Viele exportierende Unternehmen insbesondere im Maschinenbau- und Automobilsektor Deutschlands vermelden immer wieder neue Rekordzahlen. Allerdings nicht aufgrund der Umsätze auf dem eigenen Heimatmarkt, sondern basierend auf Exporterlösen und neuen Rekordverkäufen insbesondere in China. Die Wachstumsraten als Maßzahl für China Wirtschaftsentwicklung übersteigen die in Europa üblichen Werte bei weitem.
Beeindruckender Wachstumspfad der chinesischen Wirtschaft
Manche Skeptiker fragen sich schon, wie lange dies so weitergehen kann. Oder ob der Staatssektor in China so aufgebläht wäre, dass er alleine einen künstlichen Nachfrageboom auslösen würde? Vergleichen Sie am Besten die Entwicklung des Staatssektors im Verhältnis zur Gesamtwirtschaft! Die Zahlen des chinesischen statistischen Jahrbuchs geben einen Einblick in den beeindruckenden Wachstumspfad der chinesischen Volkswirtschaft. Wenn Sie das Bruttonationaleinkommen (Gross Domestic Product) als Indikator heranziehen, dann ist das Volkseinkommen im Jahr 2000 5,3-mal so hoch wie noch 1990.
Video: China auf der Überholspur
Machtzuwachs der kommunistischen Partei wächst
Im Jahr 2012 konnte in nur einem Jahr ein Wachstum von 9,69 % realisiert werden. Besonders interessant wird die Frage der Entwicklung der gesamten Wertschöpfung Chinas, wenn wir die politische Landschaft und die Marktöffnung einbetten. Der Machtzuwachs der kommunistischen Partei Chinas ist enorm. Während die erste Versammlung im Jahr 1920 in Shanghai eher regional geprägt war, hat die Partei heutzutage einen Gesamtführungsanspruch. Allerdings setzte sich unter den Reformern die Maxime durch, dass nur eine marktwirtschaftlich orientiertere Politik es ermöglichen würde, die flächendeckenden Probleme des fehlenden Einkommens bis hin zur Unterernährung in einigen Landstrichen in Griff zu bekommen.
Privatunternehmen gern gesehen
Es gibt zwar immer noch die – auch von westlichen Politikern oftmals angesprochenen – Probleme im Bereich Meinungsfreiheit und Demokratie. Privatunternehmen werden aber entgegen der ursprünglichen kommunistischen Idee der volkseigenen bzw. staatlichen Betriebe sehr gerne gesehen.
Gewaltige Staatsausgaben – Staatsquote = 24%
Wenn Sie die China Wirtschaftsentwicklung richtig einordnen und beurteilen möchte, dann sehen Sie sich mit uns einmal die Höhe der Staatsausgaben und deren Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung einmal genauer an. Wie in anderen entwickelten Volkswirtschaften auch ist der Staat ein sehr bedeutender Wirtschaftsteilnehmer! Der prozentuale Anteil der Staatsausgaben am Bruttosozialprodukt Chinas sank im Zeitraum von 1990 bis 2000 leicht von 16,51 % auf 16 % ab. Allerdings sprechen die aktuellen Zahlen von 2012 leider eine andere Sprache: Inzwischen ist die Staatsquote auf mehr als 24 % gestiegen. Jeder vierte in der Volkswirtschaft ausgegebene Yuan wird also vom Staatssektor verbraucht!
In Euro umgerechnet beträgt der Staatsetat Chinas alleine in einem Jahr 1.482 Milliarden Euro und stellt damit die Staatsausgaben vieler anderer Länder bei weitem in den Schatten. Wenn Sie dies mit den Staatsausgaben in Deutschland vergleichen, dann werden die enormen Dimensionen bei China Wirtschaftsentwicklung noch deutlicher. In den Veröffentlichungen des deutschen Bundesfinanzministeriums finden sich Staatsausgaben im Jahr 2014 (ohne Länder, Städte, Gemeinden) alleine für den Bund in Höhe von 295,4 Milliarden Euro. Damit ist der chinesische staatliche Sektor beinahe fünf Mal so groß wie die Bundesverwaltung inklusive deren Aufgaben für soziale Sicherung und Renten.
Wachstumsmotor oder Blasenbildung?
Wenn Sie in den nächsten Wochen intensiver die Wirtschaftspresse und die Nachrichten beobachten, dann werden Sie sicherlich weiterhin die Faszination der chinesischen Wirtschaft und des riesigen Marktes spüren. Allerdings melden sich die ersten Zweifler, die aufgrund der sehr hohen Immobilieninvestitionen von einer kurzfristigen Blasenbildung und Abkühlung ausgehen. So kann es durchaus sein, dass der weltweit beinahe einmalige Wachstumsprozess bei China Wirtschaftsentwicklung in einen normalen Konjunkturzyklus einmündet, bei dem Wachstumsphasen und Wachstumsdellen miteinander abwechseln.
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Titelbild: © Ollyy – shutterstock.com
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