Vor einigen Tagen verkaufte Nicolas Berggruen für viele Beobachter überraschenderweise die verbliebenen Karstadt Immobilien und zog sich damit weitestgehend aus seinem Engagement bei dem Unternehmen zurück. Dieser Verkauf schlug sehr hohe Wellen, da sich Nicolas Berggruen vor nicht einmal vier Jahren als „Retter von Karstadt“ feiern ließ. Und damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder vor bedeutenden Änderungen betroffen sind. Im September 2013 meldeten verschiedene Medien ja noch übereinstimmend, dass René Benko und seine Signa Holding – die neuen Eigentümer – investieren wollten.

Die Signa Holding präzisierte die Transaktion informierte die Öffentlichkeit am 15.08.2014 über einige Details. Das österreichische Unternehmen übernimmt demnach die Karstadt Warenhaus GmbH voll und ganz und damit ohne den Verbleib von Minderheitsgesellschaftern. Die Transaktion umfasst den gesamten Warenhauskonzern, dies bedeutet: Sowohl die Warenhäuser, als auch die Premium-Warenhäuser wechseln den Besitzer. Zur Transaktion gehören auch die Immobilien des Unternehmens, so dass sich die Vermögensgegenstände von Karstadt voll im Besitz von Signa befinden. Signa wird sich damit auch um das Management von Karstadt kümmern.

Konkrete Informationen über die Pläne mit Karstadt gibt es leider nicht, dennoch sind verschiedene Szenarien denkbar, die sich aus dem bisherigen Vorgehen von Signa bei anderen Immobilienprojekten ableiten lassen. Es wird nicht ein einziges Szenario für alle Standorte geben stattdessen wird der neue Eigentümer wohl individuell entscheiden und ein Mix aus den Strategien anwenden:

Weiterentwicklung und Aufwertung einiger Standorte

In der Innsbrucker Innenstadt finden Sie ein Objekt, welches sich sicherlich sehr gut als Blaupause für viele andere Standorte eignen könnte. Das ehemalige, vor sich hindümpelnde Kaufhaus Tyrol wurde durch einen Neubau ersetzt, in dem moderne Architektur ein ganz neues Einkaufserlebnis ermöglicht. Allerdings gibt es nicht mehr einen einzigen Mieter, sondern viele kleinere Unternehmen mit einem bunten Branchenmix.

An allen aufzuwertenden Standorten kann deshalb die Belegschaft davon ausgehen, dass es den örtlichen Karstadt – wenn überhaupt – nur noch in einer erheblich verkleinerten Form geben wird. Dafür wird es die in vielen Shopping Centern übliche Mischung aus junger Mode, Food Outlets und vielleicht auch Elektrofachmärkten geben. Darüber hinaus sicherlich auch noch einige Ankermieter bzw. Innenstadtmagneten.

Berater Tipp
Die Signa Holding sieht in 1a-Lagen mit Ausnahme einiger extrem bekannter Kaufhäuser á la Harrods, KadeWe oder Alsterhaus die große Zeit der Warenhäuser die Zukunft des Einkaufens in hochwertigen Shopping Malls, die ganz andere Anforderungen stellen als das klassische Warenhaus. Aus diesem Grund sollte sich die Belegschaft auch auf eine Veränderung des Anforderungsprofils einstellen. In die Immobilien werden ganz neue Sortimente und Unternehmenskulturen einziehen.

Hoher Kostendruck bei verbleibenden Warenhäusern

In einem integrierten Warenhauskonzern werden oftmals einzelne Filialen mit wenig oder gar keinem Gewinn mit durchgezogen, um die Marktpräsenz und die Größe des Unternehmens zu erhalten. Da Signa aber sowieso einige Objekte komplett umbaut, entfällt dieses Motiv zukünftig. Die verbleibenden Standorte werden deshalb wohl einen höheren Kostendruck spüren, was manchmal auch für die Belegschaft und die Lieferanten unangenehme Kosteneinsparungsmaßnahmen bedeuten wird.

Die derzeit in der Presse sehr häufig zu findende Schelte des neuen Eigentümers können wir als Redaktion allerdings nicht nachvollziehen. Angesichts der Bedrohung durch die großen Internetkonzerne und Shopping rund um die Uhr müsste eigentlich klar sein: Das Kaufhaus muss sich neu erfinden.

Während Kaufhof an vielen Standorten die Wende geschafft zu haben scheint, bewegte sich der Karstadt im Bezug auf Sortiment und Durchschnittspreise leider von den Menschen sehr weit weg. Die Flucht in Premium-Segmente kann also durchaus als eine unpassende Strategie bewertet werden.

Video: Karstadt-Übernahme – Aktuelle Einschätzungen

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Karstadt Sports bleibt ein Filetstück

Die Karstadt Sporthäusern haben sich in den letzten Jahren weit überdurchschnittlich entwickelt. Das liegt daran, dass die Kunden gerade im Sportartikelbereich eine sehr große Auswahl schätzen und Schuhe und Bekleidung auch anprobieren und an sich selbst sehen möchten. Da es noch keine echten, virtuellen Umkleidekabinen gibt, wird diese Trendentwicklung sicherlich noch einige Jahre anhalten. Damit scheint die Zukunft der Karstadt Sporthäuser gesichert, auch wenn diese vielleicht einen anderen Namen bekommen könnten.

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