Die Öffentlichkeit war erstaunt, als die Süddeutsche Zeitung Anfang April mit einer sensationellen Meldung an die Öffentlichkeit trat: Journalisten wären Informationen zugespielt worden, nach denen etwa 120.000 Stiftungen und steuersparende sog. Trusts in Offshore-Ländern errichtet worden wären. Seit Jahren würden etwa 130.000 Personen so die Steuerfreiheit in mehr als 170 Ländern genießen. Wer die Meldung richtig einordnen will, der sollte richtig in die Details gehen und nachsehen, ob die Deutsche Bank wirklich etwas skandalöses gemacht hat – oder eben nicht.
Skandalisierung oder ehrliche Aufregung?
Der Weg zum Verstehen der Geschäfte mit Steueroasen ist nicht ganz einfach. Einerseits befürworten übereinstimmend der IWF, die Welthandelsorganisation und die UNO den freien Welthandel. Andererseits sind mit der Aufhebung der Grenzen auch Nachteile verbunden: Der Wegfall der Devisenbewirtschaftung und der freie Kapitalverkehr bewirken, dass sich die Menschen die bestmögliche und am niedrigsten besteuerte Geldanlage suchen. Insbesondere im Gegensatz zum früheren Ostblock sind die Währungen voll konvertibel und die einzige bürokratische Hürde ist eine Anmeldung zu statistischen Zwecken. Selbst für große Bargeldtransfers ist keine Genehmigung erforderlich. Deshalb stellt sich hier durchaus die Frage, ob seitens einiger Sensationsjournalisten nicht eine gezielte Skandalisierung vorgenommen wird! Denn plötzlich wird der freie Kapitalverkehr und die Geldanlage in fernen Ländern kritisiert und skandalisiert, bloß weil der Geldanleger sich eine möglichst steuersparende Konstruktion sucht.
Banken mit weltweitem Niederlassungsnetz als Dienstleistungs-Partner
Die Deutsche Bank betonte gerade in den letzten Wochen verstärkt, dass sie lediglich ein Bankunternehmen wäre und Dienstleistungen bereitstellen würde. Allerdings umfasst dies keine Steuerberatung und deshalb wären die Kunden selbst für die Einhaltung der steuerlichen Regelungen verantwortlich. Die Webseite der Deutschen Bank dboffshore.com wird da schon deutlicher! In einer Pressemitteilung vom Juli 2012 feiert das Unternehmen das 40-jährige Bestehen des Offshore Banking in Guernsey. Andreas Tautscher, Chief Country Officer, beschreibt dabei die Wirkung von niedrigen Steuern und attraktiven Rahmenbedingungen bei der lokalen Bankaufsicht in Guernsey: Diese Voraussetzungen hätten zu einer Entwicklung einer modernen Volkswirtschaft und zur Entstehung komplizierter Bankdienstleistungen geführt. Ähnliche Erklärungen und Mitteilungen würden sich bei näheren Recherchen sicher bei jeder Großbank und für ganz unterschiedliche Regionen finden lassen. Dabei bewegen sich Geldanleger und Bank oftmals in einer Grauzone. Was ist „gerade noch“ erlaubt und wo ist die Linie der ehrlichen Besteuerung schon überschritten? Die Antwort auf diese Frage beschäftigte schon Jahre lang hoch spezialisierte Steuerberater und Finanzfachleute. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Aufregung im Sande verlaufen wird und am Ende des Prozesses – wieder einmal – neue Regeln stehen werden.
Gezieltes Ablenkungsmanöver zu Lasten der Deutschen Bank
Der „Offshore-Skandal“ wird noch deutlicher, wenn man ihn in den Jahreskalender einordnet. Der Wahlkampf von Peer Steinbrück, SPD, nimmt nur sehr schleppend Fahrt auf. Seine eigenen Honorarforderungen für kurze Vorträge auch bei Stadtwerken und Genossenschaftsbanken überschatten immer noch die Kandidatur. Deshalb kommt dieser Offshore-Skandal ganz gelegen: Hier können neue Forderungen der SPD – beispielsweise nach einem „Steuer FBI“ – oder einer noch härteren Regulierung artikuliert werden. Dabei vergisst die Politik aber, dass der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück die größte Steuererhöhung der Geschichte der Bundesrepublik durchgezogen hat: Ehemals steuerfreie Spekulationsgewinne bei langjähriger Haltefrist unterliegen plötzlich einer Besteuerung und die Finanzbranche wurde einer immer zunehmenderen Regelungswut unterzogen (siehe auch: Schreckgespent Vermögenssteuer).
Deshalb sollte die wirkliche Frage eigentlich nicht lauten, ob die Deutsche Bank Geschäfte mit Steueroasen gemacht hat! Stattdessen sollte man fragen, ob die Regulierungswut in der EU und auch die Besteuerung von faktischen Kaufkraftverlusten (selbst bei einer Rendite unterhalb der Inflationsrate zu bezahlen!) nicht die Anleger aus Europa heraus treiben. Und dann ist es bei großen Vermögen nur noch ein winziger Trippelschritt, um eine verschachtelte Konstruktion zu erfinden.
Keine Kommentare
Es gibt noch keine Kommentare! Schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel!