Großer Bahnhof in Frankfurt am Main: Am Dienstag startete dort von Gleis 11 die moderne Variante des ICE. Diesem Ereignis ging eine Hängepartie voraus, Bahn-Chef Grube hatte die Präsentation bereits 2012 geplant. Lieferprobleme machten ihm einen Strich durch die Rechnung.

Bahn kann endlich den neuen ICE präsentieren

Schnellzüge der Baureihe 3 wollte die Bahn eigentlich schon vor zwei Jahren rollen lassen, so lautete die Abmachung mit dem Hersteller Siemens. Die Münchner konnten dieses Versprechen aber nicht einhalten, sie kämpften mit vielfältigen technischen Problemen.

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Diese haben die Ingenieure nun in den Griff bekommen, im November lieferte Siemens die ersten vier Exemplare aus. Bis in den Februar hinein testete die Bahn die Züge, gravierende Probleme traten dabei nicht auf. Deswegen kommen sie nun seit Dienstag zum Einsatz. Wenige Minuten nach 10 Uhr verließ der ICE den Frankfurter Bahnhof.

Die Unterschiede zum Vorgänger-Modell

Die Züge des neuen ICE heben sich sowohl im Inneren als auch im Äußeren von den älteren Modellen ab. Außen fällt zum einen der neu gestaltete Zugkopf auf, der futuristischer als bisher aussieht. Zum anderen läuft das Hochdach von vorne bis nach hinten durch, bis dato fanden sich nur einzelne Erhebungen. Das soll die Aerodynamik verbessern und damit helfen, Energie einzusparen oder wahlweise bei gleichem Stromverbrauch eine höhere Geschwindigkeit zu erzielen.

Im Inneren verdient vor allem Aufmerksamkeit, dass mehr Gäste mitfahren können. Ein ICE 3 besteht aus acht Wagen mit insgesamt 444 Sitzplätze, darunter 111 Plätze in der 1. Klasse. Zwei Züge lassen sich koppeln, sodass sich das Platzangebot auf 888 erhöht. Für die Deutsche Bahn spielte dieser Vorzug bei der Bestellung eine große Rolle: Auf gut frequentierten Strecken bedeutet jeder Platz mehr eine willkommene Steigerung der Einnahmen.

Video: Der ICE 3 in der Flotte der Deutschen Bahn

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Große Verzögerungen bei der Lieferung

Zuerst hatten sich die Vertreter von Siemens über diesen Großauftrag der Deutschen Bahn gefreut. Doch das änderte sich ab 2012, als der Konzern Probleme bei der Lieferung zugeben musste. Die Ingenieure sahen sich mit zahlreichen Fehlfunktionen bei der Brems- und Computertechnik konfrontiert. Zwei Jahre dauerte es, bis sie diese beheben konnten. Der Siemens-Chef Joe Kaeser räumte ein, dass die Verspätung „megapeinlich“ für sein Unternehmen sei.

Viele Medien hatten in jüngerer Vergangenheit deswegen Kritik an dem Münchner Großkonzern geübt. Die Deutsche Bahn hatte zunehmend schärfere Worte Richtung Siemens gerichtet. Allerdings handelte es sich auch um einen schwierig zu realisierenden Auftrag, das wird in der öffentlichen Berichterstattung häufig übersehen. Der ICE soll nämlich europaweit fahren, zum Beispiel nach Brüssel und nach Paris. In den Ländern finden sich aber verschiedene Bahn- und Gleissysteme, das stellt komplexe Anforderungen an die Ingenieure.

Berater Tipp

Bahn- und Siemens-Chef üben sich in Eintracht

Nach langer Wartezeit konnte Bahn-Vorstand Grube die ersten Exemplare des ICE 3 in Empfang nehmen. Angesichts dieses Anlasses zeigte er sich sichtlich bemüht, die Unstimmigkeiten mit Siemens beiseite zu schieben. Grube weiß, dass nicht viele Unternehmen solche Aufträge realisieren können.

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