Die Zeiten hochrentabler Zinssätze für Geldanlagen sind vorbei. Anleger neigen deshalb manchmal dazu, sich auf hohe Zinsversprechen einzulassen, dabei aber die Langfristigkeit der Unternehmen – wie aktuell bei Prokon zu erkennen – aus den Augen zu lassen.

Günstige Zinsen sind manchmal ein Anreiz, in falsche Projekte zu investieren

Nachdem Sparbücher schon lange keine Option mehr sind, um Geldanlagen zu tätigen, kamen danach Tages- und Festgeldkonten als lukrative Anlagevarianten ins Gespräch. Auch Lebensversicherungen bieten längst nicht mehr die Rendite, die sich Anleger für ihr Geld versprechen. Kein Wunder also, dass die Suche nach neuen Anlageformen zu einem wichtigen Thema geworden ist. Im Zuge des Umweltschutzes in Gemeinsamkeit mit hohen Renditen hatte das Unternehmen Prokon damit ein relativ leichtes Spiel, um Anleger ins Boot zu holen. Erneuerbare Energien und die Investition in solche Unternehmen geben ein gutes Gefühl und wenn dann noch die Rendite für die eigenen Anlagen stimmen – was kann daran falsch sein?

Problematisch für Anleger: eine Kündigung der Anlage nützt aktuell nichts

Hohe Renditeversprechen haben viele Anleger in Zeiten schlechter Zinsbedingungen für Geldanlagen zum Öko-Unternehmen Prokon geleitet. Allerdings sollten Zinsversprechungen von sechs Prozent einen Anleger nicht zu sicher machen, wie man am aktuellen Fall Prokon erkennt. Problematisch für Anleger ist aktuell weiter, dass die Möglichkeit, durch eine Kündigung der Anlage wenigstens das eigene Geld zu retten, nicht möglich ist. Auch wenn Genussrechte gekündigt werden, damit auf die Zinseinkünfte verzichtet wird, um wenigstens die Geldanlage zu retten, zwingt das Unternehmen keinesfalls, Auszahlungen an Anleger zu tätigen.

Die gekündigten Genussrechte werden nämlich im Falle der Insolvenz von Prokon genauso behandelt, wie die nicht gekündigten Genussrechte. Anleger, die jetzt schnell handeln, werden auch nicht früher aus der Insolvenzmasse bedient wie andere Gläubiger oder Anleger, die auf die Kündigung aktuell verzichten. Auch die Möglichkeit, Forderungen anzumelden, ist aktuell noch unwirksam, denn um diesen Schritt erfolgreich zu gehen, muss zunächst einmal das Insolvenzverfahren gegen den Konzern eröffnet werden – was aktuell aber noch nicht der Fall ist.

Berater Tipp

Prokon nutzte das Vertrauen aus

Fakt ist allerdings, dass die Prokon-Insolvenz, die derzeit über dem Unternehmen wie ein Damokles-Schwert schwebt, nun auch die Anleger bestürzt, denn es geht um insgesamt 1,4 Milliarden Euro, wenn das Unternehmen tatsächlich in die Insolvenz geht. Genau diesen Betrag haben viele Anlagern im Vertrauen in die Öko-Energie als modernes Modell nämlich investiert – und gleichzeitig an Traum-Renditen von sechs Prozent geglaubt.

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Bei Prokon wurde Genussrechte erworben, keine Aktien gekauft

Von den hohen Zinsversprechen geblendet, haben manche Anleger wahrscheinlich auch nicht die Feinheiten in ihrer Geldanlage berücksichtigt. Anders als bei Aktien, bei denen der Aktieninhaber ein Mitspracherecht im Unternehmen hat, zu Aktionärsversammlungen eingeladen wird und auch ein Anrecht auf die regelmäßige Auszahlung von Zinserträgen aus seiner Geldanlage hat, sieht dies beim Erwerb von Genussrechten etwas anders aus.

Erwirbt man Genussrechte, dann hat man als Anleger weder Mitspracherecht und das Unternehmen, in das man investiert hat, ist auch berechtigt, Zinsauszahlungen zu streichen, wenn keine Gewinne erwirtschaftet werden. Was viele Anleger möglicherweise auch nicht berücksichtigt haben, ist die Tatsache, dass es sehr lange dauert, bis Windenergieanlagen gebaut sind und dann auch Gewinne abwerfen. Dieser Prozess kann sich über Jahre hinziehen. Die versprochenen hohen Verzinsungen des Unternehmensgründers sowie auch die Zusagen an die rund 75.000 Anleger, dass sie eine halbjährliche Kündigungsfrist für ihre Genussrechte haben, dürfte vor diesem Hintergrund wenig hilfreich sein.

Bei extrem hohen Zinsversprechen bei Geldanlagen sollte man ruhig zögerlich sein

Das Problem, das derzeit Anleger mit dem Öko-Unternehme Prokon haben, belegt wieder einmal, dass hohe Zinsversprechen für Anleger auch einen hohen Preis, nämlich enorme Risiken, beinhalten. Wenn man also sehr günstige Renditen für eine Geldanlage zugesagt bekommt, dann lohnt es, diese Anlage gründlich und ohne jeglichen Zeitdruck von allen Seiten zu beleuchten und möglicherweise auch fachlichen Rat hinzuzuziehen.

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