Finanzmärkte im Umbruch nach der Bundestagswahl

Deutschland hat gewählt. Das Beste daran ist wohl, dass nun zumindest halbwegs stabile Verhältnisse herrschen und die Spitzenpolitik wieder vom Wahlkampf- in den Arbeitsmodus schalten kann. Doch die wirtschaftlichen Probleme in Deutschland und weltweit verschwinden auch unter einem höchstwahrscheinlich kommenden CDU-Bundeskanzler Friedrich Merz nicht. Das gilt vor allem für die extrem hohe Verschuldung in den Vereinigten Staaten. Das Risikoniveau für private Anleger ist bedenklich hoch, meint Gastautor und Finanzexperte Ronny Wagner – und empfiehlt eine interessante Gegenstrategie.

Politische Börsen haben kurze Beine. Soll heißen: Politische Aktivitäten und Maßnahmen können den Verlauf besonders von Aktienkursen nur kurzfristig beeinflussen, positiv wie negativ. Mittel- und langfristig würden die Börsen nach ihren ganz eigenen Regeln funktionieren. Historisch betrachtet mag da etwas dran sein. Doch wer genauer hinschaut, wird feststellen, dass es sehr wohl fundamentale Zusammenhänge zwischen der politischen, der realen Welt und den Finanzmärkten gibt. Die Kurse von Aktien oder festverzinslichen Wertpapieren spielen nicht in fernen Welten, sondern hängen eng zusammen mit realwirtschaftlichen Faktoren, allen voran Inflation, den Wechselkursen oder der Staatsverschuldung.

 

Märkte neigen dazu, kurzfristig auf politische Ereignisse zu überreagieren

Neuwahlen sind ein klassisches Beispiel für Nicht-Linearität und Unsicherheit: Ihre tatsächlichen Auswirkungen auf die Entwicklung von Zinspapieren, Dividendentiteln oder Edelmetall-Kursen sind schwer vorhersehbar, da sie von versteckten Variablen und komplexen Wechselwirkungen abhängen.

Mein Ansatz und konkreter Tipp für die private Anlagestrategie: Setzen Sie auf robuste Anlageklassen wie physisches Gold, Rohstoffe und krisenresistente Sachwerte. Im aktuellen Marktumfeld sollten Anleger aber möglichst einen Bogen machen um die Anleihen und Aktien hoch verschuldeter Unternehmen – ein kurzer Blick in den öffentlich zugänglichen Geschäftsbericht genügt, um die Schuldenquote zu ermitteln – sowie auch schwankungsanfällige Börsen-Indexfonds, die ETFs. Gerade deutsche Aktien und damit auch entsprechende ETFs rangieren derzeit auf historischen Höchstständen. Die Fantasie, warum die Kurse noch weiter klettern sollten, wirkt langsam bemüht. Dagegen häufen sich die realwirtschaftlichen Gründe, warum es eher nach unten gehen könnte.

 

US-Volkswirtschaft ächzt unter einer Rekordverschuldung

Doch viel größere Probleme als im rezessionsgeplagten Deutschland gibt es in den Vereinigten Staaten. Daran kann auch die Trump-Euphorie an der US-Börse seit dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten nichts ändern, sie verdeckt die fundamentalen Probleme für den Moment nur etwas. Ein gefährlicher Schleier, der – sobald er sich legt – tiefe Abgründe in der US-Volkswirtschaft offenlegen wird.

Die USA stehen vor einer Zwickmühle, die sowohl politisch als auch wirtschaftlich extreme Risiken birgt. Mit einer Staatsverschuldung von mehr als 34 Billionen US-Dollar befinden sie sich in einer fragilen Position, die die Anfälligkeit gegenüber einem „Schwarzen Schwan“ deutlich erhöht hat. Ökonomen bezeichnen damit ein plötzliches, unvorhersehbares Ereignis, das ein Finanzsystem über Nacht ins Wanken bringen kann. Bestes Beispiel dafür war der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008. Zwar gab es zuvor schon leichtes Rumoren über das merkwürdige Finanzgebaren rund um die „Asset Backed Securities“ an der Wallstreet. Doch der Kollaps der US-Bank am Montagmorgen traf die Märkte unerwartet und mit maximaler Wucht. Die Folgen für Anleger weltweit, aber auch ganze Staaten wie Griechenland sind bekannt …

Die USA stehen vor einem äußerst schwierigen Schuldenproblem: Jede Regierung steht vor dem Dilemma, entweder weiter Geld zu drucken – mit negativen Folgen für Inflationsrate und die Entwertung des US-Dollars – oder harte Sparmaßnahmen einzuleiten, die die Gefahr eines Wirtschaftsabschwungs und sozialer Unruhen mit sich bringen würden. Wachsende Defizite und der schwindende Einfluss des US-Dollars als Weltreservewährung machen die USA immer anfälliger für geopolitische Erschütterungen. Die starke innenpolitische Spaltung zwischen Demokraten und Republikanern lähmt den Kongress, sodass keine nachhaltigen Lösungen gefunden werden.

 

Was bedeutet das nun alles für den Finanzmarkt und meine Anlage 2025?

Kurzfristig könnten stimulierende Maßnahmen wie Zinssenkungen den Aktienmarkt stützen. Doch eine steigende Inflation dürfte langfristig zu massiven Korrekturen führen. Ein schleichender Vertrauensverlust könnte eine Abkehr vom US-Dollar als Leitwährung beschleunigen, insbesondere zugunsten anderer Währungen oder Kryptowährungen.

Gold und Rohstoffe als antifragile Anlagen werden davon profitieren, da sie unabhängig von Schulden und Währungsrisiken sind. Die steigende Schuldenlast könnte den Bond-Markt destabilisieren, insbesondere wenn ausländische Investoren beginnen, US-Staatsanleihen abzustoßen.

 

Fazit: Ein Schwarzer Schwan am Horizont?

Die US-Wirtschaft und ihre Finanzmärkte sind hochgradig fragil. Daher sollten Anleger physische Sachwerte halten, liquide bleiben und sich gegen extreme Marktereignisse absichern. Das bestehende System funktioniert – bis es das nicht mehr tut.

 

Zum Autor

Ronny Wagner ist Gründer und Geschäftsführer der Noble Metal Factory aus Schwarzheide. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung am Markt weiß der Anlageexperte und Finanzcoach, wie wichtig es ist, eine fundierte und sichere Entscheidung zu treffen.

 

Bildnachweis: © Ronny Wagner, NMF OHG