In wenigen Wochen dürfte die spanische Telefongesellschaft Telefónica (o2) den Düsseldorfer Mobilfunkkonzern E-Plus aufkaufen. Es fehlt nur noch die Genehmigung der EU-Kommission. Mit diesem Deal würden die Spanier künftig über 44 Millionen Mobilfunkanschlüsse in Deutschland betreuen und damit die Telekom vom ersten Platz verdrängen.

Geplante Übernahme: EU-Kommission wird wohl zustimmen

Für 8,6 Milliarden Euro will sich Telefónica den Spitzenplatz auf dem deutschen Mobilfunkmarkt sichern. Diesen Betrag boten die Spanier im letzten Jahr für E-Plus, der niederländische Mutterkonzern KPN nahm die Offerte an. Damit überholen sie die beiden konkurrierenden Provider Telekom und Vodafone. Der ehemalige Staatskonzern zählt rund 39 Millionen Mobilfunkanschlüsse, Vodafone 32 Millionen. Die Düsseldorfer belegten mit etwa 25 Millionen Anschlüssen den dritten Rang.

Die Spanier rangieren mit 19 Millionen auf dem letzten Platz. Mit der Fusion könnte sich Telefónica schlagartig über die Marktführerschaft freuen, mit 44 Millionen Anschlüssen würde der Konzern einen deutlichen Vorsprung auf die Telekom verzeichnen. Um dies zu realisieren, bedarf es aber noch einer Genehmigung der EU-Kommission. Diese prüft momentan, welche Auswirkungen die Übernahme auf den deutschen Mobilfunkmarkt hätte. Die Brüsseler Behörde will ausschließen, dass diese Konzentration zu höheren Preisen führt.

Experten rechnen aber mit einer Zustimmung, die Mitte Mai erfolgen dürfte. Als gutes Zeichen werten sie, dass die Kommission die Entscheidung übernommen hat. Alternativ hätte auch die Kartellbehörde, die wesentlich strenger urteilt, die Bewertung verantworten können. Beobachter erwarten deshalb nur gewisse Auflagen. So könnte die Kommission anweisen, dass Telefónica einige Mobilfunkfrequenzen in Deutschland abgeben muss. Für die Umsetzung solcher Vorgaben wäre dann die Bundesnetzagentur zuständig.

Konzerne bereiten die Fusion längst vor

Offiziell müssen sich die beiden Unternehmen zurückhalten, auch wenn die Düsseldorfer das Angebot längst abgesegnet haben. Bis zur Genehmigung durch die Kommission dürfen Vertreter beider Konzerne die aktuelle Situation nicht erörtern, da es sich um eine illegale Marktabsprache handeln könnte. In Vorgesprächen entwerfen sie aber schon seit Monaten Strategien für die Zukunft. Im Zentrum der Überlegungen steht, wie sich durch die Fusion Synergieeffekte erzielen lassen.

Einige Ideen sickerten bereits durch. So dürfte Telefónica jede dritte lokale Filiale des dann gemeinsamen Konzerns schließen, da sich an vielen Orten Vertriebsshops beider Anbieter finden. Auch in der Verwaltung könnte das Unternehmen viel Geld einsparen. Denkbar wäre auch, die Angebote künftig zentral über o2 Online im Internet zu vermarkten. Zu Auseinandersetzungen kommt es währenddessen über die genaue Organisation. Die Düsseldorfer drängen darauf, dass sie an diesem Standort möglichst viele Kompetenzen behalten. Dazu zählen insbesondere der Vertrieb und die Verwaltung. Daran haben die Mitarbeiter von E-Plus, die Arbeitsplatzabbau befürchten, ein großes Interesse.

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Was die Übernahme für Kunden bedeutet

Viele Kunden der Düsseldorfer werden sich fragen, welche Auswirkungen die Fusion zeitigt. So interessiert, ob ihr bisheriger Vertrag bald unter dem o2-Logo firmiert. Zu diesem Thema haben sich die Verantwortlichen noch nicht genau geäußert. Es spricht aber viel dafür, dass Telefónica beide Marken parallel vertreiben wird. Vertreter des spanischen Konzerns wiesen bereits darauf hin, dass sich beide am Markt etabliert haben und sie unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.

Deswegen werden die Spanier kaum ein bekanntes Logo einstampfen. In jedem Fall gilt aber: Alle Verträge haben weiterhin Bestand. Sowohl die Kunden als auch der Provider müssen ihre Pflichten erfüllen, selbst wenn die Bezeichnung wechseln würde. Was sich aber sicher ändern wird, ist die Organisation des Kundenservice.

Fortan werden Verbraucher vor Ort gemeinsame Filialen besuchen. Eventuell bündelt Telefónica auch das Internet-Angebot unter o2online, zumindest den internen Kundenbereich. Die beiden Auftritte o2online und eplus.de werden sie wahrscheinlich behalten, da sie so verschiedene Kundengruppen bewerben können. Nach der Entscheidung der EU-Kommission dürften rasch exaktere Pläne bekannt werden.

Berater Tipp

o2 verweist die Telekom auf den zweiten Platz

Für Telefónica handelt es sich um einen großen Coup: Die Zustimmung der EU-Kommission vorausgesetzt, können die Spanier auf dem Mobilfunkmarkt der Telekom den Spitzenplatz abnehmen. Die Übernahme kombiniert der Konzern mit einer Werbeoffensive für die bisherige Marke. Das zeigt sich zum Beispiel auf o2 Online: Mit einem dynamischeren Design will der Konzern mehr junge Menschen für das Angebot gewinnen.

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