Autoversicherungen greifen seit Neuestem auf die Telematik zurück. Das ist eine kleine Box, die Daten über das Fahrverhalten sammelt und daraus ein Punktesystem erstellt. Vorsichtiges Fahren soll so mit Preisnachlässen belohnt werden. Aber ist das eine faire Methode für den individuellen Versicherungstarif oder einfache Datensammelei?

Punktesammeln ist für viele Autofahrer nichts neues. Bei dem Telematik-Tarif kann mit den Punkten jedoch gespart werden. Die kleine elektronische Box zeichnet während der Fahrstrecke u.a. die Geschwindigkeit, Vollbremsungen, Kickstarts und Tempoverstöße auf. Via Mobilfunknetz werden die Daten direkt an die Versicherung gefunkt. Daraus ergibt sich eine Analyse die bestimmt, ob der Fahrer vorsichtig oder riskant gefahren ist. Bei der Jahresabrechnung werden vorsichtige Fahrer mit Rabatten belohnt.

„Pay as you drive“

In den USA läuft bereits jeder siebte Neuvertrag unter dem Motto „Pay as you drive“. In Deutschland befindet sich das System zum größten Teil noch in der Testphase. Die Direktversicherung der Sparkasse S-Direct (mehr Infos) begrenzt den Telematik-Tarif aktuell auf 1000 Kunden. Das Punktesystem bietet einen Maximalwert von 100 Punkten. Ein im alltäglichen Straßenverkehr kaum zu erreichender Wert. Denn das Fahren im Stadtverkehr, sowie Nachtfahrten zwischen 23 und 5 Uhr bringen bereits Punktabzüge, da sie ein erhöhtes Risiko bieten.

Video: Beitrag zur Telematik Versicherung

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Hält man am Ende einer Fahrt die Punktezahl über 80, gibt es am Ende des Jahres 5% Rabatt auf die Abrechnung. Sollte der Punktewert unter 80 liegen muss aber nicht draufgezahlt werden. In der Theorie sollen von dem System vor allem Fahranfänger profitieren, die zu Beginn ihrer Fahrerkarriere mit sehr hohen Beiträgen rechnen müssen. Bei sicherem Fahren soll durch die Rabatte gespart werden. Aber im Moment ist der Telematik-Tarif mit einem Aufpreis verbunden. Ferner greifen die 5% Rabatt erst im Folgejahr, sodass sich die tatsächliche Ersparnis kaum bemerkbar macht.

Die Datenkrake der Versicherungen

Wenn jede Fahrt mitsamt Startzeit, Tempo und Vollbremsungen dokumentiert wird, weiß die Versicherung über jede dieser persönlichen Daten Bescheid. Fahrtziele, die häufig angepeilt werden, wie der Arbeitsplatz oder die Wohnung von Freunden werden so einsichtig. Hobbys, Gewohnheiten und Auffälligkeiten werden leicht nachvollziehbar. In Deutschland wird deswegen vom momentan einzigen Anbieter der Telematik S-Direct ein anonymisiertes Verfahren gewählt. Das System wurde mit der Landesdatenschutzbehörde in Nordrhein-Westfalen abgestimmt. Die Daten werden von einem unabhängigen Rechenzentrum ausgewertet, die Identität des Fahrers bleibt dabei anonym. Die Versicherung erhält letztlich nur den errechneten Punktwert des Fahrers, aber keine Details der Fahrten.

Aktuell steckt diese Technik in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Bei Autoversicherungen lässt sich hierzulande immer noch am besten mit einem ausführlichen Tarifvergleich sparen, wie ihn bspw. autoscout24 anbietet. Sollte sich der Telematik-Tarif auch in Deutschland durchsetzen, wird er vor allem die Fahrer ansprechen, die selten nachts oder in der Stadt fahren.

Berater Tipp

Normaltarife: Immer vorab informieren!

In den Normaltarifen bleiben dann Fahrer mit erhöhtem Unfallrisiko. Diese Tarife könnten dann dadurch steigen. Auch hier gilt es, sich im Vorfeld ausführlich zu informieren.

Bildquelle: Goodluz – Shutterstock.com