise noch keine gesicherten Indikatoren. Alle diejenigen, die erstmals in Aktien investieren, sollten in Branchen und Werte investieren, deren Abhängigkeit von der Region vergleichsweise gering ist.

Die Krim-Krise verdeckt andere wachstumsgefährdende Entwicklungen

Die Aktienmärkte sind in den letzten Monaten von Höchststand zu Höchststand geeilt, die meisten Aktien notierten wesentlich höher als noch vor zwei-drei Jahren. Die Aktienkurse nehmen bereits heute eine Zukunft voraus, in der der Aufschwung ungebremst weitergeht. Diese im traditionellen, historischen Vergleich hohen Notierungen bergen aber zwei Risiken in sich: Die Massenmedien berichten derzeit sehr explizit von möglichen Verwerfungen in der Krim-Region und davon, dass der Westen den „Druck“ auf Wladimir Putin erhöhen möchte. Von einem Ausschluss aus den G8-Verhandlungen ist ebenso die Rede wie von möglichen Sanktionen.

Die Krise verdeckt allerdings den Blick auf weitere Entwicklungen, die das Wachstum in Europa nachhaltig und unwiderruflich zerstören kann: Die EU-Kommission unter der Leitung von Manuel Barroso greift immer mehr in Gewinn- und Wachstumsmöglichkeiten ein. Die Automobilindustrie steht im Jahr 2020 vor einer erheblichen Zäsur durch Verbot größerer Motorisierungen und hochwertiger Fahrzeuge. Die Elektroindustrie steht vor dem Verbot ganzer Modell-Linien an Staubsaugern und Haushaltsgeräten, Tabakwaren werden vereinheitlicht und deren Vertrieb eingeschränkt.

Video: Angst vor Eskalation: Krim-Krise lässt DAX einbrechen

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Im Moment ist keine exakte Kursprognose möglich

Viele Unternehmen und auch Geldanleger können weiterhin leider nur „auf Sicht“ fahren und keine langfristigen Investitionsentscheidungen treffen. Sollte sich die Krim-Krise zu einem Flächenbrand in der Region auswirken, dann wird es erhebliche Veränderungen bei den Erdöl- und Erdgas-Preisen sowie auch beim Goldpreis geben. Damit wird sich eine erhebliche Verschiebung der Einkaufspreise oder auch der Gewinnspannen ergeben, die die Zukunftsaussichten einiger Branchen trüben könnten. Andererseits werden Gold und Edelmetalle eine Renaissance erleben und als Krisenzuflucht genutzt werden.

Auf alle Fälle und unabhängig vom gewählten Entscheidungspfad werden die Expansionspläne der Europäischen Union Richtung Osten gebremst, was sowohl Befürworter als auch Gegner unterschiedlich bewerten.

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Bildquelle: shutterstock.com – crystal51